Interview Partnerwahl: "Geld macht sexy"

Manfred Hassebrauck, Jahrgang 1953, lehrte und forschte in Darmstadt, Landau, Mannheim und Duisburg. Seit drei Jahren ist er Inhaber des Lehrstuhls für Sozialpsychologie in Wuppertal. Im vergangenen Jahr veröffentlichte er mit Beate Küpper das Buch „Warum wir aufeinander fliegen. Die Gesetze der Partnerwahl.“ Hassebrauck ist verheiratet und hat ein Kind.

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Herr Professor Hassebrauck, macht Geld sexy? Kommt drauf an. Dass jemand sexy aussieht, lässt sich nicht allein an objektiv sichtbaren Merkmalen festmachen. Da spielt auch Sympathie eine wichtige Rolle. Wenn Status und Geld sympathischer machen, wirkt sich das auch auf meine Wahrnehmung aus. Insofern macht Geld sexy... ...und beeinflusst damit die Partnerwahl? Sicher. Befragungen von Männern und Frauen, auch Analysen von Bekanntschafts- und Heiratsanzeigen ergeben ein relativ konsistentes Grundmuster: Männer achten mehr auf das Aussehen, Frauen mehr auf materielle Aspekte wie Status und Geld. Warum ist das so? In der Forschung werden zwei Perspektiven diskutiert: Einmal die Theorie der strukturellen Machtlosigkeit, nach der Frauen trotz Gleichberechtigung immer noch benachteiligt sind – Frauen erkaufen sich auf dem Partnermarkt Zugang zu positiv bewerteten Ressourcen wie Geld und Status durch das Anbieten von Schönheit. Allerdings kann man damit nicht erklären, warum Männer primär auf das Aussehen achten. Auch dürften nach dieser Theorie materielle Aspekte für Frauen nicht wichtig sein, wenn sie eine hohe Position besetzen. Dennoch: Je höher der Status der Frauen, desto höher soll auch der Status ihrer Partner sein. Für die Evolutionspsychologie ist das ein Hinweis darauf, dass fest verankerte psychologische Programme unsere Partnerwahl steuern. Der Chefarzt heiratet die Krankenschwester, aber die Chefärztin nicht den Krankenpfleger? Exakt, was aber nicht ausschließt, dass die Chefärztin eine Affäre mit dem Krankenpfleger hat. Doch wenn es darum geht, einen Mann für eine langfristige Beziehung zu finden, dann entscheiden sich Frauen für den Status. Das Grundmuster ist überall gleich, von den Indianerstämmen am Amazonas bis zu den Industrieländern: Männern ist das Aussehen wichtiger, Frauen präferieren Sicherheitsaspekte. Wo bleibt da die Liebe? In den westlichen Ländern ist Verliebtsein die Conditio sine qua non für das Heiraten. Doch in Pakistan oder Indien etwa können sich die Frauen den Luxus romantisch zu sein weniger leisten als die Männer. Deshalb sind sie bei der Partnerwahl realistischer und verzichten zuweilen auf die Liebe... ...wie früher unsere Urgroßmütter? Der Pragmatismus der Frauen lässt sich über Jahrtausende zurückverfolgen: Die Konsequenzen der Paarbildung sind für Frauen erheblich gravierender als für Männer – gerade bei Fehlentscheidungen. Wenn Frauen an den Falschen geraten und schwanger werden, sitzen sie in der Patsche. Darum sind sie bei der Partnerwahl viel selektiver: Sie wollen ein paar Informationen haben, bevor sie mit einem Mann ins Bett gehen, auch bei One-Night-Stands. Männer sind da weniger wählerisch. Sogar wenn Frauen mit einer stabilen Beziehung fremdgehen, versuchen sie sich zu verbessern.

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