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Öl weekly: Ölpreise handeln über wichtigen Widerständen

Die Ölpreise haben sich in der vergangenen Woche wieder auf das Niveau von unmittelbar nach der letzten OPEC-Sitzung (25. Mai) erholt. Der Brent-Ölpreis notiert gegenwärtig bei 50,9 US-Dollar/Barrel und hat dabei wichtige Widerstandszonen durchbrochen. So konnte der Brentpreis erstmalig seit der OPEC-Sitzung sowohl die 50- als auch 100-Tage gleitende Durchschnittslinie übersteigen. Unterstützt wurde die Preisbewegung vor allem durch einen positiven Nachrichtenfluss und die Rückkehr der Geduld der Investoren bei der Suche nach einem neuen physischen Marktgleichgewicht.

Saudi-Arabien kündigte im Rahmen des Treffens des sog. Joint Ministerial Monitoring Committee (JOMMC, Überwachungskomitee zur Einhaltung der Förderquoten) Treffens im russischen St. Petersburg an, ab August die Exporte (nicht die Förderung!) um rund 600 Tsd. auf 6,6 Mio. Barrel/Tag zu reduzieren (um auch die höheren Juli-Exporte zu kompensieren). Kurzfristig dürfte dies die positive Preisentwicklung weiter unterstützen. Mittelfristig sollte dieser Effekt allerdings verpuffen, da Saudi-Arabien gleichzeitig das im Rahmen der OPEC-Kürzungsmaßnahmen vorgegebene Produktionsniveau aufrechterhalten möchte. Die Rechnung kann daher nur aufgehen, wenn das Königreich das Öl, das nicht exportiert wird, einlagert. Kurzum, an den Fundamentaldaten hat sich nichts geändert und diese mittelfristig Taktgeber. Der einzige Unterschied jedoch ist, dass die höheren Lagerbestände in Saudi-Arabien sich nicht so gut überwachen lassen, wie die in den USA oder in Europa.

Der Öl-Lagerabbau in den USA hält weiter an. Im bisherigen Verlauf der zweiten Jahreshälfte konnte für die gesamten Öllagerbestände (Rohöl, Benzin, Diesel, usw.) in den USA ein Abbau um 2 Mio. Barrel/Tag verzeichnet werden. Bei den Rohölvorräten wurde für die vergangene Woche ein Rückgang um 7,2 Mio. Barrel auf 483 Mio. Barrel verzeichnet. Die Benzinvorräte fielen um 1 Mio. auf 230 Mio. Barrel. Auch der Abbau bei den Destillatenbeständen hält an. Die Nachfrage nach Öl in den USA ist auf den höchsten Stand seit April geklettert (dem höchsten Wert überhaupt), welches ein deutliches Bild einer intakten Nachfrage zeichnet. Auch in den ARA-Häfen (Amsterdam Rotterdam, Antwerpen) kommt der Abbau der Ölvorräte voran. In den vergangenen zwei Wochen konnte ein Rückgang um 8,4 Mio. Barrel (-13 %) beobachtet werden.

Zusätzlich zu dem positiven Nachrichtenfluss, der für uns Ausdruck für Fortschritte auf der Suche nach einem physischen Marktgleichgewicht ist, sind wieder verstärkt geopolitische Spannungen auf zu beobachten. Dazu zählen Sanktionsmaßnahmen der USA gegen Venezuela, die den Ölpreisen weiteren Auftrieb verleihen könnten. So verhängte die USA am heutigen Morgen (27.7), wenige Tage vor der Wahl einer neuen Verfassungsversammlung in Venezuela, Sanktionen gegen 13 ranghohe Personen aus der venezolanischen Regierung, dem Militär und dem staatlichen Ölunternehmen PDVSA. Betroffen seien unter anderem die Chefs von Armee und Polizei, der Wahlleiter und der PDVSA-Vizepräsident. Strafmaßnahmen gegen die Wirtschaft würden in Betracht gezogen, seien aber noch ausgespart worden, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf US-Regierungskreise. Unterdessen ist die lokale Ölproduktion weiter im Rückwärtsgang. Per Ende Juni betrug die tägliche Produktion 1,9 Mio. Barrel. Das entspricht einem Rückgang um 300 Tsd. Barrel/Tag YoY. Die Verhängung von Sanktionen gegen den Ölsektor würde die ohnehin am Boden liegende Wirtschaft besonders hart treffen.


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