Gold, Diamanten, Seide Luxus aus dem Labor

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Biotechseide

Amsilk ist nicht das einzige Start-up, dass an Biotechseide werkelt. Der kalifornische Konkurrent Bolt Threads, in den Investoren wie der PayPal-Gründer und Trump-Vertraute Peter Thiel mehr als 90 Millionen Dollar gepumpt haben, hat sich gerade mit dem Outdoor-Ausrüster Patagonia zusammengetan. Der US-Konzern plant nun seine erste Luxuskollektion aus Biotechseide.

Die Einsatzmöglichkeiten für den Superstoff gehen aber weit über Bekleidung hinaus. Schon jetzt arbeiten die Münchner an damit umhüllten Brustimplantaten, weil die vom Körper besser angenommen würden. Auch sieht Klein in der Auto- und Luftfahrtindustrie komplett neue Verwendungen.

Das schwedische Biotech-Start-up Spiber wirbt damit, dass ein Kilo der künstlichen Seide bald 20 bis 30 Dollar kosten werde. Für ein Kilo Naturseide muss ein Textilhersteller heute um die 50 Dollar zahlen. Dass sich der Stoff billiger herstellen lässt, ist ein Versprechen der modernen Alchemisten. Ein anderes lautet: Die Herstellung soll endlich auch ethisch vertretbar werden.

Laufschuhe mit Biotechseide. Quelle: Adidas Group

Bislang lässt die vor allem in China beheimate Seidenindustrie auf riesigen Plantagen Maulbeerbäume züchten. Mit deren Blättern füttert sie die Larven des Seidenspinners, bis diese sich verpuppen. Um die dabei produzierte Seidenfaser abzulösen, werden die Larven lebendig in kochendes Wasser geworfen. Für ein einziges Seidenkleid müssen etwa 50.000 Raupen sterben. Tierschützer kritisieren die grausame Praxis seit Jahren.

Ethik ist nicht nur für die Biotechseidenmacher ein wichtiges Argument. Viele klassische Luxusmaterialien haben einen schlechten Ruf: Mal geht die Herstellung auf Kosten der Umwelt, mal auf die von sozial Schwachen. So stammen etwa die kostbarsten und weichsten Ledersorten von neu- oder ungeborenen Kälbern. Beim Gerben nutzt die Lederindustrie einen aggressiven Chemiecocktail, in den vor allem in Fernost krebserzeugendes Chrom gemischt wird. Und schon die Zucht von Rindern zählt zu den größten Emittenten von Treibhausgas weltweit.

In der Zukunft, wie sie das Biotech-Start-up Modern Meadow entwirft, wird es all diese Probleme nicht mehr geben: Im New Yorker Stadtteil Brooklyn züchtet es im Labor aus einzelnen Collagenzellen Rinderhäute. Das dauert im Bioreaktor nur wenige Wochen, wogegen bei der Aufzucht der Rinder und der Herstellung von echtem Leder Jahre vergehen.

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