Ifo-Index sinkt Deutsche Wirtschaft strahlt nicht mehr ganz so hell

Die Stimmung der deutschen Unternehmen ist angeknackst: Der Ifo-Index geht im Mai zurück – erstmalig seit Oktober. Schuld ist laut Ifo-Institut die „Tristesse rund um die Globus“. Doch es gibt auch Grund zur Zuversicht.

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Die Sonne sinkt – und die Stimmung bei den Unternehmen auch. Quelle: dpa

München Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Mai erstmals seit Monaten geringfügig verschlechtert. Der ifo-Geschäftsklimaindex, der als Frühindikator für die Entwicklung der Wirtschaft gilt, ging von 108,6 minimal auf 108,5 Punkte zurück, wie das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung am Freitag in München mitteilte.

Das ist der erste Rückgang seit Oktober vergangenen Jahres. Er fiel aber weniger stark aus als von Experten erwartet. Der Index wird monatlich durch die Befragung von rund 7000 Unternehmen aus Industrie, Einzel- und Großhandel sowie aus der Bauwirtschaft ermittelt und spiegelt die Lage und Erwartungen der Firmen wieder.

Führende Forschungsinstitute und die Bundesregierung haben ihre Wachstumsprognosen für dieses Jahr Im April heraufgesetzt – auf rund zwei Prozent. Allerdings waren sowohl die Produktion der Firmen als auch die Industrieaufträge zuletzt schwächer als erwartet ausgefallen.

Dagegen war die Kauflaune der Verbraucher zuletzt so gut wie seit 2001 nicht mehr. Steigende Löhne und niedrige Inflation sorgen für eine höhere Kaufkraft, während die Arbeitslosigkeit sinkt und die Beschäftigung Rekordwerte erreicht.

Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen hat sich erstmals seit Oktober leicht eingetrübt. Nach sechs Anstiegen in Folge sank das Barometer für das Geschäftsklima im Mai zwar, allerdings nicht so stark wie von Ökonomen befürchtet.

Der Index des Ifo-Instituts fiel um 0,1 Punkte auf 108,5 Zähler, wie die Münchner Forscher am Freitag zu ihrer Umfrage unter 7000 Managern mitteilten. Von Reuters befragte Experten hatten mit 108,3 Zählern gerechnet. „Die deutsche Wirtschaft bleibt auf Kurs“, erklärte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn dennoch. Die Führungskräfte beurteilten ihre Lage etwas besser, ihre Geschäftsaussichten aber schlechter als im Vormonat.


Besonders in Exportbranchen ist Stimmung schlecht

Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Aufschwung, hat aber zuletzt wieder mehr Gegenwind gespürt. So hat sich das Wachstum zu Jahresanfang wegen schwächelnder Exporte mehr als halbiert. Das Bruttoinlandsprodukt legte von Januar bis März durch den anhaltenden Konsum- und Bauboom um 0,3 Prozent zum Vorquartal zu. Ende 2014 hatte es noch zu plus 0,7 Prozent gereicht. „Ob sich die gute Konjunktur leicht abschwächt oder nicht, wird die spannende Frage in den nächsten ein bis zwei Monaten", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe zu Reuters.

Ökonomen reagierten weitgehend positiv auf die Ifo-Daten, die dem Euro leicht anschoben. „Rings um den Globus herrscht derzeit wirtschaftliche Tristesse", sagte Thomas Gitzel von der VP Bank aus Liechtenstein. „Es ist deshalb umso erstaunlicher, dass sich das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer einigermaßen solide schlägt.“ Andreas Scheuerle von der DekaBank betonte: „Vieles spricht gegenwärtig dafür, dass das Ifo-Geschäftsklima einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat, zumindest solange bis die Weltkonjunktur wieder an Fahrt gewinnt.“

Das Ifo-Barometer für die gegenwärtige Lage kletterte wider Erwarten auf 114,3 von 114,0 Punkten. Ihr künftige Geschäftslage beurteilten die Firmen aber skeptischer. Hier gab es einen Rückgang auf 103,0 von 103,4 Zählern. „Die gestiegene politische Unsicherheit im Zusammenhang mit der Griechenland-Krise könnte sich negativ bemerkbar gemacht haben“, sagte Scheuerle.

Die Stimmung der Industriebetriebe trübte sich leicht ein, da sie ihre Exportchancen etwas weniger optimistisch einschätzten. Im Großhandel verschlechterte sich das Geschäftsklima, während es im Einzelhandel auf den höchsten Wert seit Juni 2014 stieg. Auch im Bauhauptgewerbe geht es laut Umfrage bergauf.

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