Griechenland-Krise Potentielle Giftanleihen gefährden EU-Bankensystem

194 Milliarden potentieller Giftanleihen Griechenlands, Portugals und Irlands lagern in Europas Banken. Sie belasten vor allem einheimische Institute - ein Crash würde aber vor allem deutsche Geldhäuser hart treffen.

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Ein Crash in Griechenland würde vor allem griechische und deutsche Banken gefährden - das zeigen Daten des Bankenstresstests. Quelle: handelsblatt.com

Eine Staatspleite in Griechenland würde deutsche Banken besonders hart treffen - das zeigen die Ergebnisse des Stresstests, den die europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA am Freitag Abend in London veröffentlicht hat.

Deutsche Geldinstitute haben demnach griechische Staatsschulden in Höhe von rund 8,8 Milliarden Euro in den Büchern - sie halten neun Prozent aller griechischen Staatschulden in Höhe von 98,2 Milliarden Euro, die im europäischen Bankensystem stecken (Exklusive Zusammenstellung). Französische Banken liegen mit rund 7,9 Milliarden Euro (acht Prozent) an zweiter Stelle.

Größter deutscher Einzelgläubiger Griechenlands ist die Commerzbank, die knapp 3,1 Milliarden Griechenland-Anleihen in ihren Büchern hat, zeigen die von der Bundesbank veröffentlichten Detaildaten. Auf dem zweiten Platz liegt die Deutsche Bank (1,7 Milliarden Euro), gefolgt von der Landesbank Baden-Württemberg (0,8 Milliarden Euro) und der DZ Bank (0,7 Milliarden Euro).

Betrachtet mal alle drei Krisenstaaten Griechenland, Irland und Portugal zusammen, dann haben die 90 betrachteten Banken Staatsanleihen im Wert von 194,1 Milliarden Euro in ihren Büchern. Jeweils rund zwei Drittel davon liegen bei Geldinstituten aus dem jeweiligen Krisenstaat.

So wäre eine Insolvenz Athens für die ohnehin stark angeschlagenen griechischen Banken verheerend - diese halten 65,8 Milliarden Euro oder 67 Prozent der griechischen Staatsanleihen. Sollte die Regierung in Athen ihre Schulden nicht mehr bedienen können, würde dies die griechischen Banken also in massive Schwierigkeiten stürzen. Ähnlich sieht es in den anderen Euro-Problemländern aus.

Irische Banken halten halten 61 Prozent der irischen Staatsanleihen im Gesamtvolumen von 52,7 Milliarden Euro, portugiesische Banken halten 63 Prozent von Portugals Staatsanleihen (43,2 Milliarden Euro).

Die EBA spielt die Gefahren in ihrem Bericht herunter: “Selbst unter brutalen Szenarien würden die direkten Erstrunden-Effekte [von Staatspleiten] vor allem die Geldinstitute in den Heimatländern treffen”, heißt es im Bericht der EBA. Dann würde in den Banken weiteres Eigenkapital vernichtet.

Dies könne aber über “glaubwürdige Schutzmechanismen wie den bereits beschlossenen Hilfspaketen für Irland, Portugal und Griechenland” wieder ersetzt werden. Allerdings betont die europäische Bankenaufsicht auch, dass die mögliche Zweitrundeneffekte bei Staatspleiten nicht berücksichtigt hat. Eine Bankenkrise in Griechenland würde Geldinstitute in Deutschland auch indirekt treffen - sie sind für zehn Prozent aller Geschäfte (rund 1,7 Milliarden Euro), die griechische Banken mit anderen EU-Instituten machen, die Gegenpartei. Französische Banken machen dagegen nur halb so viele Geschäfte mit griechischen Geldhäusern.

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