Immobilien in Deutschland Der Markt läuft heiß

Die aktuellen Immobilienpreise sind in Deutschland viel zu hoch, das meinen auch viele Experten wie etwa von der Commerzbank. Dennoch dürfte der Hype weitergehen – außer die Politik ändert einen entscheidenden Faktor.

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Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland steigen schnell. Nach Meinung der Commerzbank mehren sich nun die Anzeichen, dass der Immobilienmarkt seine Aufholphase beendet hat und nun zur Übertreibung neigen könnte.

Die Gründe dafür zählen die Commerzbanker detailliert auf: Zum einen sei das Verhältnis zwischen den Häuserpreisen und den Einkommen in den Großstädten regelrecht explodiert. In den fünf größten Städten Deutschlands sind die Häuserpreise sogar um annähernd ein Drittel schneller gestiegen als die Einkommen der Einwohner. „ Auch ohne einen langfristigen historischen Vergleich steht hier wohl außer Frage, dass der Immobilienmarkt in den Ballungszentren klare Übertreibungen zeigt“, sagt Marco Wagner, Autor der Commerzbank-Studie.

Weitere Zahlen des Marktforschungsunternehmens Empirica zeigen, dass sich die Wohnraumpreise in München am weitesten von den Einkommen entfernt haben. Dort mussten die Haushalte im vergangenen Jahr für eine 80 Quadratmeter große Wohnung mit guter Ausstattung im Schnitt das 7,6-fache ihres örtlichen durchschnittlichen Jahreseinkommens bezahlen – ein Anstieg um mehr als die Hälfte.

Ökonomen erwarten auch, dass die Erschwinglichkeit von Wohnraum durch das Programm der Europäischen Zentralbank zum Ankauf von Staatsanleihen für mehr als 1,1 Billionen Euro weiter abnehmen wird. „Der Preisauftrieb nimmt nach der Entscheidung der EZB und den Wahlen in Griechenland wieder zu“, sagte Andreas Schulten, Vorstand des Immobilienmarkt-Analysehauses Bulwien-Gesa.

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Als zweiten Indikator hat die Commerzbank sich das Verhältnis zwischen Häuserpreisen und Mieten angeschaut. In den vergangenen fünf Jahren sind die Preise für den Kauf einer Immobilie im Vergleich zur Miete deutlich schneller gestiegen – und dürften noch weiter steigen. „Dieser rapide Anstieg deutet darauf hin, dass sich gerade in deutschen Ballungszentren Übertreibungen am Häusermarkt ausbilden“, heißt es in der Studie.

Der dritte Punkt: Die stärkere Verschuldung in Hypothekenkredite. Die Commerzbank schreibt mit Hinweis auf Daten der Bundesbank von einem Anstieg dieser Kredite um zuletzt vier Prozent – und damit stärker als die Einkommen der privaten Haushalte, die um drei Prozent zulegen konnten. Damit hat sich der Trend einer steigenden Verschuldungsquote fortgesetzt.


Die Risiken nehmen zu

Andere Experten wie Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, glauben hingegen nicht, dass das Kreditvolumen so stark angestiegen ist, dass man von einer Immobilienblase reden kann. „Das alles relativiert sich mit Blick auf Europa: Bei den Immobilienpreisen europäischer Metropolen liegt München auf Rang 15 und Frankfurt auf Platz 51“, sagte Stephan noch auf dem Handelsblatt Kapitalmarktforum in Wuppertal Mitte Dezember des vergangenen Jahres.

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Die gute Nachricht, zumindest für Eigentümer von Immobilien: Der Hype um Betongold wird nach Meinung der Commerzbank weitergehen. Treibender Faktor dafür ist die starke Zuwanderung. So dürfte die Netto-Zuwanderung 2015 auf über eine Millionen Personen angeschwollen sein – und ein Abreißen ist nicht abzusehen. „Sollte der Flüchtlingsstrom allerdings deutlich zurückgehen, könnte der Hype am Immobilienmarkt schnell beendet sein“, warnt Marco Wagner von der Commerzbank.

Das Institut der deutschen Wirtschaft schätzt in einer Studie, dass alleine durch den Zustrom an Asylsuchenden – im wahrscheinlichsten Szenario – bis 2020 pro Jahr etwas mehr 100.000 zusätzliche Wohnungen gebaut werden müssten. Dabei wurden laut Studie bereits in den vergangenen Jahren weniger Wohnungen gebaut als nachgefragt.

Die weiteren Gründe für weiter steigende Immobilienpreise sind positive Konjunkturaussichten und die anhaltenden Liquiditätsflut durch die Europäische Zentralbank. Das Fazit von Wagner: „Der Immobilienboom wird anhalten, doch die Risiken für den deutschen Häusermarkt und die deutsche Wirtschaft nehmen zu“.

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