„Incentive-Party“ Facebook-Event rückt Ergo-Pressekonferenz ins Rampenlicht

Am Mittwoch wird Versicherer Ergo sich zu aktuellen Vorwürfen äußern. Kernthema: Mögliche Lustreisen nach Budapest. „Die Partei“ will das Medieninteresse noch weiter verstärken - und hat mit einer Facebook-Aktion Erfolg.

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Am Mittwoch kommt es zum Facebook-Showdown vor der Ergo-Zentrale. Quelle: handelsblatt.com

Facebook-Partys haben in der jüngeren Vergangenheit zweifelhafte Berühmtheit erlangt. Das Prinzip dahinter: Auf den Seiten des sozialen Netzwerks wird eine offene Einladung ausgesprochen – und eine unkalkulierbare Anzahl von Besuchern schlägt auf. Das kann ein Unfall sein, wie im Falle der 16-jährigen Tessa, die versehentlich die ganze Welt zu ihrem Geburtstag nach Hamburg einlud. Über 1000 „Gäste“ kamen und verwüsteten die Nachbarschaft.

Das kann aber auch gewollt sein. Ex-Titanic-Chefredakteur Martin Sonneborn lädt die ganze Welt mit voller Absicht zur „Incentive-Party“ vor die Ergo-Zentrale in Düsseldorf ein. Der Gründer der Partei mit dem selbsterklärenden Namen „Die Partei“ hofft auf rege Besucherströme am Mittwochvormittag – parallel zu einer Pressekonferenz, auf der sich der Versicherungsriese zu den Vorwürfen (Sex-Reisen nach Ungarn, mögliche Falschberatung bei Riester-Proukten) erklären will. Dresscode für die Demonstration, die keine sein will: Frivol, gerne im Bademantel, „blaue Armbänder“ oder auch Sektflaschen willkommen. „Incentive“ beschreibt motivierende Anreize für Mitarbeiter. Anreize, die auf den mittlerweile bekannten Fahrten nach Budapest auf moralisch höchst zweifelhafte Weise geschaffen wurden.

Das Medienecho auf Sonneborns Aktion ist jedoch größer, als es der Zuspruch auf der Facebook-Seite vermuten lässt. Rund 470 Zusagen stehen bisher über 2000 nicht gegebene Antworten gegenüber. Wie viele dieser Zusagen am Ende tatsächlich eingehalten werden, kann nur spekuliert werden. Aber der „Partei“-Chef hat schon im Vorfeld erreicht, was er erreichen wollte: „Wir unterstützen nur die Ergo-Versicherung im Ringen um Aufklärung und Aufmerksamkeit.“

Ergo sieht dem Bademantel-Event vor der Firmenzentrale mit gemischten Gefühlen entgegen. Offiziell äußert sich niemand. Die ungewollte Öffentlichkeit ist aber natürlich eine Herausforderung für die Öffentlichkeitsarbeiter des Unternehmens. Niemand werde die Party verhindern, heißt es von dort. Allerdings kommen die Antworten so unwirsch, dass klar wird:  Mit Unterstützung in Form von Verpflegung oder Anziehsachen für Leichtbekleidete können die Teilnehmer des ungewollten Aufmarsches nicht rechnen. Handelsblatt-Autor Thomas Schmitt schlug Ergo allerdings vor, das Ganze gelassen zu nehmen: „Als Journalist fände ich es cool, wenn Ergo sich an der Party beteiligen würde und ein Event daraus machen würde. Klar, was dort passiert ist, kann man nicht entschuldigen. Eignet sich auch wunderbar für Satire-Aktionen. Aber ich finde auch: Die sind auf einem guten Weg.“

Entsprechend der satirischen Vorlage wird auf der Facebook-Seite der Veranstaltung auch kaum ernsthaft diskutiert. Augenzwinkernde Wortbeiträge sowie Zu- und Absagen dominieren das Bild. Aber auch extremere Positionen lassen sich finden: Manche nutzen die Seite als Pranger für ihre schlechten Erfahrungen mit der Versicherung, andere loben die gute Arbeit der Presseabteilung oder mahnen, dass die eigentlichen Verantwortlichen schon längst nicht mehr greifbar seien und die ganze Aktion sinnlos wäre.

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