Krise um Hypo Alpe Adria Erleichterung nach Rettung von DüsselHyp

Da kommen Erinnerungen an die Finanzkrise hoch: Banken und Politik haben am Wochenende über die Rettung der Düsseldorfer Hypothekenbank beraten, nun können sie aufatmen.

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Die DüsselHyp war bereits in der Finanzkrise in Schwierigkeiten geraten. Quelle: ap

Frankfurt/Berlin Politiker und Banken atmen nach der Rettung der Düsseldorfer Hypothekenbank (DüsselHyp) tief durch. Die deutschen Privatbanken, die das kriselnde Institut zeitnah übernehmen wollen, hätten das Problem in überzeugender Weise gelöst, sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums am Montag in Berlin.

Die DüsselHyp, die wegen ausfallgefährdeter Anleihen der österreichischen Krisenbank Hypo Alpe Adria in Bedrängnis geraten war, sei ein Einzelfall. Andere deutscher Geldhäuser, die Hypo-Bonds in der Bilanz haben, seien nicht gefährdet.

Am Wochenende liefen die Leitungen zwischen Banken, Politik und Aufsicht wie zu Zeiten der Finanzkrise heiß. Als am Sonntagabend eine Lösung gefunden war, war die Erleichterung groß. Durch die Rettung sei verhindert worden, dass die Sicherheit des deutschen Pfandbriefs in Frage gestellt werde, sagte eine mit den Diskussionen vertraute Person.

Für den Einlagensicherungsfonds der Privatbanken, dessen Mitglied die DüsselHyp ist, sei eine Übernahme der Rheinländer zudem deutlich billiger als eine Abwicklung des Geldhauses. Heftige Kritik gab es am bisherigen DüsselHyp-Eigentümer Lone Star.

Der amerikanischen Finanzinvestor hätte gut 100 Millionen Euro in die DüsselHyp stecken müssen, um einen Engpass bei der Bank zu beseitigen, sagte ein Insider. Dazu sei der Finanzinvestor aber nicht bereit gewesen. „Die hätten die Bank vor die Wand fahren lassen“, betonte ein anderer Krisenmanager. Das Vorgehen werde dem Image des Finanzinvestors, dem auch die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB gehört, schaden, sagte ein Banker. „Wenn's Probleme gibt, dann laufen die weg.“

Eine Person aus dem Umfeld von Lone Star wies die Kritik zurück. Lone Star habe mit CorealCredit, IKB und DüsselHyp drei angeschlagene deutsche Banken saniert und sich dabei als verlässlich erwiesen. Die Hypo-Bonds habe die DüsselHyp aber bereits vor Lone Stars Einstieg 2010 erworben, deshalb könne niemand erwarten, dass der Finanzinvestor nun frisches Geld in die Bank pumpe und damit Verluste ausgleiche.

Die DüsselHyp, die zuletzt eine Bilanzsumme von knapp elf Milliarden Euro aufwies, zählt wie viele deutsche Institute zu den Gläubigern der Hypo Alpe Adria. Sie hat angekündigt, die Rückzahlung ausstehender Anleihen bis Ende Mai 2016 zu stoppen.


Zweite Rettung in sieben Jahren

Mit diesem Schritt verschafft sich die Alpenrepublik Zeit, um mit den Gläubigern über einen Schuldenschnitt zu verhandeln. Die DüsselHyp geriet dadurch jedoch unter Druck, da sie Hypo-Papiere in einem Volumen von rund 350 Millionen Euro im Bestand hat. Eine Bank-Sprecherin wollte sich am Montag nicht äußern.

Die DüsselHyp war bereits in der Finanzkrise in Schwierigkeiten geraten und wurde im April 2008 vom Einlagensicherungsfonds des BdB aufgefangen. Zudem gab es Staatsgarantien. 2010 übernahm Lone Star das Institut und leitete die Sanierung ein: Die Bilanz wurde geschrumpft, riskante Wertpapiere aus dem Kapitalmarktgeschäft wurden verkauft und die Staatsfinanzierung weitgehend aufgegeben.

Lone Star hat im Sommer vergangenen Jahres einen Verkauf der DüsselHyp an ein Konsortium aus dem Main-First-Gründer Patrick Bettscheider und der britische Investmentgesellschaft Attestor Capital angekündigt. Der Deal wurde angesichts der Probleme mit den Hypo-Papieren jedoch nicht abgeschlossen und ist nun vorerst vom Tisch.

Lone Star habe Attestor und Bettscheider gebeten, vom Kaufvertrag zurückzutreten, um den Weg für einen Einstieg des BdB freizumachen, sagte zwei mit dem Vorgang vertraute Personen. Der Privatbankenverband BdB hat am Sonntag eine Garantie für die Hypo-Anleihen der Düsseldorfer abgegeben und eine Übernahme des Instituts angekündigt. Diese könnte Insidern zufolge schon am Montag oder Dienstag eingetütet werden.

Es wird erwartet, dass die DüsselHyp ihre Bilanzsumme nach einer BdB-Übernahme weiter zurückfährt. Zu einem späteren Zeitpunkt könnte die Bank, die im ersten Halbjahr 2014 einen Verlust von 26 Millionen Euro schrieb, dann wieder verkauft werden. Zunächst muss das Institut jedoch sein Problem mit den Hypo-Anleihen lösen.

Ein Schuldenschnitt bei der ehemaligen Kärntner Landesbank könnte auch vielen anderen deutschen Banken zusetzen. Die Finanzaufsicht BaFin und die Bundesbank analysierten die Auswirkungen des Hypo-Schuldenmoratoriums auf deutschen Institute, erklärte das Finanzministerium.

Andere Schieflagen zeichnen sich aktuell aber nicht ab. Die BayernLB, die über zwei Milliarden an die Hypo Alpe Adria verliehen hat, wird Finanzkreisen zufolge trotz Abschreibungen Ende 2014 eine harte Kernkapitalquote von mehr als zehn Prozent aufweisen.

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