Modewelt trägt Schwarz Yves Saint Laurent ist tot

Er war einer der ganz Großen im Modegeschäft: Yves Saint Laurent - Magier, Genie, Legende. Am Sonntagabend ist der Designer in einem Pariser Krankenhaus gestorben. Seine Marke YSL lebt weiter.

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Ein Mann und seine Marke: Yves Saint Laurent 2002 vor seinen Initialen YSL. Quelle: Reuters

HB PARIS. Der französische Modeschöpfer Yves Saint Laurent ist tot. Nach langer Krankheit starb YSL - wie seine berühmten Initialen lauten-am Sonntagabend in Paris im Alter von 71 Jahren, wie sein langjähriger Freund und Kompagnon Pierre Bergé mitteilte. Saint Laurent galt als einer der innovativsten Modemacher und war über Jahrzehnte eine Institution der Branche. Er war der letzte Angehörige der großen Generation um Christian Dior und Coco Chanel, die Paris zum Zentrum der weltweiten Haute Couture gemacht hatte.

Mit seinem Damen-Smoking reservierte er sich bereits 1966 einen Platz im Modehimmel. Le Smoking wurde getragen von Lauren Bacall, Betty Catroux oder Lou Lou de la Falaise - und war zu dieser Zeit eine Provokation sondergleichen. So sorgte die New Yorker Prominente Nan Kempner für einen handfesten Skandal, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg erinnert, als sie 1968 mit einem Smoking das Restaurant La Cote Basque in Manhattan betreten wollte. Auf den Hinweis des Maitres, Hosen würden sich für Damen nicht schicken, ließ Kempner schlicht die ihren fallen - und nahm Platz. Chanel, so Bergé habe den Frauen in der ersten Hälfte des Jahrhunderts Freiheit gegeben, Saint Laurent habe ihnen dann später Macht gegeben, sagte er im Radiosender France-Info.

Er schuf den "androgynen Typ" in einer Zeit, in der die Weiblichkeit der Frau im Vordergrund stand. 1968 erfand er den Safari-Look; in den 70er Jahren ließ er sich von russischer Folklore inspirieren. Bergé würdigte Saint Laurent als einen Menschen, der die Mode in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie kein anderer geprägt habe.

Der Verstorbene sei ein wahrer Schöpfer gewesen, der über die Ästhetik hinausgegangen sei, um so ein soziales Statement abzugeben. Geboren wurde Saint Laurent am 1. August 1936 im algerischen Oran. Bereits während seiner Schulzeit entwarf er die Bühnengestaltung und Kostüme für Theateraufführungen. Im Alter von 17 Jahren ging er nach Paris und ließ sich zum Modezeichner ausbilden. Dort machte er auch die Bekanntschaft von Christian Dior, der ihm bereits 1954 eine Stelle in seinem Modehaus verschaffte.

Als Dior 1957 starb, übernahm Yves Saint Laurent auf dessen Wunsch die künstlerische Leitung des renommierten Hauses. Nach drei Jahren jedoch wurde er zum Wehrdienst einberufen - Dior stellte Marc Bohan als Chefdesigner ein. Zwar wurde YSL nach wenigen Monaten aus gesundheitlichen Gründen aus der Armee entlassen, die Stelle bei Dior aber war weg. Er verklagte das Modehaus auf Schadenersatz, und mit dem Geld, das ihm schließlich zugesprochen wurde, eröffnete er 1962 sein eigenes Modehaus.

Ihm zur Seite stand dabei schon damals der Marketing-Experte Pierre Bergé, der viele Jahre lang auch sein Lebensgefährte war. Seine Kollektionen in den Jahren danach revolutionierten die damalige Vorstellung von Mode. Zu seinen engsten Freunden gehörten unter anderem Andy Warhol sowie Mick und Bianca Jagger.

Aber nicht nur dafür ist Yves Saint Laurent bekannt, sondern auch für die Parfüms, die in Lizenz unter seinem Namen vertrieben werden - zum Beispiel die Düfte Opium oder Cinema.

Saint Laurent war außerdem der erste lebende Designer, dem 1983 eine Ausstellung im Metropolitan Museum of Art gewidmet wurde, wie Bloomberg berichtet. 1985 wurde er vom damaligen Staatspräsident Francois Mitterrand in die Ehrenlegion aufgenommen.

Nach einer erfolgreichen Karriere über fast fünf Jahrzehnte verkündete Saint Laurent Anfang 2002 seinen Ausstieg aus der Branche. Seine Models wie Naomi Campbell gaben sich ein letztes Mal für ihn die Ehre, Catherine Deneuve, die Grande Dame Frankreichs, sang für ihn ein Liebeslied. Von da an lebte YSL fast völlig zurückgezogen. Sein Modehaus gibt es nicht mehr, die Marke "YSL" aber lebt weiter: Sie gehört heute zu Gucci.

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