Cateringbranche Streetfood-Expansion mit McKinsey-KnowHow

Know How des Streetfoods Quelle: Getty Images

Ein Gründerduo hat mit Celebrate Streetfood das traditionelle Einzelkämpfergeschäft der Food Trucks professionalisiert. Das interessiert auch einen ehemaligen McKinsey-Chef, der Geld und Know-How gibt.

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An der Seite des schwarzen Mercedes-Vario-Trucks hat sich eine kleine Warteschlange gebildet. Rund 100 Mitarbeiter und Kunden des Düsseldorfer Schadensdienstleisters Crawford & Company haben nach einem anstrengenden Seminartag mächtig Kohldampf. „Der Herr auch ohne Kartoffel?“ fragt Gunther. „Ne, ne, mit alles“, sagt der hungrige Crawford-Mann und wartet geduldig. Kaum drei Minuten später reicht ihm der Mann in schwarzer Kochkluft einen Teller mit Spare Ribs, Pulled Beef, Brisket, Barbecue Sauce, Krautsalat, Ofenkartoffel und einer Scheibe Holzofenbrot vom Wagen.

Trinity BBQ nennt sich das Speisekonzept, das das Frankfurter Unternehmen Celebrate Streetfood an diesem frühen Donnerstagabend am Straßenrand vor dem Crawford-Gebäude anbietet. Auch drinnen im verglasten Foyer brutzeln die Hessen. An einer mobilen Kochstation rollen zwei Mitarbeiter Burritos, den mexikanischen Klassiker aus Weizenmehl-Tortillas gefüllt mit Hackfleisch, Bohnen, Reis, Tomaten oder Käse.

Gestartet als Zwei-Mann-Firma, die mit einem selbst gezimmerten Truck durch die Gegend gurkte, um Mittags vor Büros und Abends an den Frankfurter Hotspots ein flottes Essen anzubieten, hat sich Celebrate Streetfood binnen weniger Jahre zu einem mittelständischen Essens-Dienstleister gemausert. Nun wollen die beiden Gründer Oliver Meiser und Jan Dinter die angestaubte deutsche Cateringbranche aufmischen.

Standen Dinter und Meiser vor vier Jahren noch jeden Tag selber auf dem Wagen, so schicken die beiden heute eine Flotte von 14 Trucks, acht mobilen Kochstationen und 90 Mitarbeitern kreuz und quer durch die Republik. Allein in diesem Jahr kochten die Hessen bei rund 1000 Veranstaltungen für Business- und Privat-Kunden - vom Sommerfest der Sparkasse Berlin mit mehr als 2000 Gästen bis zur handverlesenen Hundertschaft anlässlich der Eröffnung der Kulturhalle des kanadischen Rockstars Bryan Adams.

Eigentlich hatten die beiden Enddreißiger, die sich vom BWL-Studium aus Gießen kennen, von einem eigenen Restaurant geträumt. „Als Betriebswirte war uns aber recht schnell klar, dass wir uns die Mieten in guten Lagen nicht leisten können“, sagt Dinter, der nach dem Studium als freiberuflicher Finanzberater arbeitete. Die Alternative: eine Küche auf vier Rädern. Die mussten sich die Gründer allerdings selber bauen. „Hätten wir Currywurst und Pommes verkauft, hätte es Fahrzeuge von der Stange gegeben. Nicht aber für Burritos“, erzählt Dinter.

Als „Burrito Bande“ wurde das Duo denn auch schnell in Frankfurt bekannt. 90 Prozent der Streetfood-Anbieter sind laut Dinter Einzelkämpfer. Manche haben feste Standorte, stehen beispielsweise an zwei, drei Tagen in der Woche auf Parkplätzen im Bankenviertel oder im Osthafen und steuern am Wochenende Stadtfeste oder Streetfood-Festivals an. Doch davon alleine rentiere sich ein Streetfood-Truck in der Regel nicht.
Vom klassischen Streetfood-Geschäft hat sich Dinter weitgehend verabschiedet. „Wir machen nur noch wenige Events“, sagt er. „Große Messen wie die IAA oder die Boot, auch Rock am Ring, das war es dann auch schon.“ Das lange im voraus gebuchte und gut planbare Business-Catering sei klar in den Vordergrund gerückt. „Die Mitarbeiter der Firmen wollen sehen, wie ihr Essen zubereitet wird“, sagt Dinter. „Wir sind Entertainer, wir bieten den Leuten eine Show.“ Das klingt wie eine Kampfansage an die oftmals piefigen Buffets traditioneller Caterer mit Hähnchenbrust, Kartoffelgratin und Bohnen im Speckmantel.

Geld vom Ex-McKinsey-Chef für den Streetfood-Plan


Die Gefahr, die auf der Straße lauert, sieht auch der Geschäftsführer eines etablierten Caterers aus Köln. „Die stellen dir stylische Trucks vor die Tür, aus denen sie Speisen aus aller Herren Länder zaubern,“ sagt der Chef des Unternehmens mit 50 Mitarbeitern. „Das ist natürlich ein ganz anderes Flair als lange Tische mit den bekannten Warmhaltebehältern aus Edelstahl.“

Sieben bis acht Milliarden Euro schwer soll der Catering-Markt in Deutschland sein. 15 000 Unternehmen, darunter Hotels, Restaurants und Handwerksbetriebe, tummeln sich darin. Die Preise für ein Catering variieren durch die gewählte Art des Caterings. Doch im Schnitt kostet ein Buffet 20 bis 60 Euro pro Person, Fingerfood rund 20 bis 35 Euro. „Wir liegen bei 15 bis 25 Euro pro Person“, sagt Dinter.

Ein dreistelliges Umsatzwachstum seit Unternehmensgründung, die Gewinnschwelle schon nach zwei Jahren erreicht und eine Liste mit Topkunden wie Lufthansa, Bayer, Nike, Mercedes-Benz, Porsche oder Bosch: Der Erfolg von Celebrate Streetfood blieb nicht im Verborgenen. So wurde im vergangenen Jahr Frank Mattern auf Dinter und Meiser aufmerksam. Der langjährige McKinsey-Deutschland-Chef, der vor wenigen Wochen bei der Unternehmensberatung ausgeschieden ist, investierte zusammen mit seinem McKinsey-Mitstreiter Carl-Stefan Neumann in das junge Unternehmen. „Anfangs waren wir natürlich skeptisch“, sagt Dinter und schmunzelt. „McKinsey eben.“ Im Nachhinein sei es jedoch ein „absoluter Glücksgriff“ gewesen. „Die haben sich echt Zeit genommen für uns und uns ihr riesiges Netzwerk geöffnet.“

Ebenfalls mit an Bord ist auch Florian Michajlezko, Mitgründer des Ranzen- und Rucksackherstellers Ergobag aus Köln. Die Mehrheit der Anteile liegt jedoch nach wie vor bei Dinter und Meister.

Alle gemeinsam wollen in den kommenden Jahren kräftig expandieren. Um flexibler und schneller deutschlandweit agieren zu können, wird die Foodtruckflotte auf bis zu 50 Fahrzeuge ausgeweitet. Ausserdem sollen neue Niederlassungen voraussichtlich in München, Berlin und im Ruhrgebiet hinzukommen.

Der Anteil des Eventgeschäfts wird dann zu Gunsten des Cateringanteils weiter schrumpfen: von heute 30 auf 10 Prozent. Bis 2020 soll der Umsatz, der aktuell bei rund drei Millionen Euro liegt, jedes Jahr verdoppelt werden. „Wenn wir genügend Mitarbeiter für unseren Wachstumskurs finden, dürften wir in drei Jahren bei knapp 25-Millionen-Euro liegen“, sagt Dinter.

Dafür haben sich die Hessen breit aufgestellt und bieten mittlerweile vier verschiedene Essenskonzepte. Neben Burritos und Trinity BBQ bringen sie Burger Unlimited (Pulled Beef und Pulled Pork Burger) und Cucina Nostra (Steinofenpizza und frische Pasta) auf die Straße. Jeder Truck, der komplett umgebaut und ausgerüstet zwischen 100.000 und 120.000 Euro kostet, ist mit wenigen Handgriffen vom einen auf das andere Konzept umrüstbar.

In der für die Cateringbranche lukrativen Wintersaison mit ihren unzähligen Firmenweihnachtsfeiern wird auch Celebrate-Streetfood-Mitarbeiter Gunther wieder auf Reise gehen - mit einem Weihnachtsmenü an Bord: Pulled-Turkey und Pulled-Goose-Burger, BBQ-Gans, Rotkohl, Maronensuppe und Bratäpfel.

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