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Öl weekly: Steigende Lagerbestände drücken Ölpreise

In der vergangenen Woche mussten die Preise für Rohöl kräftig Federn lassen. Derzeit wird die Nordseesorte Brent bei 43,5 US-Dollar je Barrel gehandelt und damit so niedrig wie seit mehr als 3 Monaten nicht mehr.

Auf den Preisen lasteten insbesondere ein überraschend kräftiger Aufbau der US-Roh-ölreserven um 1,6 Mio. Barrel (Prognose Bloombergkonsens: -2,02 Mio. Barrel). Bei Benzin kam es zum fünften Lageraufbau in den letzten sechs Wochen. Wie die EIA am gestrigen Mittwoch berichtete, stiegen diese in der abgelaufenen Woche um 450 Tsd. Barrel an. Dieser kräftige Anstieg lässt vermuten, dass die Verarbeitung von Rohöl zu Benzin in den Raffinerien in der vergangenen Woche, wie auch schon in der Vorwoche, die Nachfrage überstieg. Die Raffinerieauslastung ist in den letzten Wochen wieder kräftig gestiegen. Mit 93,9% befindet sich die Kapazitätsauslastung ohnehin oberhalb eines normalen saisontypischen Niveaus. Es ist daher zu erwarten, dass die Raffinerien zur Preisstabilisierung ihre Kapazitätsauslastung verringern. In der Folge sollte daher auch die Nachfrage der Raffinerien nach Rohöl sinken, wodurch die US-Rohöllagerbestände in der kommenden Woche erneut kräftig ansteigen sollten.

Neben den Lagerbestandsveränderungen bei Rohöl und Benzin war ein weiterer treibender Faktor die US-Rohölproduktion. Diese stieg die dritte Woche in Folge an. Die Produktionszahlen waren dabei erneut stark durch die Zunahme der Produktion in Alaska verzerrt. Dieser Einflussfaktor sollte in den nächsten Wochen an Bedeutung verlieren und die US-Ölproduktion in den kommenden Wochen wieder sinken. Die EIA erwartet Produktionsrückgänge bei der US-Schieferölförderung um fast 100 Tsd. Barrel pro Tag im August. Darin sollte aber der Effekt des zu beobachtenden Anstiegs der Bohraktivität (+14 in der vergangenen Woche) nicht berücksichtigt worden sein. Die Bohraktivität befindet sich mittlerweile auf dem höchsten Stand seit Ende März. Zwar reicht dieser Anstieg noch nicht aus, um kurzfristig ein Trendwende bei der US-Ölproduktion herbeizuführen, mittel- und langfristig sollte dies jedoch spürbar werden. Der kräftige Anstieg bei den Bohrungen in den wichtigsten US-Schieferölregionen bei Preisen um 48 US-Dollar je Barrel bis 50 US-Dollar je Barrel ist ein Indiz dafür, dass die Break-Even-Kosten im US-Schieferölsektor kräftig gesunken sind. Wir vermuten, dass sich diese für die größten Projekte in dieser Preisregion befinden. Daraus lässt sich auch schließen, dass in den kommenden Wochen die Bohraktivität nicht mehr so kräftig zunehmen wird, wenn nicht sogar rückläufig sein wird.

Ebenfalls für Abgabedruck sorgten anhaltende spekulative Verkäufe. Laut Intercontinental Exchange (ICE) ist der Bestand an Wetten auf steigende Ölpreise die sechste Woche in Folge zurückgegangen. Während dieser Zeit sind sie um rund 68 Tsd. Kontrakte gesunken, vom Rekordhoch Ende April ein Rückgang um fast 100 Tsd. Kontrakte. Der Großteil dieser Positionen wurde bei Preisen unterhalb von 45 US-Dollar aufgemacht. Fällt der Preis unter diese Marke, könnte es zu einer Verstärkung des Preisrückgangs kommen.

Sollte in dieser Woche erneut ein kräftiger Lageraufbau an Rohöl zu verzeichnen sein und auch der Trend beim Abbau der spekulativen Netto-Long-Positionen an den Finanzmärkten anhalten, besteht für die Ölpreise weiterhin Abwärtsdruck.


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