Für den Inhalt dieser Seite ist der Emittent verantwortlich.

Zinsen weekly: EZB noch zögerlich bei Kurswechsel

Die EZB hat auf ihrer Zinssitzung (20. Juli) ihre Leitzinsen, ihr Anleiheankaufprogramm und ihre forward guidance unverändert gelassen. Ein geldpolitischer Kurswechsel wurde (noch) nicht erklärt, doch letztlich haben sich die Notenbanker die Türen offen gehalten, ab Herbst eine Reduzierung ihres Ankaufprogramms zu verkünden. Allzu großen Erwartungen seitens der Anleger auf eine Wende in der Geldpolitik dürften die Währungshüter aber versuchen Einhalt zu gebieten, um den Euro gegenüber dem US-Dollar nicht weiter zu stärken und die Zinsen in der Eurozone nicht zu stark klettern zu lassen. Angesichts der noch abwartenden Haltung der EZB haben sich die Renditen der Bundesanleihen relativ unbeeindruckt von der Zinsentscheidung gezeigt. Auch die Veröffentlichungen der Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor in der Eurozone (vorläufig für Juli) sowie der ifo-Geschäftsklimaindex haben keine bleibenden Spuren bei den Renditen hinterlassen. Die Einkaufsmanagerindizes sind zwar mehrheitlich zurückgefallen, bewegen sich aber weiterhin auf hohen Niveaus, während der ifo-Geschäftsklimaindex mit 116 Punkten ein neues Rekordhoch erobert hat.

Griechenland ist erstmals seit 2014 wieder am Kapitalmarkt aufgetreten und hat mit einer fünfjährigen Anleihe 3 Mrd. Euro eingesammelt. Das Ordervolumen belief sich auf gut 6,5 Mrd. Euro, deutlich weniger als 2014. Zu dem Zeitpunkt stieg das Ordervolumen bei gleicher Laufzeit auf mehr als 20 Mrd. Euro. Dementsprechend ist die Refinanzierung der Griechen zwar auf den ersten Blick geglückt, doch das Interesse der Anleger hält sich in Grenzen. Das ist vor dem Hintergrund eines Schuldenbergs von 326 Mrd. Euro oder rund 180 % des BIP kaum verwunderlich.

Von der Fed-Zinssitzung (26.7.) hatten sich die Marktteilnehmer anscheinend eindeutigere Signale erwartet. Die Zielspanne für die Fed Funds Rate liegt unverändert bei 1 bis 1,25%. Zudem erklärte die Fed, die Normalisierung ihrer Bilanz könnte relativ zeitnah beginnen, jedoch ohne einen konkreten Termin dafür zu benennen. Die Treasuries reagierten mit leichten Renditeverlusten. Auf Wochensicht war per Saldo am Staatsanleihemarkt auf beiden Seiten des Atlantiks wenig Bewegung zu erkennen.

Die kommenden Tage dürften sich mit Hinblick auf die Datenlage als sehr aufschlussreich erweisen. So wird das Wachstum der USA für das zweiten Quartal veröffentlicht. Dieses dürfte sich nach 1,4 % zum Jahresauftakt (Q/Q, annualisiert) deutlich auf 2,5 % beschleunigt haben. Daneben werden in den USA die Einkaufsmanagerindizes – diese könnten leicht zurückgefallen sein – sowie der Arbeitsmarktbericht für Juli veröffentlicht. Am Arbeitsmarkt sollte sich die Konjunkturerholung weiterhin in einem spürbaren Stellenaufbau manifestieren. Daran ändern auch mögliche Einbußen im Vergleich zum Vormonat wenig (Juni: 222 Tsd.). Insgesamt sprechen die Daten für zumindest leichte Zugewinne bei den Staatsanleihe-Renditen.


Hier können Sie das "Wochenbarometer" mit aktuellen News zu den Kapitalmärkten und weitere Research-Publikationen herunterladen.
 
Diese Seite teilen:
  • Teilen per:
  • Teilen per:
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?