Hochschul-Duell Wer sich eine Privat-Uni leistet, gewinnt

Ist das BWL-Studium an einer privaten Hochschule wirklich viel teurer als an einer öffentlichen? Die WirtschaftsWoche hat einen umfassenden Kosten-Nutzen-Vergleich erstellt. Fazit: Das Geld ist an einer Privat-Uni besser investiert.

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Grafik: WirtschaftsWoche

Nehmen wir folgende Situation an: Ihre Tochter hat Abitur gemacht und möchte BWL studieren. Im Internet sucht sie zwei Unis heraus, die private European Business School (EBS) in Oestrich-Winkel und die öffentliche Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München. Sie blicken auf die Studiengebühren und erschrecken: 4950 Euro für ein Semester an der EBS gegenüber nur 500 Euro an der LMU? Da scheint die Entscheidung klar. Doch Vorsicht. Der Vergleich der Studiengebühren allein ergibt noch nicht, welche Universität am meisten für Ihr Geld leistet. Die WirtschaftsWoche wollte wissen: Was genau kostet das BWL-Studium an einer staatlichen und an einer privaten Hochschule? Und welches Studium bringt die höheren Erträge? Daraus wurde ein Duell staatlich versus privat. Zwei der besten öffentlichen BWL-Fakultäten, die der LMU und die der Uni Mannheim, gegen zwei renommierte private: die EBS und die Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung (WHU) in Vallendar. Alle vier belegten beim Hochschul-Ranking zuletzt Spitzenplätze, angeführt von der Uni Mannheim. Die WirtschaftsWoche bat die Absolventen der vier Top-Unis nun über deren Alumni-Netzwerke um Auskunft zu ihrem Studium: zu den Kosten und dem Nutzen, den Praktika sowie jetzigen Berufen, Positionen und Gehältern. Rund 250 Ehemalige beteiligten sich an dieser Umfrage. Dabei fühlten sich die Abgänger der privaten Kaderschmieden ihrer Alma Mater offenbar stärker verpflichtet: Von der EBS antworteten 97 Alumni, von der WHU 73, von der LMU 52 und von den Mannheimern nur 24. Die Studiengebühren der beiden privaten Hochschulen liegen bei 4950 Euro (EBS) und 5000 Euro (WHU) pro Semester. Dagegen ist der Abschluss in München und Mannheim relativ preiswert zu haben. Mit diesem Wintersemester führt die LMU Gebühren von 300 Euro ein, ab dem Sommersemester 2008 dann 500 Euro. In Mannheim zahlen Studenten bereits seit vergangenem Sommersemester 500 Euro. Natürlich bleibt es im Studium nicht bei den Gebühren; die Ehemaligen wurden ebenso nach den Ausgaben für Bücher, Lebenshaltung und Miete pro Semester gefragt. Ergebnis: Unterm Strich ist das Studium an EBS und WHU teurer. Im Schnitt kostete ein Semester an der EBS etwa 7600 Euro: 4950 Euro für Gebühren und rund 1800 Euro für die Miete. Die restlichen Euro gingen für Bücher (etwa 250 Euro) und Lebenshaltung drauf. Münchner Rekordmieten treiben aber auch den Preis für ein Studium an der staatlichen LMU nach oben: Im Schnitt zahlten die Befragten hier allein fürs Wohnen etwa 2400 Euro pro Semester. Inklusive der Ausgaben für Bücher (rund 150 Euro) und Lebenshaltung betrugen die Kosten rund 3000 Euro pro Semester. Studiengebühren wurden für die Befragten, die ihr Diplom vor zwei bis fünf Jahren gemacht haben, noch nicht fällig. Dasselbe gilt für Mannheim, wo das Studium am günstigsten ausfiel: Ein Semester kostete etwa 2500 Euro. Die Miete schlug mit rund 1500 Euro zu Buche – wobei viele der Alumni im Studium umsonst wohnten: im „Hotel Mama“.

Die befragten WHUler hatten trotz Studiengebühren von 5000 Euro im Schnitt „nur“ Gesamtausgaben von 6000 Euro pro Semester. Der Grund: 15 Prozent der WHU-Studenten lernen zum Nulltarif. „An den Studiengebühren ist noch kein Studium an der WHU gescheitert“, heißt es auf der Uni-Web-Site. Entscheidend seien Leistung und Persönlichkeit der Bewerber, nicht die Herkunft. Vom Einkommen der Eltern hängt es ab, ob jemand von den Gebühren befreit wird. So konnte sich Absolvent Jörg Arntz die Kosten sparen. Der heute 31-jährige Chef einer Venture-Capital-Firma verabredete mit der WHU den „umgekehrten Generationenvertrag“: „Ich habe ausgemacht, dass ich die Summe zu einem späteren Zeitpunkt der Universität spende.“ Überhaupt gibt es bei den Privaten mehr finanzielle Förderung. So erhalten die besten Bewerber für Master-Programme an der EBS Vollstipendien. Zudem unterstützt ein hochschulinterner „Bildungsfonds“ jene, die das Studium nicht selbst zahlen können. An besonders Talentierte vergibt der Alumni-Verein Auslandsstipendien. Dennoch ist und bleibt das Studium an einer privaten Hochschule die kostspieligere Alternative. Was also bekommt man für sein Geld? EBS und WHU werben stets mit einer besseren Betreuung. Ein Blick auf die Zahlen beweist: Auf einen Professor kommen an der WHU gerade einmal 20 Studenten, an der EBS 22. Ein BWL-Professor in München ist dagegen für 167 Studenten zuständig, in Mannheim sogar für 190. Kein Wunder, dass sich das auf die Lehre auswirkt. Das war für Benjamin Schmitt, 23, das wichtigste Auswahlkriterium: „Ich wollte nicht an eine Massen-Uni.“ Nach Vorlesungsbesuchen in seiner Heimatstadt Mannheim sowie an der EBS entschied er sich für die Privathochschule. Studenten sind hier Kunden. Eine „Vollkaskomentalität von Professoren“ könne man nicht gebrauchen, sagt EBS-Rektor Christopher Jahns. Entsprechend hat es Konsequenzen, wenn Studenten ihre Professoren schlecht bewerten. Der Dozent an einer staatlichen Uni dagegen kann ungestraft miese Vorlesungen halten.

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