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Öl weekly: Kapitulation an den Ölmärkten trotz guter Lagerhaltungsdaten

Die Ölpreise kapitulierten in der vergangenen Woche. Der Preis der Nordseesorte Brent ist innerhalb einer Woche um weitere 3 US-Dollar auf nunmehr 44,5 US-Dollar/Barrel gefallen. Dabei spricht das Gesamtbild am Ölmarkt tatsächlich für höhere Preise. Die Nachfrage hat mittlerweile das Angebot überholt. Die globalen Öllagerbestände werden abgebaut.

 

Während die wöchentliche EIA-Daten tatsächlich einen weiteren Rohöl- und Ölproduktlagerabbau zeigten, die Produktion im Golf von Mexiko durch den Tropen-Sturm Cindy beeinträchtigt wurde, die Importe rückläufig waren und die OPEC weiterhin strikt ihre Produktionskürzungen von rund 1,8 Mio. Barrel/Tag umsetzt, fand der Markt keine Unterstützung. Nach einem kurzen Anstieg der Preise nach Veröffentlichung der Daten ging der Sell-off an den Ölmärkten nahezu ungebremst weiter. ICE Brent schließlich fiel und festigte sich zum ersten Mal seit Mitte November unter 45 US-Dollar/Barrel, während Nymex WTI bei 42,50 US-Dollar/Barrel notiert. Zum ersten Mal in diesem Monat war zudem auch ein Rückgang bei den Benzinlagerbeständen (-600 Tsd. Barrel) zu beobachten. Dagegen wurde erneut ein Aufbau bei den Destillaten (u.a. Diesel) beobachtet. In den vergangenen Wochen waren beide Ölproduktsorten Auslöser für den 20-Prozentigen Preisrutsch seit der OPEC-Sitzung am 25. Mai. Hintergrund hier ist, dass Investoren eine schwache US-Benzin- und Dieselnachfrage attestieren und somit Ursache für den kräftigen Aufbau bei den Ölproduktlagerbeständen war. Angesichts dessen, was derzeit am Markt passiert, ist eine offensichtliche Frage natürlich, wie viel können die Ölpreise in den kommenden Wochen noch fallen können. Mit Blick auf die Händler-Positionierungen und charttechnischen Aspekten, kann Brent durchaus kurzfristig in Richtung 42 US-Dollar/Barrel fallen. Dies ist die Unterstützungszone in den Sommermonaten des vergangenen Jahres. Wir glauben allerdings, dass die nun seit fast vier Wochen andauernde Preisschwäche nur noch von kurzer Dauer sein wird und wir uns recht bald wieder auf steigende Preise einstellen müssen. In der Erwartung einer höheren Nachfrage in den kommenden Wochen, wenn die Sommerfahrsaison in den USA so richtig in die Gang kommt, dürfte für einen mehrwöchigen Abbau bei den Öllagerbeständen sorgen.

 

Zudem dürfte die Nachfrage auch aufgrund der gegenwärtig niedrigeren Preisen etwas stärker zulegen als erwartet. Vor allem dürfte die Ölnachfrage aus der Eurozone in den kommenden Wochen auf der Oberseite überraschen. Die Kombination aus relativ niedrigen Ölpreisen und einer relativen Stärke des Euro ggü. dem US-Dollar dürfte die Nachfrage aus Europa daher beflügeln. Des Weiteren konnten wir, wie bereits in der vergangenen Woche geschildert, feststellen, dass die Hedging-Aktivitäten der US-Schieferölindustrie in den vergangenen drei Monaten deutlich abgenommen haben. Dies dürfte die Furcht vor einem neuen Überangebot im kommenden Jahr ein wenig abmildern. Im Falle von Libyen und Nigeria glauben wir, dass die kumulierte Produktion bis zu 450 Tsd. Barrel/Tag im dritten Quartal höher sein wird als in Q1-2017 und somit hinter den Regierungszielen zurückbleiben sollte. Zudem dürfte die Produktion in beiden Ländern weiterhin einer sehr hohen Volatilität unterliegen, was vor allem auf politische Unsicherheiten zurückzuführen ist. Dies zusammengenommen dürfte den Märkten über die Sommermonate hinweg deutlich Auftrieb verleihen.

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