Sentix-Marktradar Inflationssorgen wachsen

Die Krise in Nordafrika lässt die Anleger weitgehend kalt, sie bleiben optimistisch für die Konjunktur in Europa. Dafür wachsen die Sorgen vor Inflation.

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Händler bei der Arbeit: Anleger setzen weiter auf einen Konjunkturaufschwung in Europa. Quelle: handelsblatt.com

Auch im Monat März kann der Sentix Gesamtindex für Euroland zulegen. Auch wenn das Plus mit 0,4 Punkten nur gering ausgefallen ist, so wurde das Ergebnis mit Spannung erwartet, da die Unruhen in den Nordafrikanischen Ländern und der damit einhergehende Ölpreisanstieg neue Faktoren für die Konjunkturbeurteilung der Investoren darstellen. Als Ergebnis lässt sich feststellen, dass diese neuen Nachrichten bislang nicht als ernsthafte Bedrohung für die Ökonomien wahrgenommen werden. Die aktuelle Lage kann sogar noch um 4,75 Punkte zulegen, sodass dieser Teilindex mit +26,0 Punkten ein Dreijahreshoch markiert. Zuletzt war die aktuelle Lage in Euroland im April 2008 so gut eingeschätzt worden. Die Konjunkturperspektiven auf Sicht von 6 Monaten erhalten jedoch einen kleinen Dämpfer. Der Wert sinkt um 3,75 Punkte, bleibt aber oberhalb des im Januar 2011 gemessenen Indexstandes.Hier kann man leichte Bremsspuren ablesen, der Rückgang ist dennoch als moderat zu werten. Damit stellen sich die Voraussetzungen auf ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum in Euroland bis ins dritte Quartal 2011 als gegeben dar. Auch wenn die Anleger den Wirtschaftsaufschwung nicht gefährdet sehen, so sorgen sie sich sehr stark um die aktuellen inflationären Tendenzen. Das Themenbarometer für die Inflation, das zeitgleich zu den Konjunktureinschätzungen erhoben wurde, zeigt diese hohe Sensibilität an.Seit 2004 werden diese Daten aufgezeichnet und der Wert im Teilindex der Institutionellen ist mit -41 der zweittiefste Wert (je niedriger der Wert ausfällt, desto höher sind die Inflationsängste), der jemals gemessen werden konnte. Aber auch die Privatanleger sind in Sachen Inflation stark beunruhigt. Der Handlungsdruck für die EZB in Bezug auf ihre Zinspolitik ist aus Investorensicht mehr als gegeben. Im globalen Kontext kann die US-Wirtschaft am stärksten in der Anlegergunst gewinnen. Der Gesamtindex legt um 5,0 Punkte zu, getrieben von einem deutlichen Aufschlag von 9,00 Punkten in der Lagebeurteilung und einem leichten Zugewinn in den Konjunkturerwartungen. Erholungstendenzen am US-Arbeitsmarkt werden genauso positiv beurteilt wie die weiter nach oben zeigenden Frühindikatoren und Einkaufsmanager-Indizes in Nordamerika. Doch die Anleger differenzieren und sehen bei den Emerging Markets eine andere Tendenz. Der Negativ-Trend der Vormonate setzt sich in diesen Regionen ebenfalls fort. Sowohl für Asien ex Japan als auch für die Region Lateinamerikas müssen Rückgänge in den Gesamtindizes vermeldet werden.

Diese Entwicklungen basieren auf Rückgänge in allen Teilkomponenten. Ursächlich hierfür sind die eingeleiteten Bremsmanöver (Leitzinsanhebungen) von Regierungen und Notenbanken u.a. in China und in anderen Emerging Markets sowie die höhere Sensitivität dieser Volkswirtschaften auf steigende Ölpreise. 2011 scheint damit das Spiegelbild des Vorjahres. Die Hoffnungen der Investoren ruhen in diesem Jahr mehr und mehr auf den etablierten Säulen der Weltwirtschaft, allen voran auf Euroland, USA und Japan. Die aufstrebenden Länder kühlen sich aus Investorensicht eher ab.

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