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Unternehmensanleihen weekly: Spreads unverändert niedrig. Unternehmensverschuldung auf Rekordniveau

Weder der Blick auf die Kredit-Indizes noch eine Analyse nach Ratingklassen oder Branchen offenbaren derzeit fundamental Neues. Nach wie vor halten sich die Spreads in der Nähe ihrer Rekordtiefststände. Auch der Financial Stability Report des IWF für Oktober 2017 sieht das globale Finanzsystem „kontinuierlich stärker“. Das wirft zwei Fragen auf: Laufen die Spreads noch weiter ein? Und wann startet die Ausweitung?

Anzeichen, dass die expansive Phase des Kreditzyklus sich dem Ende nähert, sind weiterhin kaum auszumachen. Trotzdem sollten Anleiheinvestoren sich der Tatsache bewusst sein, dass die Verschuldung des Unternehmenssektors bezogen auf das durchschnittliche EBITDA mittlerweile wieder höher ist als kurz vor der Finanzkrise in 2008. Das ist angesichts des aktuellen Zinsniveaus keine wirklich erschütternde Nachricht. Aber sobald das Zinsniveau steigt, wird es erstens eng für viele Unternehmen mit schlechteren Ratings, und das wird zweitens die Drehung des Kreditzyklus - also die spürbar restriktivere Kreditvergabe der Banken sowie eine negative Ratingdrift der Bankenratings - beschleunigen.

In einer aktuellen Auswertung zur Verschuldungshöhe sieht die Ratingagentur S&P die US-Unternehmen so „verwundbar“ in Bezug auf Downgrades und Kreditausfälle wie kurz vor der Finanzkrise in 2008. Insbesondere die vorteilhafte konjunkturelle Lage verzögere jedoch im Moment, dass der Kreditzyklus sich in die Kontraktionsphase dreht. 

Große Unterschiede sieht die Agentur zwischen den Unternehmen mit guter und schlechter Bonität: Bei Investmentgradeunternehmen hätten sich im Durchschnitt die Finanzkennzahlen sogar verbessert. Im Subinvestmentgradebereich jedoch sei die Verschuldung „explodiert“ mit einer entsprechend deutlichen Verschlechterung der Kennzahlen. Besonders unschön dabei: Gleichzeitig stiegen dort Dividenden und Aktienrückkäufe, ein Teil der hohen Verschuldung wurde also „unproduktiv“ zugunsten der Anteilseigener verwendet. Per Saldo, schließt die Agentur, sei „die Wahrscheinlichkeit (…) gestiegen, dass wir uns am oberen Wendepunkt des Kreditzyklus befinden“. Gut für europäische Investoren: Die ersten Warnsignale werden aus den USA kommen, was diesseits des Atlantiks ein kleines Zeitfenster zur Reaktion lässt.

Die Ausweitung wird kommen, wahrscheinlich innerhalb der nächsten zwölf Monate. Bis dahin erwarten wir ausgehend vom heutigen Niveau keine signifikant weitere Einengung mehr.

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