Hirnforschung So bleibt das Gehirn auch im Alter fit

Wenn manche Gehirnfunktionen mit zunehmendem Alter nachlassen, ist das ein ganz natürlicher Prozess, der sogar gute Seiten haben kann. Mit Alzheimer muss das überhaupt nichts zu tun haben.

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Das Gehirn ist im Alter weniger leistungsfähig. Ein natürlicher Prozess, der nichts mit Demenzerkrankungen zu tun haben muss. Quelle: dpa

Washington Das Gehirn altert – so wie der Rest des Körpers auch. Aber es gibt Mittel und Wege, sich trotzdem auch im hohen Alter einen scharfen Verstand zu bewahren, wie aus einer jüngst veröffentlichten Studie hervorgeht. Das renommierte amerikanische Institute of Medicine (IOM) hat dazu untersucht, was Wissenschaftler über das sogenannte kognitive Altern – also die Veränderungen in der mentalen Funktionsweise im Altersprozess – herausgefunden haben.

Es geht dabei nicht um Krankheiten wie Alzheimer, sondern um den natürlichen Prozess, der keineswegs so schlecht sein muss. Weisheit kann vielmehr mit dem Alter wachsen und jahrelange Erfahrung ist oft unbezahlbar, wie Dan Blazer betont. Er ist IOM-Vorsitzender und emeritierter Professor für Psychiatrie. „Das Gehirn altert in uns allen. Aber es gibt eine große Bandbreite, auf welche Art es altert“, sagt er.

Bei klarem Verstand zu bleiben ist eines der größten Anliegen der Senioren – und das aus gutem Grund. Die IOM-Studie warnt, dass auch ein geringfügiges Nachlassen der mentalen Stärke schwere Folgen für den Alltag haben kann. So werden ältere Menschen häufiger Opfer von finanziellem Betrug, sie haben Probleme beim Autofahren und andere Schwierigkeiten in einer zunehmend technisierten Welt.

Auch wenn viele Menschen laut der Studie nichts oder nur wenig von den kognitiven Veränderungen bei sich bemerken, so verarbeiten viele, wenn sie älter werden, Informationen langsamer, haben Probleme mit dem sogenannten Multitasking. Das Arbeitsgedächtnis – der Kurzzeitspeicher unseres Gehirns – lässt mit dem Alter oft nach. Aber das Langzeitgedächtnis bleibt intakt – auch wenn es zum Beispiel länger dauert, sich an den Namen eines Menschen zu erinnern.

Diese Art von Veränderung kann so lange nicht offensichtlich sein, bis jemand etwa mit einer komplexen finanziellen Entscheidung konfrontiert wird oder gezwungen ist, eine schnelle Transaktion zu erledigen, wie Blazer sagt. Ältere Erwachsene verlieren umgerechnet drei Milliarden Dollar pro Jahr als direkte oder indirekte Folge von Finanzbetrug.


Bleiben Sie körperlich aktiv!

Was ist nun genau der Unterschied zwischen normalem Altern und kognitivem Verfall? „Da gibt es keine klare Grenze, die wir hier ziehen können“, warnt Blazer. Jemand, der Gedächtnisprobleme feststellt, müsse von einem Arzt untersucht werden, sagt IOM-Forscher Jason Karlawish von der University of Pennsylvania. Bei Alzheimer sterben die Nervenzellen im Gehirn ab. Beim normalen kognitiven Altern sterben die Neuronen nicht, wie er klarstellt. Sie arbeiten nur nicht mehr so gut.

Der beste Rat, um auch im Alter bei klarem Verstand zu bleiben: Körperlich aktiv bleiben. Je eher man damit anfängt, umso besser. Aber es ist nie zu spät, wie Blazer sagt.

Das IOM empfiehlt außerdem:

  • eine stetige Kontrolle bei hohem Blutdruck und Diabetes, sowie der Verzicht auf Rauchen. Das sind die Hauptrisiken für Herzkrankheiten - und alles was schlecht für das Herz ist, ist auch schlecht für das Gehirn.
  • einige Medikamente für Senioren – darunter bestimmte Psychopharmaka, aber auch Blasen- oder Schlafmittel und ältere Antidepressiva können das Gehirn umnebeln. Deswegen sollte man immer nach etwaigen Nebenwirkungen fragen.
  • sozial und intellektuell aktiv bleiben
  • ausreichend Schlaf
  • Vorsicht vor Produkten, die eine Verbesserung der kognitiven Funktionen versprechen. Laut IOM gibt es keine Beweise, dass Vitamine oder Nahrungsergänzungsmittel wirklich helfen.
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