Boom and bust

Wer zahlt für die PIGS?

Die EU streitet über Hilfen für wirtschaftlich abschmierende Staaten der Euro-Zone. Sie sollte dabei keine falsch verstandene Solidarität walten lassen – sondern harte Auflagen machen.

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Im Ökonomen-Slang heißen sie PIGS, und das ist genauso wenig schmeichelhaft gemeint wie es klingt. Den Euro-Staaten Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien fliegen derzeit ihre Staatshaushalte um die Ohren. Sie müssen immer höhere Risikoaufschläge zahlen, damit ihnen jemand ihre Staatsanleihen abkauft – und sich von Kommentatoren mit den Staatspleitiers aus Island vergleichen lassen.

Als vor zehn Jahren der Euro eingeführt wurde, hofften viele auf ein Ende der ökonomischen Heterogenität Europas. Diese Hoffnung hat sich nur in Ansätzen erfüllt. Nun müssen sich Ökonomen und Politiker den Kopf zerbrechen, wie sich die im Schlepptau der Finanzkrise in schweres Fahrwasser geratene Währungsunion stabilisieren lässt. Falls ein Mitglied der Euro-Zone in Zahlungsschwierigkeiten geriete, sei man darauf „intellektuell, politisch und ökonomisch vorbereitet “, verspricht EU-Währungskommissar Joaquín Almunia.

Eine gewagte Aussage. Die bisher kursierenden Vorschläge – gemeinsame Euro-Anleihen oder gar die Schaffung eines Europäischen Währungsfonds nach dem Vorbild des IWF – überzeugen nicht, vor allem nicht aus Sicht Deutschlands, das mit ziemlicher Sicherheit der größte Zahlmeister solcher Aktionen würde. Die Sorgenkinder der Euro-Zone haben in den vergangenen Jahren massiv von der Währungsunion (vor allem von niedrigen Realzinsen) profitiert. Fiskalpolitisch aber haben viele über ihre Verhältnisse gelebt und überdies wichtige Strukturreformen verschleppt. Dass nun jene Staaten, die noch Vertrauen der Märkte genießen, für die Versäumnisse anderer geradestehen sollen, ist eine ebenso bittere Pille wie Milliardenhilfen für Zockerbanken. Doch so dürfte es am Ende wohl kommen. EU-Kommissionschef Barroso hat bereits angedeutet, dass die EU keinen Staatsbankrott in ihren Reihen hinnehmen und notfalls mit Kredithilfen einspringen will.

Das aber macht (wenn überhaupt) nur Sinn, wenn das Staaten-Bail-Out mit harten wirtschafts- und finanzpolitischen Auflagen verbunden ist. Sonst stehen bald die nächsten Bittsteller vor der Tür – oder die gleichen in der nächsten Krise. Auch sollte sich die EU nicht von unterschwelligen Drohungen aus den PIGS-Staaten beeinflussen lassen, bei einer Eskalation die Währungsunion zu verlassen. Diese Schmach wird sich keine Regierung antun. Es wäre für die betroffenen Staaten auch ökonomisch kontraproduktiv. Zwar könnten sie ihre neue (alte) Währung abwerten und sich so Vorteile im Export verschaffen. Doch die hohen Zinsen und Risikoaufschläge wären sie nicht los, im Gegenteil. Dass Anleger begeistert niedrig verzinste Staatsanleihen in Drachme und Lira kaufen würden, ist kaum zu erwarten.

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