Jobgipfel der Lufthansa Ein bisschen Hoffnung im Tarifstreit

Vor dem Jobgipfel mit ihren drei streitbaren Hausgewerkschaften hat Lufthansa einen kleinen Coup gelandet. Doch bringt der Abschluss mit Verdi wirklich den erhofften Frieden? Nicht alle Probleme sind gelöst.

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Die Fluggesellschaft setzt auf Dialog statt Konfrontation. Quelle: dpa

Frankfurt/Main Pünktlich zum ersten Advent ist bei der Lufthansa ein Hoffnungsschimmer erschienen. Der von Dauerstreiks gebeutelte Luftverkehrskonzern hat am Wochenende mit der Gewerkschaft Verdi einen ersten Tarifabschluss gezimmert, der die wichtige Zukunftsfrage der Betriebsrenten regelt. Kommen nun auch Einigungen mit den Spartengewerkschaften für die Piloten und die Flugbegleiter zustande, die dem Konzern in den vergangenen zwei Jahren schon 14 Streikrunden geliefert haben? Vor dem für diesen Mittwoch angesetzten Jobgipfel halten sich die Parteien recht bedeckt, mit schnellen Lösungen ist jedenfalls nicht zu rechnen.

„Ich habe schon einige Fragen an Verdi zum Termin des Abschlusses und zu den Inhalten“, sagt der Chef der Kabinengewerkschaft UFO, Nicoley Baublies. Doch die wolle er zunächst der Verhandlungsführerin Christine Behle stellen, bevor darüber im Betrieb oder gar in einer breiteren Öffentlichkeit diskutiert werden könne.

Nahezu geräuschlos hatte Behle am Freitag und Samstag mit der Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens einen umfassenden Abschluss verhandelt. Das auf 33 Monate festgeschriebene Ergebnis setzt Baublies und seine UFO ebenso unter Druck wie die Piloten der Vereinigung Cockpit (VC). Die Vereinbarungen zum Gehalt sind dabei Nebensache: Verdi hat erstmals akzeptiert, dass Neueingestellte nur noch feste Rentenbeiträge von der Lufthansa erhalten statt wie bislang garantierte Renten.

Und den 33.000 Bestandskräften wird ein Eigenbeitrag von 1 Prozent vom Brutto abverlangt, um das bisherige Niveau ihrer Betriebsrenten zu sichern. Lufthansa spart bares Geld und muss das Zinsrisiko nicht mehr in ihrer Bilanz absichern.

Baublies hat sich in der Vergangenheit strikt gegen zusätzliche Belastungen der rund 19.000 Flugbegleiter gewandt und dezidiert eine Schlechterstellung neuer Kollegen abgelehnt. Das setze wegen der innerbetrieblichen Konkurrenz eine Abwärtsspirale in Gang, die nicht aufzuhalten sei. Dass Verdi nun vorgeprescht ist, hat bei UFO zu deutlicher Verstimmung geführt.


Beim Jobgipfel über alles sprechen

Von einem „Tritt in die Kniekehle“ ist in Gewerkschaftskreisen die Rede und von der Notwendigkeit, die Belegschaft bald über die angeblichen Webfehler des Verdi-Abschlusses zu informieren. Im Hintergrund taucht wieder die Idee der Industriegewerkschaft Luftverkehr (IGL) auf, mit der Baublies der Verdi auch in den Bereichen Catering, Technik und Bodendienste das Terrain streitig machen will.

Die Piloten wollen den Abschluss des Bodenpersonals vorerst nicht kommentieren. Ihre Problemlagen seien ohnehin ganz andere, sagt das VC-Tarifkommissionsmitglied Jörg Handwerg. Er meint damit insbesondere die gut dotierte Übergangsversorgung, die bislang älteren Piloten den vorzeitigen Abschied aus dem Cockpit leicht macht.

Im Schnitt verlassen sie derzeit mit 59 Jahren und damit sechs Jahre früher als gesetzlich vorgeschrieben ihre Jobs. Lufthansa zahlt bis zur gesetzlichen Rente 60 Prozent des Grundgehalts, was nach ihren Beispielrechnungen gut 120.000 Euro im Jahr ausmachen kann.

Im Unternehmen ist zu hören, dass die Piloten in der Tendenz wieder früher aufhören wollen, um jüngeren Kollegen noch die Beförderung zum Kapitän zu ermöglichen. Die sind bei der Lufthansa-Kerngesellschaft wegen der tendenziell schrumpfenden Flotte inzwischen ziemlich rar gesät. Die Stewardessen wollen hingegen eher länger fliegen, um ihre Rentenansprüche zu verbessern.

Man betreibe wegen der hohen Kosten derzeit 25 Flugzeuge mit 5000 Jobs weniger als geplant, hat Lufthansa-Chef Carsten Spohr gerade dem „Focus“ gesagt. Auch das ist ein prima Thema für den in Frankfurt geplanten Jobgipfel, zu dem Lufthansa alle drei Gewerkschaften eingeladen hat. Dort soll nach der Aufsichtsratssitzung ohne festgelegte Tagesordnung über alles gesprochen werden, was Auswirkungen auf die Jobs im Konzern haben könnte.

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