Investmentbank tauscht Chefs aus Der neue Goldmann kommt aus Deutschland

Es ist einer der prestigeträchtigsten Jobs der Finanzindustrie: Die Leitung des Investmentbankings der US-Großbank Goldman Sachs. Jetzt hat ihn ein Deutscher als Co-Chef übernommen. Wer ist Marc Nachmann?

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Goldman Sachs in New York. Quelle: AP

Die US-Großbank Goldman Sachs hat die Führung ihrer Investmentbanking-Sparte ausgetauscht. Neben John Waldron, der bereits seit 2014 die Investmentbank führt, rücken zwei neue Gesichter an die Spitze auf: Gregg Lemkau, Vize-Chef des globalen Übernahmegeschäfts (das sogenannte M&A), sowie Marc Nachmann, bisher Chef der Finanzierungsabteilung und des Lateinamerika-Geschäfts.

Lemkaus Berufung stellt keine größere Überraschung dar. Der 47-Jährige ist seit 25 Jahren bei Goldman Sachs. Seine Verwurzelung im Übernahmegeschäft qualifiziert ihn für höchste Aufgaben, besetzt Goldman doch seit dem Jahr 2000 den weltweiten Spitzenplatz unter den Banken mit den höchsten M&A-Gebühren.

Der Aufstieg von Marc Nachmann hingegen ist umso erstaunlicher. Bislang sind Deutsche im obersten Führungszirkel der US-Großbank eine Seltenheit. Der 46-jährige Nachmann arbeitet seit 1994 im Goldman-Sachs-Investmentbanking, zuerst in der Abteilung „Globale natürliche Ressourcen“. 2002 wurde er zum geschäftsführenden Direktor, 2004 zum Partner der Investmentbank ernannt.

Die erfolgreichsten Investmentbanken von 2016
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Nachmann hat seine deutsche Heimat schon als Student in Richtung USA verlassen. Er studierte an der prestigeträchtigen Wesleyan University, einer Privathochschule in Middletown im US-Bundesstaat Connecticut. Wesleyan ist Mitglied der „Little Ivies“-Liga: kleine Elite-Colleges in den Neuengland-Staaten, auf die europäisch orientierte Ostküsteneltern ihren Nachwuchs schicken.

Auf dem von alten Bäumen gesäumten Backstein-Campus studieren rund 3.000 Nachwuchskräfte. Zu den Absolventen zählen etwa Horrorfilm-Regisseur Michael Bay, der Autor der „Bourne“-Thriller-Reihe, Robert Ludlum, sowie der deutsche TV-Reporter Uli Wickert, der ein entsprechendes Stipendium bekam.

Die Investmentbanking-Sparte von Goldman Sachs gilt als besonders prestigeträchtig. Sie mischt als weltweite Nummer eins bei vielen Firmenfusionen mit und ist die zweitgrößte Gewinnquelle des Finanzkonzerns. Als Teil des Spitzentrios wird Marc Nachmann in Zukunft Geschäftsvorgänge mit einem Umsatz von 6,3 Milliarden Dollar (im Jahr 2016) verantworten. Hierzu wird der Banker in die neue Goldman-Sachs-Zentrale nach London umziehen.


Aufstieg auch dank Donald Trump

„Gregg und Marc haben mit vielen unserer Kunden auf der ganzen Welt bei bedeutenden Transaktionen eng zusammengearbeitet“, lobt Goldman-Sachs-Vorstandsvorsitzender Lloyd Blankfein die neuen Chefs. „Ihr tiefes und breites Verständnis von Branchen und Märkten hat dazu beigetragen, unser globales Angebot als führendes Beratungs- und Finanzierungshaus zu etablieren und zu festigen.“

Indirekt profitiert Marc Nachmann von der Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten. Unter den Goldmännern herrscht das große Stühlerücken, seit Trump den früheren Vize-Chef der Bank, Gary Cohn, zu seinem ökonomischen Chefberater ernannt hat.

Gute Banken, schlechte Banken
Europas Banken stecken in der Krise – das wussten Marktbeobachter schon vor dem großen Stresstest der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde. Doch ein genauer Blick auf die Kennzahlen zeigt: Das gilt nicht für alle Institute. Im Vergleich von Nettogewinn, Eigenkapitalrendite und Eigenkapitalquote schneiden einige Institute deutlich besser ab als andere. Besonders interessant ist dabei das Verhältnis zwischen Kurs und Buchwert pro Aktie (KBV). Der Wert offenbart, inwieweit der Börsenwert einer Bank mit den Aktiva, also den Werten in den Büchern der Bank, übereinstimmt. Das KBV liegt bei allen Geldhäusern unter 1. Das bedeutet, dass sich die Aktionäre entweder von einer Zerschlagung der Bank mehr Geld versprechen als von der Fortführung des Geschäfts – oder dass sie den Qualitäten der Bilanzen, also der verzeichneten Aktiva, nicht vertrauen. Im Folgenden werden die Kennzahlen für die wichtigsten europäischen Banken dargestellt, sortiert nach den Nettogewinnen im 3. Quartal 2016. Quelle: DPA
Platz 11: RBSNettogewinn: -393 Mio. EuroEigenkapitalrendite: -3,5 ProzentEigenkapitalquote: 15 ProzentKBV: 0,39 Quelle: REUTERS
Platz 10: CommerzbankNettogewinn: -288 Mio. EuroEigenkapitalrendite: -5,0 ProzentEigenkapitalquote: 11,8 ProzentKBV: 0,25 Quelle: REUTERS
Platz 9: HSBCNettogewinn: -183 Mio. EuroEigenkapitalrendite: -0,4 ProzentEigenkapitalquote: 13,9 ProzentKBV: 0,79 Quelle: REUTERS
Platz 8: Credit SuisseNettogewinn: 38 Mio. EuroEigenkapitalrendite: 0,4 ProzentEigenkapitalquote: 12 ProzentKBV: 0,60 Quelle: REUTERS
Platz 7: Deutsche BankNettogewinn (Q2/2016): 256 Mio. EuroEigenkapitalrendite: 1,7 ProzentEigenkapitalquote: 11,1 ProzentKBV (Aktienkurs vom Stichtag/Buchwert pro Aktie): 0,26 Quelle: DPA
UnicreditNettogewinn: 447 Mio. EuroEigenkapitalrendite: 3,6 ProzentEigenkapitalquote: 10,8 ProzentKBV: 0,25 Quelle: REUTERS

Nachfolger an der Bankspitze wurde David Salomon, der bisherige Co-Chef des Investmentbankings. Nach seinem Aufstieg – und dem Ausscheiden von Richard Gnodde – wurden zwei Posten an der Spitze der Investmentbank frei, die traditionsgemäß von einem Management-Trio geführt wird. Nachmann und Lemkau werden die Vakanzen nun füllen.

Bereits im Dezember 2015 hatte Bankchef Blankfein die beiden Investmentbanker in das Management Committee berufen, den obersten Goldman-Führungskreis. Auf diesen Schritt folgt üblicherweise eine Beförderung auf eine Spitzenposition. Im Fall des Deutschen Marc Nachmann hat sich diese Hoffnung nun erfüllt.

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