Küchenindustrie Hersteller setzen auf Export

Der Markt für neue Küchen brummt, seit Jahren geben die Deutschen immer mehr Geld dafür aus. Doch von dem Trend profitieren nicht alle Hersteller. Viele Unternehmen suchen ihr Glück im Ausland.

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Kronleuchter, Glas und glänzende Fronten: SieMatic betont bei diesem Vorführmodell aus dem Showroom in New York auf das Zusammenspiel von verschiedenen Materialien. Quelle: Siematic

Pfullendorf Die Zahlen scheinen prächtig: Auf dem deutschen Küchenmarkt eilen die Hersteller von einem Rekord zum nächsten. Allein im vorigen Jahr kletterte der Umsatz der Branche um knapp drei Prozent auf 10,31 Milliarden Euro. Auch für die einzelne Küche geben die Deutschen immer mehr Geld aus, zuletzt rund 6200 Euro. Schicke Lackoberflächen und moderne Geräte sollen es sein, die Küche wird zum Statussymbol. „Der Trend zur hochwertigen Küche ist ungebrochen“, sagt Jürgen Weyrich von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

Für manchen Hersteller im mittleren Preissegment kann das zum Problem werden. Denn während die zahlungskräftige Kundschaft zunehmend ins Luxussegment abwandert, drängen von der anderen Seite Discounter wie der schwedische Möbelriese Ikea in den Küchenmarkt. „Natürlich ist Ikea ein Wettbewerber, der immer erfolgreicher wird“, räumt der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft „Die Moderne Küche“ (AMK), Kirk Mangels, ein. Doch die deutsche Küchenindustrie könne sowohl beim Preis als auch bei der Qualität mit der aufstrebenden Konkurrenz mithalten. 97 Prozent aller in Deutschland verkauften Küchen stammen nach Angaben der AMK auch aus deutscher Produktion. Ausländische Unternehmen könnten kaum Fuß fassen, berichtet Gfk-Mann Weyrich. Wieviel Geschäft sich Ikea in dem umkämpften Markt angeln kann, ist nicht bekannt. Zu einzelnen Segmenten mache Ikea keine Angaben, sagt eine Sprecherin.

Sehr intensiver Wettbewerb, hoher Preisdruck und Marktmacht großer Handelsketten über ihre Einkaufsverbände - so beschreibt Martin Decot, Analyst bei der Oddo Seydler Bank, den Markt. „Da kann kaum ein Hersteller höhere Preise durchsetzen.“ Viele Unternehmen suchten ihr Glück deshalb verstärkt im Ausland. Auch Weyrich von der GfK sagt: „Die Zukunft der deutschen Küchenindustrie liegt im Export.“

Gutes Beispiel dafür ist Alno aus dem schwäbischen Pfullendorf. Der Küchenhersteller kämpft seit seinem Börsengang 1995 mit Problemen und Verlusten, das Unternehmen arbeitet sich nur langsam wieder an die Gewinnzone heran. Dabei setzt Alno vor allem auf internationale Märkte, darunter China und Russland. Derzeit liege der Exportanteil bei 54 Prozent, sagt Finanzvorstand Ipek Demirtas. „Diese Strategie werden wir weiter ausbauen - weil sie funktioniert.“

In China hat der Küchenhersteller bereits ein Joint Venture gegründet, in Russland soll eine Möbelfabrik aufgebaut werden. 2014 übernahm Alno zudem den Schweizer Marktführer AFP. Der Vorteil im Ausland sei unter anderem, dass man nicht von den Einkaufsverbänden abhängig sei, die in Deutschland den Markt beherrschten. „Bei ihnen liegt die Macht, sie verhandeln die Konditionen“, sagt Demirtas.

Im Inland wiederum setzt Alno auf einen stärkeren Anteil am Segment der Küchen für rund 6000 Euro. „Das ist der größte Markt“, sagt Demirtas. „Mit 60 Prozent werden dort die meisten Küchen verkauft.“ Ein Umbauprogramm soll Kosten sparen. Bis 2017 will der Küchenhersteller so profitabel arbeiten wie die Konkurrenz.

Vorteile verspricht sich die Branche auch von den niedrigen Zinsen. Günter Scheipermeier vom Branchenführer Nobilia formuliert das Verkaufsargument so: „Die Menschen legen ihr Geld als Alternative in langlebige Konsumgüter an, dazu gehören auch Küchen.“

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