Indexfonds-Sparpläne Wenn ETFs zu Gebührenfressern werden

Sie gelten als sinnvoller und effizienter Weg, langfristig auch mit kleinen Beträgen für das Alter vorzusorgen. Doch ETF-Sparpläne können "dank" der Bankgebühren auch ziemlich teuer werden. Worauf Anleger achten sollten.

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Quelle: Pressebild

DÜSSELDORF. Der Blick auf die Abrechnung ihrer Direktbank ist für die junge Sparerin ernüchternd: Mit 2,50 Euro lässt der Broker sich das Ausführen des ETF-Sparplans Monat für Monat vergüten. Bei einer Sparrate von 50 Euro sind das immerhin satte fünf Prozent. Das lässt die Anlagesumme empfindlich schrumpfen.

Auch der 35-Jährige, der für sein Patenkind spart, reibt sich verwundert die Augen. Monatlich legt er 25 Euro an. Doch gut zehn Prozent der Sparsumme fließen gar nicht erst ins Depot, sondern landen bei der Bank.

Die Beispiele zeigen, dass ETF-Sparen mitunter teuer ist. Doch die Gebühren unterscheiden sich je nach Anbieter deutlich. Während einige Sockelbeträge berechnen, entscheidet bei anderen einzig die Anlagesumme über die Gebühr. Die Comdirect stellt pauschal 2,50 Euro plus 0,4 Prozent des Ordervolumens in Rechnung. Gespart wird ab 25 Euro pro Monat.

Maxblue nimmt die gleichen Gebühren, bietet die Sparpläne aber erst ab Raten von 50 Euro an. Die DAB Bank ist minimal günstiger. Hier zahlen Anleger ebenfalls 2,50 Euro pro Ausführung. Hinzu kommen 0,25 Prozent des Ordervolumens. Die Mindestrate beträgt 50 Euro. Cortal Consors und S-Broker berechnen zwei beziehungsweise 2,5 Prozent der Anlagesumme. Eine Pauschale gibt es nicht. Welches Modell aus Anlegersicht günstiger ist, hängt von der Höhe der Sparrate ab.

Die Gebühren sind ein großer Nachteil gegenüber Sparplänen auf aktiv gemanagte Aktienfonds: Grundsätzlich gilt zwar, dass die passiv gemanagten Indexfonds günstiger sind als traditionelle Aktienfonds - schließlich fallen bei ETFs keine Ausgabeaufschläge an und die jährlichen Gebühren sind minimal.

Doch beim regelmäßigen Sparen kann sich der Kostenvorteil schnell umkehren.

Denn Fondssparen ist in der Regel kostenlos, es fallen keine Gebühren an. Auf die Ausgabeaufschläge geben viele Onlinebroker Rabatte, je nach Produkt entfallen sie ganz. "Doch auch wenn man einen aktiv gemanagten Fonds ohne Ausgabeausschlag bekommt, gibt es ihn nicht umsonst", sagt Arno Gottschalk, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen. "Die laufenden Verwaltungskosten sind deutlich höher als bei ETFs und das macht sich über die Jahre bemerkbar. Langfristig sind ETF-Sparpläne die bessere Wahl."

Ausweg aus dem Dilemma

Um vom Vorteil der ETFs gegenüber aktiv gemanagten Fonds auch beim regelmäßigen Sparen zu profitieren, sollten Anleger ihre Sparraten bündeln. "Wir empfehlen, quartalsweise zu sparen und die Sparraten entsprechend zu erhöhen", sagt Gottschalk.

Dass sich das vor allem bei kleinen Beträgen lohnt, zeigt das Beispiel des Sparplans für das Patenkind: Zahlt der Patenonkel statt drei monatlicher Raten à 25 Euro eine Rate in Höhe von 75 Euro pro Quartal, ist die Belastung mit etwas mehr als drei Prozent schon deutlich niedriger. Statt 7,50 Euro bei drei Sparraten fallen nur noch 2,50 Euro für eine Rate an. Noch etwas günstiger wäre in diesem Fall allerdings der Wechsel zu Cortal Consors mit einer Provision von zwei Prozent oder zum S-Broker mit 2,5 Prozent.

Noch lukrativer ist es für die Vorsorgesparerin, ihren monatlichen Sparplan über 50 Euro umzustellen: Statt 2,50 Euro oder fünf Prozent pro Sparrate - und insgesamt 7,50 Euro im Quartal -, kostet sie der Sparplan nur noch einmalig 2,50 pro Quartal und damit knapp 1,7 Prozent bei einer Rate von 150 Euro. Bei einer Rate von 300 Euro würden die Kosten sogar auf weniger als ein Prozent sinken. Damit ist der Sparplan mit Sockelbetrag dann auch günstiger als bei Anbietern mit prozentualer Gebühr.

Es lohnt sich also, genau nachzurechnen und die Gebühren der einzelnen Anbieter zu vergleichen.

Grundsätzlich gilt: Auf Sicht von zehn, zwanzig oder gar dreißig Jahren macht sich die Ersparnis bei den Gebühren enorm bemerkbar. Dass die Performance des Sparplans unter der Umstellung leidet, müssen Anleger nicht befürchten. "Es gibt keine Untersuchung, die zeigt, dass es besser ist monatlich statt quartalsweise zu sparen", sagt Thomas Meyer zu Drewer, Deutschland-Chef des ETF-Anbieters Lyxor. "Über einen Zeitraum von zehn oder 20 Jahren spielt das keine Rolle, viel entscheidender ist es, auf eine günstige Kostenstruktur zu achten."

"Freiwilliges Zwangssparen"

Vor allem bei der privaten Altersvorsorge sind langlaufende Sparpläne ein wichtiger Baustein. Dass die Gesetzliche Rente alleine nicht ausreichen wird, ist mittlerweile Konsens. Die staatliche Rente wird in den kommenden Jahrzehnten deutlich sinken - von heute rund 70 Prozent des letzten Nettoeinkommens auf nur noch 57 Prozent im Jahr 2040. Diese Lücke gilt es zu schließen. "Langfristig führt kein Weg daran vorbei, wir müssen alle für das Alter Geld zurücklegen", sagt Meyer zu Drewer. "Sparpläne eignen sich wunderbar als freiwilliges Zwangssparen."

Bei Anlegern sind die ETF-Sparpläne voll im Trend - und die Broker reagieren. Die Comdirect hat im vergangenen Herbst ihr Angebot deutlich ausgebaut. 87 ETFs sind mittlerweile sparplanfähig. "Damit können Anleger zahlreiche Investmentstrategien auch in Sparplänen abbilden", sagt Henning Seeler, Anlageexperte bei der Comdirect.

Von Ende 2007 bis Ende 2009 stieg die Anzahl der ETF-Sparpläne in den Depotsu mdrei Prozent. Bei Konkurrent Cortal Consors sind gut vier Prozent der Sparpläne, in die regelmäßig eingezahlt wird, ETF-Sparpläne, und ihr Anteil nimmt seit zwei Jahren kontinuierlich zu. "Aktuell sind 14 Prozent der neu abgeschlossenen Fonds-Sparpläne ETF-Sparpläne", sagt Klaus Beck, Direktor für das Privatkundengeschäft bei Cortal Consors. "Ein Vorteil der ETF-Sparpläne ist es, dass Anleger zwar mit langfristiger Perspektive sparen können, aber nicht wirklich festgelegt sind und so flexibel bleiben", sagt Finanzexperte Gottschalk.

"Sie können die Sparraten jederzeit aussetzen oder den Sparplan ganz auflösen, ohne zusätzliche Kosten befürchten zu müssen oder durch anfänglich hohe Abschlusskosten benachteiligt zu werden."

Sparpläne helfen zudem, das Einstiegsrisiko zu reduzieren und die eigene Psyche zu überlisten. Anders als bei der Einmalanlage profitieren Anleger auch von schwachen Börsenphasen, denn es kommen automatisch mehr Fondsanteile ins Depot. In Boomphasen mit hohen Kursen landen weniger ETF-Anteile im Depot. Dieser "Cost-Average-Effekt" (Durchschnittskosten- Effekt) gleicht Marktschwankungen automatisch aus.

"Auch wenn niemand die genaue Performance des Sparplans voraussagen oder gar garantieren kann, ist es wichtig, überhaupt Geld zurückzulegen", bekräftig Meyer zu Drewer. "Und da die wenigsten Zehntausende Euro auf einmal anlegen können, ist ein Sparplan erste Wahl."

Wie sich ein ETF-Sparplan rückblickend entwickelt hätte, hat Lyxor gemeinsam mit dem Institut für Vermögensaufbau ausgerechnet.

Basis der Betrachtung ist ein Indexsparplan auf einen Dax-ETF, dessen Historie für den dreißigjährigen Zeitraum vom 31. Dezember 1978 bis zum 31. Dezember 2008 rekonstruiert wurde. Der Indexsparplan wurde mit monatlichen Raten in Höhe von 100 Euro bespart, die Kosten wurden mit drei Prozent pro Jahr angenommen.

Das Ergebnis: Aus 360 monatlichen Einzahlungen à 100 Euro wäre bis Ende 2008 ein Vermögen von 113443 Euro geworden, was einer effektiven Rendite von 6,8 Prozent pro Jahr entspricht.

Besser hätte ein Anleger allerdings mit einer Einmalanlage in Höhe von 36000 Euro abgeschnitten. Dreißig Jahre später hätte er 287643 Euro sein eigen nennen können. Das entspricht laut Lyxor einer annualisierten Rendite von 7,2 Prozent.

"Diese Ergebnisse sind aber eigentlich nicht direkt vergleichbar", sagt Meyer zu Drewer. Für das relativ ungünstige Abschneiden des Sparplan gibt es der Untersuchung zufolge zwei Ursachen: Neben den Gebühren ist es die Entwicklung an den Aktienmärkten, die vor allem in der letzten Spardekade relativ schlecht war.

In den ersten beiden Dekaden von Ende 1978 bis 1988 und von Ende 1988 bis Ende 1998 erzielte der Dax-ETF jährliche Renditen von 8,6 und 14 Prozent, in der letzten Dekade bis 2008 verlor der ETF dann 0,5 Prozent pro Jahr. Das wirkte sich vor allem auf den Sparplan ungünstig aus, weil in den guten Jahren nicht besonders viel investiert war. Die Kursverluste gegen Ende der Laufzeit schlugen dann aber voll durch. "Während der Anlagebetrag im Fall der Einmalanlage 30 Jahre kontinuierlich investiert war, betrug die durchschnittliche Dauer, mit der die Sparraten im Index angelegt waren, beim Sparplan lediglich 15 Jahre", so Meyer zu Drewer.

Besser als Fondssparpläne

Deutlich besser schneidet der ETF-Sparplan im Vergleich mit Fondssparplänen ab. Während beide Varianten auf Sicht von 30 Jahren nahe beieinander liegen, punktet der ETF-Sparplan in der jüngeren Vergangenheit: Innerhalb von 20 Jahren erzielte der Indexsparplan auf den Dax eine effektive Rendite von 4,41 Prozent pro Jahr und in den zehn Jahren bis 2008 schrumpfte das Kapital sogar um jährlich 1,34 Prozent.

Die Produktklasse der in Deutschland investierenden Aktienfonds schaffte in den zwanzig Jahren bis Ende 2008 nach Kosten eine durchschnittliche effektive Rendite von nur 3,24 Prozent pro Jahr, schreibt Lyxor mit Verweis auf Zahlen des Fondsverbands BVI.

Mit einem zehnjährigen Sparplan hätten Anleger bis 2008 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von minus 3,41 Prozent deutlich mehr Kapital verloren als mit dem ETF. Auf Sicht von dreißig Jahren schaffte der ETF-Sparplan 6,8 Prozent und der Fondssparplan 6,44 Prozent Rendite pro Jahr. Trotz der in dieser Beispielrechnung mit drei Prozent recht hoch angesetzten Gebühren für das ETF-Sparen hat diese Variante also die Nase vorn.

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