Luxus-Hotellerie Raus aus der Suite, rein ins eigene Chalet

Natur, Abgeschiedenheit, Ruhe – aber bitte mit allem Luxus! Mit großzügig geschnittenen Chalets kommt die Hotellerie dem Wunsch gestresster Manager und Co. nach Rückzug und Exklusivität nach.

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Hotelsuite war gestern, der neue Trend für luxuriösen Urlaub geht zum eigenen Holzhaus. Quelle: Gut Steinbach

Die Ministerin ist gekommen. Und mit ihr der Platzregen. Die Blaskapelle auf der Terrasse rafft ihre Noten zusammen und rettet sich ins Haus. Das Personal räumt hektisch die über Stunden mühsam mit Tischdecken überzogenen und dekorierten Bierbänke ab. Die Eröffnungsparty droht Graf von Moltke wortwörtlich verhagelt zu werden.

Doch das Unwetter geht so rasch, wie es sich über das Gut Steinbach in Reit im Winkl ergossen hat. Die Wolken ziehen ab, die Sonne kommt raus. Der Bürgermeister spricht, die Ministerin auch, die beiden Geistlichen aus der Gemeinde segnen von einem Holzsteg aus das jüngste Projekt des Unternehmers vom Tegernsee mit einem Gebet.

Der Steg ragt in einen Teich, um ihn herum gruppieren sich fünf Wohnhäuser. Das Ensemble liegt im Schatten der Ski-Schanzen von Reit im Winkl und ist über Kieswege mit dem länglichen Hauptgebäude des Gut Steinbach verbunden. Darin befinden sich Restaurant, Spa und Zimmer des klassischen Hotelbetriebs. Die fünf Wohnhäuser sind zwar keine zwei Minuten zu Fuß vom Haupteingang entfernt, aber doch so weit weg, dass sie autark wirken.

Die schönsten Chalet-Hotels
Im Halbrund spiegelt sich die Bergwelt, die sich auch aus dem Freiluft-Whirlpool eine Etage tiefer beobachten lässt. Ein Chalet des Almhof Roswitha in Tirol.Copyright Jan Hanser, Almhof Roswitha Quelle: PR
Das Chaletresort-Tirol trägt den Zusatznamen "LaPosch" - der sich vom Nachnamen des Betreibers ableitet. Es liegt des weiten Talkessels Biberwier – Ehrwald – Lermoos liegen unsere exklusiven Almhütten mit fantastischem Blick auf die Tiroler Bergkulisse. Und manches davon spiegelt sich im Wasser vor einem der Chalets. Quelle: PR
Holzhütte gleich Waschzuber und kaltes Wasser? Mitnichten, so wie in der Luxuslodge in Österreich, sind in vielen Chalets großzügige Bäder und häufig sogar Saunen verbaut. Quelle: PR
Colorado ist groß, Telluride weit von Denver – und wer dann noch eine Weile Auto fährt, kommt in dem ehemaligen Städtchen Dunton Hot Springs an. In den Bergen, fernab vom Schuss, hoch gelegen - und dennoch jeder Komfort. Wahlweise in Zelten oder den Holzhütten. Quelle: PR
Raus aus dem Haus, rauf auf die Alm - im Almhotel Valsegg Chalets in Südtirol begegnen sich Tiere und Menschen ständig. Quelle: PR
Die 7sentido in Bischofsmais hebt sich deutlich ab von den Chalets typischer Art in Bayern oder Österreich. Moderner, bunter - und "Casitas" statt Chalets. Und nur für Erwachsene. Quelle: PR
Reichlich Holz in den Hütten - das Baumaterial ist nicht nur außen, sondern auch in den Innenräumen allgegenwärtig. Quelle: PR

Die Terrassen sind vom Rest des Ferienhotels abgewandt, der Blick fällt in die Natur. Wer dort sitzt, könnte den Eindruck gewinnen, er sei allein auf weiter Flur. Raum, Auslauf, Platz - die Schlüsselworte für einen Urlaub, den immer mehr Menschen ersehnen. Die Spitzenhotellerie setzt dabei vor allem auf Chalets.

Egal ob das verlassene Holzhüttendorf bei Tellyuride in Colorado, das der deutsche Unternehmer Christoph Henkel zu dem vielfach ausgezeichneten Luxusresort Dunton Hot Springs umbaute oder eine Ansammlung von Holzhütten im Sauerland - die eigenen vier Wände haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber jeder noch so weitläufigen Präsidentensuite am Ende des Korridors: Privatsphäre.

Oder zumindest deren Anmutung. Graf von Moltke, der bereits die Egerner Höfe am Tegernsee betreibt, hat ein klares Bild des Publikums vor Augen. "Ich sehe da keinen Unterschied zwischen jungen professionellen Menschen, die vielleicht für ein, zwei Nächte der Hektik der Stadt entkommen wollen oder dem gut betuchten älteren SUV-Fahrer, der vielleicht ein wenig Golf spielen will – beide eint der Wunsch nach Abstand."

Die zehn größten Hotel-Suiten der Welt
Grand-Hotel-Kempinski Quelle: Presse
Mandarin-Oriental-Marrakesch Quelle: Presse
The-Mark_New-York Quelle: Presse
Hilltop-Residence Quelle: Presse
Raj-Palace Quelle: Presse
Waldorf-Astoria-Dubai Quelle: Presse
Grand-Hyatt-Cannes-Hôtel-Martinez Quelle: Presse

Ruhe ja, Verzicht nein danke. Die Chalets im Gut Steinbach sind mit einer kleinen Küche ausgestattet, auf Wunsch kommt ein Koch herüber, das Frühstück kann klassisch im Haupthaus am Buffet verzehrt werden oder es steht am Morgen ein Korb mit Kaffee, Croissants und Orangensaft vor der Tür. Wer lieber niemanden sehen will, lässt sich den Tisch im Chalet decken.

Den Service eines Vier- oder gar Fünfsterne-Hotels, aber die Freiheit einer großzügigen Ferienwohnung bietet zum Beispiel auch das Willy-Bogner-Chalet des Ferienhotels Priesteregg im österreichischen Legogang. Die Eigner Hubert und Renate Oberlander haben den seit 1782 im Familienbesitz befindlichen Hof früh zu einem der führenden Luxuschalet-Betriebe verwandelt. Rustikale Holz-Architektur mit großzügigen Fensterflächen bieten ein Wohnerlebnis auf Zeit, das sonst nur sehr wohlhabenden Eigentümern zur Verfügung steht. Die Wasserkante des 14 Meter langen Infinity-Pools scheint gleichsam mit der Waldlandschaft zu verschmelzen.

Betreiber setzen auf Nähe zur Natur

Das flächenintensive Hotelangebot hat meist seinen Preis, zumal in den touristisch ohnehin gut erschlossenen Alpenregionen. Dennoch ist die Art der Erholung mit Abstand zum üblichen Gewusel eines Ferienhotels kein Privileg der Luxuskategorie. Im Sauerland, dem für Bewohner Nordrhein-Westfalens nahegelegenen Skigebiet, sind seit Jahren kanadische Blockhäuser und Holzhütten im Angebot.

Die Gruppe Hotel Göbels hat im Frühjahr am Diemelsee inmitten eines Naturschutzgebietes und dennoch fußläufig von Willingen entfernt mehrere Chalets mit rund 100 Quadratmetern Wohnfläche in Betrieb genommen.

Nähe zur Natur ist eines der am häufigsten verwendeten Argumente der Marketingabteilungen. Abgeschiedenheit und Ruhe mögen bei dicht nebeneinander gebauten Chalets vielleicht im echten Urlaub nicht immer so sein, wie es sich der Buchende erträumt. Dennoch tun die Betreiber mehr für das Naturerlebnis, als es ein Gebäudekomplex mit Zimmern Tür an Tür kann.

Graf von Moltke verzichtete in den Chalets unter anderem auf klassische Klimaanlagen und setzt auf eine Belüftungstechnik und die ortseigene Klimadynamik. "Nachts kühlt es hier runter", sagt von Moltke und lässt durchblicken, dass ein Publikum, das die Idee eines möglichst schonenden Tourismus bei allem Luxus nicht teilen mag, hier auch fehl am Platz wäre.

Der Teich vor den Häusern ist zwar künstlich angelegt - statt mit Folie aber mit Lehmplatten und Steinen. Gespeist wird er aus einer Quelle, die mehr als einen Kilometer entfernt liegt. Regenwasser wird ebenso selbstverständlich über die Dachrinnen in den See umgeleitet - er habe dann auch Trinkwasserqualität.

Von Moltke setzt auf einen mündigen Gast, der einschätzen kann, dass der Teich zwar geeignet ist, um darin zu baden, aber nicht extra als Badesee ausgewiesen ist. Ein Bademeister oder gar eine Wasseraufbereitungsanlage würden dem Wunsch nach möglichst wenig Eingriff durch den Menschen zuwider laufen.

Wem selbst die Privatsphäre in einem Chalet am Boden nicht genug ist, kann seine kindliche Begeisterung für Baumhäuser in Chalets über den Baumwipfeln ausleben. Das Almdorf Seinerzeit, das mit dem Untertitel World Peace Eco Resort wirbt, bietet mit der Hochzeiter-Hütte einen gut versorgten Rückzugsort. Das Baumhaus bietet mit 75 Quadratmetern für zwei Personen ausreichend Bewegungsfreiheit. Und Gäste, die ungestört von dort aus ins Tal schauen möchten, brauchen kein "Bitte-Nicht-Stören"-Schild vor die Tür zu hängen - sie ziehen einfach die Zugbrücke hoch.

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