Hotelgeschäft mit Backpacking „Flashpacker“ locken weltweit Investoren

Mit Rucksack im schicken Ambiente hausen: Das Phänomen „Flashpacking“ lockt Immobilien-Investoren an – weil die Hostel-Betreiber das Gebäude oft selbst pflegen. Nicht nur deshalb wittern die Geldgeber Millionengeschäfte.

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Ein Rucksacktourist auf der Khao San Road in Bangkok. Weil viele Backpacker komfortabel reisen wollen, werden Hostels qualitativ immer besser. Quelle: dpa

Bei Bier und Wein zusammen kommen, sich kennenlernen, das reisen genießen – Backpacker machen keinen All Inclusive-Urlaub, Backpacker wollen Abenteuer. Als Jacques Du Plessis in diesem Jahr einen Monat in Dublin verbrachte, entschied er sich deshalb für ein Hostel als Unterkunft. Das Hostel, in diesem Fall Generator, bietet einen eigenen Kinosaal, einen Whirlpool und eine Bar mit einem Kronleuchter aus Whiskey-Flaschen. „In einem billigen Hotel bleibt man anonym“, erklärt der 36-jährige. Bei einem Hostel gehe es eben mehr darum, die Atmosphäre zu spüren.

Du Plessis gehört zu den sogenannten „Flashpackern“. Das Akronym aus den Worten „flash“ (schick) und „backpacker“ (Rucksacktourist) steht für Reisende, die länger unterwegs sind, günstige Unterkünfte schätzen, aber auch Komfort wollen. Altersmäßig sind sie meist den „Millennials“ zuzuordnen, die zwischen 20 und Anfang 30 Jahre alt sind. Sie übernachten eher in gehobenen Hostels als traditionellen Hotels und tauschen in trendigen Bars Reisetips bevor sie in ihr blitzsauberes Mehrbettzimmer zurückkehren.

Die Ausgabefreude der Flashpacker macht Hostels auch für Investoren attraktiv. So interessieren sich gleich drei namenhafte Geldgeber: der französische Immobilien-Investmenttrust Foncière des Régions, der Private-Equity-Immobilienfonds Patron Capital Partners und der Vermögensverwalter Invesco für Investments. Die Hostels, die Unterkünfte auf einem höheren Niveau als die normalerweise von studentischen Rucksacktouristen bevorzugten Billigherbergen anbieten, sind profitabler als Billig-Hotels. Foncière des Régions hat bis zu 400 Millionen Euro für Investments in europäische Hostels bis 2018 vorgesehen.

Hostels seien „super-attraktiv“ für Anleger, weil die Unternehmen, die die Immobilien bewirtschaften, sich um die Gebäude kümmern, erläutert Philippe Le Trung, Leiter Unternehmensentwicklung bei Foncière des Régions. Nachdem das weltweit, für Immobilien-Investments verfügbare, Kapital auf ein Rekordhoch gestiegen und die Rentabilität aus Vermietungen gesunken ist, suchen Investoren nach Erträgen aus Immobilien abseits des traditionellen Marktes.

Flashpacker geben auf einer Reise im Schnitt über 800 Euro für Unterkünfte aus, während normale Touristen nur auf 500 Euro kommen, berichtet ein Sprecher von Stay Wyse. Wyse ist ein Verband von Anbietern von Jugend-Reiseunterkünften. Der Grund: Flashpacker sind normalerweise länger unterwegs als gewöhnliche Touristen.


New York, Washington, Toronto

Hostels „bieten eher das an, was die Millenials wollen, mögen und als Unterkunft brauchen, im Gegensatz zu den traditionellen Baby-Boomern“, sagt Howard Roth, Leiter Immobilien weltweit bei dem Wirtschaftsprüfer EY. Die Investoren hätten seiner Meinung nach Appetit für alles, was Rendite bringt.

Invesco Real Estate verwaltet ein Vermögen von 61,8 Milliarden Dollar und zahlte im November 60 Millionen Euro für bis zu 23 Prozent an Generator. Das Geld soll in neue Projekte fließen. Nach Angaben von Josh Wyatt, Partner bei Patron Capital, steht der Hostelbetreiber kurz vor dem Kauf von Immobilien in Miami und Los Angeles.

New York, Washington und Toronto stehen laut Wyatt ebenfalls auf der Planungsliste von Generator. In den nächsten zwei Jahren soll die Zahl der angebotenen Betten um rund 50 Prozent auf 10.000 zu steigern. Unlängst sind die Baukosten bei Hostels rund 25 Prozent niedriger als bei günstigen Hotels.

Foncière des Régions investiert in den Bau von Gebäuden, die von der Meininger Holding betrieben werden, – einer Sparte des in Mumbai ansässigen Touristikunternehmens Cox & Kings Meininger will sein Portfolio in den nächsten fünf Jahren von 16 Hostels auf über 40 ausbauen, erklärte Vorstandschef Navneet Bali. Das Unternehmen, das auf seiner Website damit wirbt, „das Beste aus Hotel und Hostel zu vereinen“, erwäge auch, Immobilien in Indien und den USA zu betreiben.

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