Hapag-Lloyd Reederei dämpft Börsenpläne erneut ein

Vier Jahre nach dem ersten Anlauf plant Hapag-Lloyd den Gang an die Frankfurter Börse – allerdings mit einem deutlich geringeren Emissionsvolumen als geplant. Der Konzern macht schon zum zweiten Mal Abstriche.

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Ein Schiff von Hapag Lloyd liegt im Hafen von Hamburg. Die Reederei strebt noch in diesem Jahr den Börsengang an. Quelle: ap

Frankfurt Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd hat ihre Börsenpläne angesichts der wackligen Kapitalmärkte erneut eingedampft. Die Emission soll nun maximal rund 360 Millionen Euro groß werden, wie die viertgrößte Container-Reederei der Welt am Mittwoch mitteilte. Vor wenigen Wochen hatte Hapag-Lloyd noch von einem Milliarden-Börsengang geträumt und sich auch zuletzt noch gut 500 Millionen Euro erhofft. Vorstandschef Rolf Habben Jansen will den Sprung an die Börse trotzdem wagen: „Der Zugang zum Kapitalmarkt ist wichtig für uns.“ Vom Erlös sollen Hapag-Lloyd selbst gut 260 Millionen Euro zufließen. Mit dem Geld will das Traditionsunternehmen neue Schiffe und Container kaufen. Der ausstiegswillige Großaktionär TUI wirft nur dann einen Teil seiner Aktien beim Börsengang auf den Markt, wenn die Nachfrage entsprechend hoch ist.

Hapag-Lloyd ist nicht der erste Börsenkandidat, der an den Plänen Abstriche machen muss. Der fränkische Autozulieferer Schaeffler hatte nur Vorzugsaktien für 938 Millionen Euro ausgegeben statt wie erhofft für mehr als 2,5 Milliarden. Auch die Bayer -Kunststofftochter Covestro reduzierte das Emissionsvolumen. Sie hoffen, dass sich später weitere Aktien zu höheren Preisen platzieren lassen.

Auch bei der Bewertung muss Hapag-Lloyd offenbar Abstriche machen. Banker hatten den Börsenwert im Vorfeld auf bis zu fünf Milliarden Euro veranschlagt, nun liegt er je nach Ausgabepreis zwischen 3,0 und 3,75 Milliarden Euro. Die Preisspanne wurde auf 23 bis 29 Euro je Aktie festgelegt, bis zu 15,7 Millionen Stück können von Donnerstag an bis zum 27. Oktober gezeichnet werden. Die neuen Aktionäre halten damit nur rund ein Zehntel der Hapag-Aktien, zusammen mit bestehenden Kleinaktionären wie MM Warburg und Signal Iduna kommt die Reederei nach der Erstnotiz auf einen Streubesitz von 19 Prozent. Das Debüt an der Frankfurter Börse ist für den 30. Oktober geplant. Es ist nicht der erste Anlauf: Vor viereinhalb Jahren hatte der Konzern seinen Börsengang nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima abgesagt.

Finanzielle Unterstützung erhält Hapag-Lloyd diesmal von den Großaktionären Klaus-Michael Kühne und CSAV. Sie wollen für je 26 Millionen Euro neue Aktien kaufen und damit ein Fünftel der Emission absichern. Der Unternehmer Kühne (Kühne & Nagel ) hält 21 Prozent an Hapag-Lloyd, die chilenische Reederei CSAV 34 Prozent. Bei der Zusammenlegung der Container-Sparten mit CSAV hatte Hapag-Lloyd den Südamerikanern versprochen, dem gemeinsamen Unternehmen eine Kapitalspritze zu verpassen. Diese Zusage wird mit dem Börsengang zumindest teilweise umgesetzt. Der Reisekonzern TUI hält 14 Prozent und will als einziger Großaktionär einen Teil davon abgeben - maximal 4,2 Millionen Aktien. Die Federführung beim Börsengang haben Deutsche Bank, Goldman Sachs und Berenberg.

„Den perfekten Zeitpunkt für einen Börsengang erwischt man nie“, hatte Habben Jansen Reuters Ende September gesagt. „Er wird unsere Fähigkeit stärken, eine Strategie zu verfolgen, die sich auf Wertschöpfung für unsere Aktionäre konzentriert"“, erklärte der Niederländer am Mittwoch. Für rund 175 Millionen Euro will er Schiffe kaufen, knapp 90 Millionen Euro sind für Container eingeplant, von denen Hapag-Lloyd die meisten bisher nur gemietet hat. Im ersten Halbjahr fuhr die Reederei bei 4,7 Milliarden Euro Umsatz ein operatives Ergebnis (Ebit) von 268 Millionen Euro ein.

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