Spiegel-Leser wissen weniger

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Der "Spiegel" macht Schlagzeilen. Doch in den vergangenen Wochen waren es weniger die Titelgeschichten, die Furore machten, sondern vielmehr die kuriose Suche nach einem Chefredakteur. Die mediale Schnitzeljagd treibt immer kuriosere Blüten.

Hinter den Kulissen werden bereits "Spiegel Online"-Chef Mathias Müller von Blumencron und der Berliner Büroleiter Georg Mascolo als neues Führungstandem gefeiert. Mitarbeiter des Hamburger Verlages werden nicht müde, das Tandem als strahlende Sieger des Beauty-Contests zu feiern. Die Nachrichtenagentur dpa meldet sogar: "Spiegel löst Aust-Nachfolge mit Doppelspitze aus dem eigenen Haus".

Das ist eine glatte Falschmeldung. Denn noch ist nach unseren Recherchen kein Vertrag unterschrieben. Ohne Bernd Kundrun, Vorstandschef von Gruner + Jahr, geht gar nichts. Und wo ist Kundrun?

In der Hamburger Konzernzentrale am Baumwall ist er nicht. Der fröhliche Rheinländer macht Urlaub und zwar die ganze Woche. Zu einer Unterschrift unter einen Chefredakteurvertrag kommt es in den nächsten Wochen also nicht.

Doch das interessiert in diesen turbulenten Tagen in Hamburg niemand. Offensichtlich bemerkt der "Spiegel" nicht, dass er sich mit seiner seltsamen Öffentlichkeitsarbeit selbst beschädigt. Statt über Themen und Strategien für das Heft und für den Verlag zu diskutieren, trascht man selbstverliebt über Personalien. "Spiegel"-Leser wissen in diesen Tagen weniger.

Nach der Absage des ZDF-Moderators Claus Kleber weiß jetzt jeder in der Republik, dass die Chefredaktion des "Spiegel" längst nicht mehr die interessanteste Aufgabe für einen Medienmann mehr ist. Offenbar macht das Vorlesen von Nachrichten in Mainz mehr Spaß als die "Schlangengrube" in der Hamburger Brandswiete.

Wir haben einen Vorschlag zur Güte: Warum schweigen nicht ganz einfach alle Spiegel-Verlagsmitarbeiter?

Hoffentlich wird der Vertrag für Herrn Blumencron, Herrn Mascolo oder sonst wen bald unterschrieben, damit endlich der "Spiegel" mit guten Geschichten Schlagzeilen macht und nicht mit hauseigenen Personalien.

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