Insolvenzverwalter Thorsten Fuest Die Suche nach den Middelhoff-Millionen

Im heute eröffneten Insolvenzverfahren sollen das Vermögen von Thomas Mittelhoff liquidiert werden. Eine Mammutaufgabe für Verwalter Thorsten Fuest, der Millionen auftreiben muss – aber erst 600 Euro zusammen hat.

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Der Anwalt ist Insolvenzverwalter für das Vermögen von Thomas Middelhoff. Quelle: dpa

Bielefeld Dass Thorsten Fuest sich mit seinem Team wochenlang durch Aktenberge gewühlt, Gläubiger getroffen und Pleitier Thomas Middelhoff befragt hat, sieht man ihm kaum an. Entspannt unterhält er sich kurz vor der Pressekonferenz mit seinem Kollegen Holger Theurich, eine Hand lässig in der Hosentasche. Nur die tiefen Augenringe lassen die Anstrengungen der letzten Wochen erahnen.

Die Einladung zur Pressekonferenz erhalten die Medienvertreter nur wenige Stunden im Voraus. Denn erst am Morgen wurde das Insolvenzverfahren auch offiziell von der zuständigen Richterin eröffnet. Aber dafür hat Fuest am Vormittag in Bielefeld auch einiges zu sagen.

„Ich erwarte hier eine äußerst aufwendige Ermittlungsarbeit, da es einige strittige Vermögensverfügungen und Ansprüche aus der Vergangenheit gibt, die juristisch bewertet und gegebenenfalls gerichtlich geklärt werden müssten.“

In den kommenden drei Monaten wird der Insolvenzverwalter das bereits bekannte Vermögen des Pleitiers liquidieren und zu gleichen Teilen an die Gläubiger verteilen. Das viel umschriebene Haus des Ex-Arcandor-Chefs wird ebenfalls in die Insolvenzmasse übertragen. 2011 hatte Middelhoff seinen Wohnsitz in Bielefeld an eine Familien-Immobiliengesellschaft übertragen, um das Vermögen so vor seinen Gläubigern zu schützen.

Sein Haus in Saint-Tropez befindet sich aktuell noch nicht in der Insolvenzmasse, aber das war mal anders. Vor zwei Jahren noch war Middelhoff alleiniger Gesellschafter einer Kapitalgemeinschaft, die Inhaber des Grundstücks in Frankreich war. Genau solche Ungereimtheiten will Fuest im Laufe der weiteren Ermittlungen aufklären.


600 Euro sind auf dem Treuhandkonto

Denn mit der Eröffnung des Verfahrens kann der Insolvenzverwalter jetzt auch zurückliegende Vermögensverschiebungen anfechten und rückgängig machen. Bis ins Jahr 2009 untersuchen Fuest und seine Kollegen alle Geld-Bewegungen in der Causa Middelhoff.

Rund 50 Gläubiger – zum Beispiel Banken und Fondsgesellschaften – verlangen von dem Manager zusammengerechnet einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Schulden im Wert von 19 Millionen Euro wurden den Gläubigern vor dem Insolvenzverfahren bereits zugesprochen.

Die genaue Höhe der Verbindlichkeiten will Fuest allerdings nicht preisgeben. Aktuell befinden sich auf dem von ihm eigens eingerichteten Treuhandkonto exakt 600 Euro. Im September werden bei Gericht angemeldete Ansprüche geprüft, bis Ende August müssen die Forderungen der Gläubiger beim Insolvenzverwalter angemeldet werden.

Fuest betont widerholt, dass das kriminalisierende Element in diesen Ermittlungen nicht nur in eine Richtung läuft. „Hier hat jeder seine eigenen Interessen verfolgt“. Er werde keinen Unterschied zwischen Schuldnern und Gläubigern machen. Alles stehe auf dem Prüfstand.

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