Alternative Geldanlage So schlagen Sie dem Niedrigzins ein Schnippchen

Sparen mit Genuss - das versprechen zahlreiche Anbieter von Wein, Orangen oder Fleisch. Private Anleger können nicht immer mit fetten Renditen rechnen, aber mit einem Gewinn an Lebensfreude. Und manchmal gar mit beidem.

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Sparen in Naturalien. Quelle: Getty Images

Eines der drängendsten Probleme vieler gutverdienender bis schwerreicher Menschen fasst der Titel einer regelmäßigen Beilage der Financial Times zusammen: "how to spend it". Wie man es - das (hoffentlich viele) Geld - ausgeben soll. Geld als neutraler Gegenstand ist weder weich, wohlschmeckend oder warm. Sinn ergibt es nicht allen Menschen, wenn es nur eine steigende Zahl auf dem Konto darstellt. Es ist für sie zunächst Mittel zum Zweck für den Genuss von Autos, Schmuck, Reisen oder Restaurantbesuche.

Dieser Umweg lässt sich meiden - mit liquiden Aktien, Investitionen in Fleisch oder dem eigenen Weinberg. Diese Art des Sparens beherzigt eine der bekanntesten Börsenregeln der Investorenlegende André Kostolany - man sollte sein Geld nur in Dinge investieren, die man versteht. Und sie bietet Menschen, die mit den Mechanismen des Geldmarktes hadern, eine Alternative zum Wohlfühlen und den Eindruck, etwas Gutes und Sinnvolles zum Wirtschaftskreislauf mit dem Ersparten beizusteuern.

Ausgerechnet der nördlichste Weinberg Deutschlands verbindet viele der etwas anderen Aspekte einer Investition in Naturalien. Bezug zum Produkt, eine klare Vorstellung von dem, was mit dem Geld passiert und in diesem Fall noch ein Schuss Prestige obendrauf. Das Rheingauer Weingut Balthasar Ress baut in Keitum auf Sylt Rebstöcke an - die sich pachten lassen. Namensschilder geben auf Wunsch Auskunft über den Eigner. Der Wein wird vinifiziert, die Pächter bekommen als flüssige Rendite Wein geliefert.

Geht es den Investoren bei dem aus Sicht des Weingenuss ein wenig skurril anmutenden Sylt-Weins auch um den Charme der Idee, verbinden andernorts immer mehr Menschen mit ihren Investitionen auch die Hoffnung auf eine bessere Welt. Selten gibt es gegen Einlagen in Höhe von vierstelligen Summen zu festen Zinsen auch Geld zurück, meist aber Naturalien.

Von Weinbergaktien ist dann zum Beispiel die Rede, nicht wenige landwirtschaftliche Betriebe können so ohne Hilfe der Banken ihren Betrieb modernisieren und investieren.

Der Wilstedter Unternehmer Conrad Bölicke holt mit seiner "Olivenölkampagne" schon seit mehr als zehn Jahren seine Kunden ins Boot als Mitstreiter für einen fairen (und direkten) Handel mit den Olivenölbauern in Griechenland, Spanien oder Italien. Garantierte Abnahmemengen bis hin zu solidarischen Zahlungen bei Ernteausfall - der gesamte Prozess wird transparent begleitet, im Gespräch, mittels einer eigenen Zeitung und Newslettern. Wer dort ordert, soll einen Bezug zum Produzenten bekommen.

Wer sich bei Naranjas Del Carmen finanziell engagiert, kann das Äquivalent einer Ernte eines Orangenbaums - etwa 80 Kilo Orangen - erwarten. Und den Honig dazu. Der Unterschied des "Crowdfarmings" ist - erst wenn der Baum finanziert ist, wird ein weiterer gepflanzt. Überproduktion soll so vermieden und Planungssicherheit für den Landwirt gewährleistet werden. Den Bezug zum eigenen Anteil stellt Naranjas Del Carmen über einen virtuellen Garten auf der Webseite her.

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