Subprime-Auswirkungen Krise trifft Japans Banken

Nachdem Japans Großbanken im vergangenen Jahr erst ein Tief hinter sich gebracht haben, ist die nächste Krise bereits da. Die Gewinnzahlen des laufenden Geschäftsjahres brachen teils drastisch ein. Die Subprime-Krise ist zwar ein wesentlicher Faktor bei dieser Entwicklung, allerdings nicht der Einzige.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die japanische Großbank Mizuho Financial Group ist eines der Finanzinstitute, das wenig mit der Subprime-Krise zu tun hatte, aber trotzdem Verluste zu verbuchen hat. Foto: ap Quelle: ap

TOKIO. Für Japans Finanzbranche hat das Jahr 2008 schlechter begonnen als erwartet. Erst 2007 hatten die Institute eine zähe Krise um uneinbringliche Kredite für beendet erklärt und eine neue Phase guter Geschäfte angekündigt. Doch nun präsentieren die großen Banken für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres (bis Ende März) im Schnitt 45 Prozent weniger Gewinn als im Vorjahreszeitraum (Grafiken).

Grund ist nicht nur die US-Hypothekenkrise. Auch das Kreditgeschäft entwickelte sich nicht wie erwartet. Betroffen waren die Nachfrage durch Verbraucher ebenso wie die Unternehmensfinanzierung. Hinzu kommt, dass ein nachhaltiger Anstieg des Yens gegen den Dollar auch solide Auslandsinvestments im Wert sinken lässt. Das schmerzt besonders, da sich die Branche doch im Frühsommer noch dafür loben ließ, sich wieder etwas mutiger in Übersee zu engagieren. "Offen gesprochen, die Unruhen an den Finanzmärkten führten insgesamt zu einem wirklich harten dritten Quartal für uns", sagte der Chef der ebenfalls betroffenen Nomura-Finanzgruppe, Nobuyuki Koga.

Die drei größten Spieler in Japan sind vor Nomura die Mitsubishi UFJ Financial Group (MUFG), die Sumitomo Mitsui Financial Group (SMFG) und die Mizuho Financial Group. Diese Megabanken sind in den vergangenen zehn Jahren durch Dutzende von Fusionen aus weniger profitablen Instituten entstanden. Doch gerade weil Japans Finanzindustrie bis vor einigen Jahren mit sich selbst beschäftigt war und wenig Überschüsse anzulegen hatte, traf die Subprime-Krise sie nur gedämpft. Insgesamt mussten die acht größten Banken in den abgelaufenen drei Quartalen 700 Mrd. Yen an Investments in die berüchtigten Papiere abschreiben. Das sind 4,5 Mrd. Euro, aber nur ein Bruchteil dessen, was die Branche im Westen verkraften musste. Am meisten bezahlte mit 275 Mrd. Yen im dritten Quartal die Mizuho-Gruppe. "Mizuho kannte die Risiken nicht und machte das nach, was die US-Banken taten", sagt Edwin Merner von Atlantis Investment Research. "Mitsubishi dagegen betritt Neuland immer etwas langsamer, was diesmal günstig war."

Die relative Unabhängigkeit vom Subprime-Problem versetzt Japans Banken in eine Position der Stärke. Denn weniger Gewinn bedeutet nicht, dass die Tresore nach vier Jahren Aufschwung nicht gut gefüllt sind. Die drei Megabanken seien für Engagements in jedem Institut bereit, das in Schieflage geraten sei, heißt es in der Branche.

Es war wieder die Mizuho-Gruppe, die als erste zugriff. Sie beteiligte sich mit 1,2 Mrd. Dollar an der US-Investmentbank Merrill Lynch. Der Einstieg in Amerika zieht zwar auch Kritik auf sich. "Mizuho hätte das Geld besser behalten, um seine Kapitalbasis zu stärken", sagt Takahiko Murai von Nozomi Securities. Doch die Japaner sind zugleich stolz, erstmals seit den 80er-Jahren wieder auf der großen Bühne mitspielen zu können.

In der Heimat allerdings bröckelt die Einnahmebasis. Die Wirtschaft hat Ende 2007 vermutlich zu wachsen aufgehört, so dass die wichtigsten Banken unter dem Strich 1,7 Prozent weniger Kredite vergaben. Diese langfristig beunruhigenden Details aus den Quartalsbilanzen verunsichern Branche wie Anleger gleichermaßen - Bankaktien schwankten zuletzt heftig und gaben tendenziell nach.

Seit einer Gesetzesänderung im Jahr 2006 leiden zudem die auf Konsumkredite spezialisierten Töchter der Banken. So verbuchte Mitsubishi UFJ Nicos, der Kreditkartendienstleister der Gruppe, ein Minus von 334 Mrd. Yen. Die direkten Verluste aus Subprime-Anlagen beliefen sich im Fall der MUFG dagegen nur auf 55 Mrd. Yen. Beim Blick auf die Halbierung des MUFG-Neunmonatsergebnisses ist zudem - wie bei den anderen Banken - zu sehen, dass die Branche 2006 ein sehr hohes Gewinnniveau erreicht hatte.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%