Die Deutsche Bank hat am Dienstag den Startschuss für eine Kapitalerhöhung gegeben, die dem Kreditinstitut acht Milliarden Euro in die Kassen spülen soll. Für Anleger stellt sich nun die Frage, wie sie reagieren sollen. Zehn Antworten auf die wichtigsten Fragen.
1. Warum macht die Deutsche Bank überhaupt eine Kapitalerhöhung?
Das Kreditinstitut ist knapp bei Kasse. Rechtsstreitigkeiten haben die Bank im vergangenen Jahr wieder Milliarden gekostet. Außerdem verlangen die Behörden von Banken immer üppigere Kapitalpolster, damit im Falle einer Schieflage nicht sofort wieder die Steuerzahler einspringen müssen. All das machte die Kapitaldecke der Deutschen Bank zu einer Art Dauerbrenner-Thema unter Finanzprofis und Investoren: Das Finanzpolster der Deutschen Bank galt vielen bislang alles zu knapp bemessen. Mit einer großen Kapitalspritze will das Kreditinstitut nun endlich jeden Zweifel an seiner Stabilität und Stärke beseitigen. Insgesamt platziert die Deutsche Bank 687,5 Millionen Aktien zu 11,65 Euro.
2. Was bedeutet eine Kapitalerhöhung für Anleger?
Die bisherigen Aktien der Deutschen Bank verlieren dadurch an Wert. Der Grund: Die Zahl der Aktien wächst durch die Kapitalerhöhung um etwa 50 Prozent. Das bedeutet, dass sich die Gewinne, die die Bank künftig ausschütten wird, auf mehr Aktien verteilen als bisher. Im Fachjargon sagt man: Die bisherigen Aktien werden „verwässert“. Vermeiden lässt sich diese Verwässerung nur dann, wenn bestehende Aktionäre bei der Kapitalerhöhung mitmachen, also selbst auch junge Aktien kaufen. Das bedeutet allerdings auch: Um ihren Anteil an der Deutschen Bank stabil zu halten, müssten Altaktionäre noch einmal Geld in das Unternehmen pumpen, denn die jungen Aktien kosten schließlich etwas.
Die teuersten Rechtsstreitigkeiten der Deutschen Bank
In der Affäre um Geldwäsche von Kunden bei Wertpapiergeschäften in Moskau, London und New York muss die Deutsche Bank umgerechnet knapp 600 Millionen Euro an Aufsichtsbehörden in den USA und Großbritannien zahlen. Deutsche-Bank-Kunden kauften zwischen 2011 und 2015 bei der Moskauer Filiale Aktien großer Konzerne in Rubel - um diese dann an westlichen Handelsplätzen in dortiger Währung wieder zu verkaufen. So sollen rund 10 Milliarden Dollar Rubel-Schwarzgeld gewaschen worden sein. Die Deutsche Bank habe wegen Aufsichtsversagens zahlreiche Gelegenheiten ungenutzt gelassen, das Komplott zu unterbinden, urteilte die New Yorker Finanzaufsicht DFS und verhängte ein Bußgeld von 425 Millionen Dollar. An die britische Finanzaufsicht FCA muss die Deutsche Bank 163 Millionen Pfund zahlen.
Kurz vor Weihnachten einigt sich die Deutsche Bank mit den US-Behörden auf einen Vergleich über 7,2 Milliarden Dollar (6,7 Mrd Euro) für dubiose Hypothekengeschäfte aus Zeiten vor der Finanzkrise 2007/2008. 3,1 Milliarden Dollar werden als Zivilbuße fällig, 4,1 Milliarden Dollar muss die Bank über fünf Jahre verteilt an „Erleichterungen für Verbraucher“ zur Verfügung stellen. Wie sich das auf die Bilanz auswirkt, ist noch offen. US-Justizministerin Loretta Lynch kritisiert das Institut harsch: „Die Deutsche Bank hat nicht nur Investoren getäuscht, sie hat direkt zu einer internationalen Finanzkrise beigetragen.“ Ursprünglich hatte US-Justizministerium mit 14 Milliarden Dollar Strafe gedroht.
Die Deutsche Bank muss wegen ihrer Verstrickung in den Libor-Skandal um manipulierte Zinssätze eine Rekordstrafe von 2,5 Milliarden Dollar zahlen. Das Institut verständigt sich mit Behörden in den USA und Großbritannien auf einen Vergleich. Es ist die höchste bislang verhängte Buße gegen eine Bank in diesem Fall.
Die Bank zieht einen teuren Schlussstrich unter den Dauerstreit um die Pleite des Kirch-Medienkonzerns. Insgesamt 925 Millionen Euro kostet der am Oberlandesgericht München besiegelte Vergleich. Damit beendete die Bank die juristische Auseinandersetzung um eine Mitverantwortung für die Pleite des Kirch-Konzerns 2002.
Das Institut zahlt 1,9 Milliarden Dollar in einem Streit um Hypothekenpapiere in den USA. Die beiden staatlichen Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac fühlten sich bei Hypothekengeschäften aus den Jahren 2005 bis 2007 übers Ohr gehauen.
Der Konzern steht für zwielichtige Hypotheken-Geschäfte der US-Tochter MortgageIT gerade. Um eine Klage aus der Welt zu schaffen, fließen 202 Millionen Dollar.
Das Geldhaus legt einen Streit mit der Stadt Mailand über umstrittene Zinswetten gegen eine Millionen-Zahlung bei. Insgesamt erhält die italienische Wirtschaftsmetropole 455 Millionen Euro. Die Entschädigungszahlung teilen sich vier Banken.
3. Wie kann man bei der Kapitalerhöhung mitmachen?
Wenn man schon Aktionär der Deutschen Bank ist, dann wurden bereits automatisch sogenannte Bezugsrechte ins Depot gebucht. Bezugsrechte sind eine Art Gutschein, für den man Aktien erwerben kann. Für jede Deutsche-Bank-Aktie erhielten Anleger am Montag ein Bezugsrecht ins Depot gebucht. In diesem Fall berechtigen zwei Bezugsrechte zum Kauf einer neuen Aktie aus der Kapitalerhöhung. Wer 100 Aktien besitzt, erhielt also 100 Bezugsrechte, mit denen man an 50 neue Aktien kommt. Gratis gibt es die neuen Aktien natürlich nicht: Pro Anteilsschein sind 11,65 Euro zu zahlen. Wer das nicht will, kann seine Bezugsrechte auch an der Börse an einstiegswillige Anleger verkaufen. Sie werden bis zum 4. April ganz normal an der Börse als eigenständiges Wertpapier (WKN A2E418) gehandelt. Noch einfacher: Man kauft sich einfach eine der alten Aktien. Der Preis für zwei Bezugsrechte plus 11,65 Euro für die Aktie entspricht in etwa dem Preis für eine der alten Aktien. Profis schaffen es zwar, winzige Preisdifferenzen zwischen beiden Optionen auszunutzen, es ist aber keine Strategie, die sich für normale Privatanleger anbietet. Dazu sind diese Differenzen in der Regel zu klein.
4. Macht es einen Unterschied, ob ich ein Bezugsrecht oder direkt eine Aktie kaufe?
Das hängt von der Gebührenordnung Ihrer Bank ab, aber die Gefahr ist groß, dass man zweimal Gebühren berappen muss, wenn man durch den Kauf von Bezugsrechten bei der Deutschen Bank neu einsteigt. Wir haben uns stellvertretend einmal bei der Direktbank Comdirect erkundigt: Wenn man über die Börse Bezugsrechte kauft, dann zahlt man Gebühren wie bei einer normalen Börsenorder auch. Danach muss man seiner Bank auch noch die Weisung erteilen, die Bezugsrechte auszuüben und neue Aktien damit zu kaufen.