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Devisen monthly: EUR/USD - Zinspolitik der Fed schwächt US-Dollar

Aktuell steht der Euro bei 1,08 US-Dollar, der höchste Wert seit Mitte November. In den vergangenen sechs Wochen ergab sich eine Aufwertung von rund 1 %. Wesentliche Treiber waren neben den Zinssitzungen der EZB und der Fed der Ausgang der Unterhauswahlen in den Niederlanden. Der Sieg der Partei des Ministerpräsidenten Mark Rutte und das weniger stark als erwartete Abschneiden der rechtspopulistischen Freiheitspartei PVV von Geert Wilders sorgten für Erleichterung und halfen dem Euro. Zuvor hatten Umfragewerte der PVV Chancen auf die stärkste Kraft eingeräumt und die Angst vor einem EU-Ausstieg der Niederlande geschürt. Diese Befürchtungen sind nunmehr vom Tisch.

Auch die geldpolitische Sitzung der US-Notenbank bewegte den EUR/USD-Kurs, aber anders als erwartet. So ging mit der Leitzinsanhebung der Fed nicht eine Aufwertung des US-Dollar einher, sondern eine Abwertung. Denn im Vorfeld hatte Fed-Chair Janet Yellen den Zinsschritt gut vorbereitet, weshalb dieser eingepreist war. Die Marktteilnehmer konzentrierten sich auf die Frage, in welchem Tempo die Fed in den kommenden Quartalen vorgehen wird. Grundsätzlich stützen die Inflationsraten (CPI Februar: 2,7 %, YoY), die Arbeitslosenquote (Februar 4,7 %) mit de facto Vollbeschäftigung sowie starke ISM-Indizes für das Verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor eine eher forsche Gangart bzw. insgesamt vier Zinsschritte. Doch die Mehrheit der FOMC-Mitglieder hält es weiterhin für angemessen, dass die Leitzinsspanne per Ende 2017 bei 1,25 – 1,5 % liegen sollte, was für drei Zinsschritte im Gesamtjahr spricht. Wir erwarten einen Zinsschritt im Juni und einen weiteren im vierten Quartal.

Die relative Stärke des Euro hat auch mit den Signalen zu tun, die von der EZB-Sitzung am 9. März ausgingen. Die EZB hielt zwar an ihrer ultralockeren Geldpolitik fest und beließ die Leitzinsen (Tendersatz 0,0 %, Einlagenzinssatz -0,4 %) unverändert. Gleichzeitig wird die EZB Kurs halten und das Anleiheankaufprogramm wie „versprochen“ bis Ende 2017 durchführen, obwohl der Druck auf Draghi zugenommen hat, das Programm vorzeitig zu beenden. Allerdings war verbal eine gewisse Abrüstung zu beobachten. So betonte der EZB-Präsident die Anzeichen einer konjunkturellen Erholung (Q4 2016 0,4 % BIP-Wachstum QoQ) und zeigte sich weniger besorgt um mögliche Wachstumsrisiken. Vor allem aber verzichtete Draghi auf die Aussage, die EZB wolle weiterhin „alle verfügbaren geldpolitischen Instrumente“ nutzen. Außerdem wies er darauf hin, dass eine Verlängerung des Ende März auslaufenden Programms für langfristige Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO II) nicht diskutiert wurde. Diese im Vergleich zu den letzten EZB-Sitzungen hawkischen Äußerungen nährten Spekulationen auf einen Ausstieg aus dem bis Ende Dezember 2017 vorgesehenen QE-Ankaufprogramm und sorgten für eine zwischenzeitliche Stärkung des Euro.

Ob darin die langsame Vorbereitung eines Exits aus dem QE-Programm zu deuten ist, dürfte mit der nächsten Sitzung am 27. April erkennbarer werden. Hawkische Signale dürften den Euro ebenso unterstützen wie ein proeuropäischer Ausgang der französischen Präsidentschaftswahlen (23. April 1. Wahlgang, 7. Mai Stichwahl). Die Wahrscheinlichkeit für einen Wahlsieg des linksliberalen Kandidaten Emmanuel Macron stieg aufgrund der jüngsten Umfragen, die ihn erstmals auch für den ersten Wahlgang vor der Rechtspopulistin Le Pen sehen. Wird dieser Fall eintreten, werden die Diskussionen um die Zukunft der Eurozone nicht mehr an vorderster Front stehen. Der Euro dürfte zusätzlich an Stabilität gewinnen, sollte eine Einigung in den Verhandlungen zwischen dem IWF und Griechenland um die Auflagen eines dritten Hilfspaketes erzielt werden.


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