Seit Monaten sucht Insolvenzverwalter Thorsten Fuest nach den Resten des Vermögens von Thomas Middelhoff. Nun will Fuest am Montag in Bielefeld eine Zwischenbilanz vorlegen. Es geht darum, was geblieben ist vom Reich des einstigen Star-Managers, aber auf der anderen Seite auch darum, welche der oft millionenschweren Forderungen seiner Gläubiger tatsächlich berechtigt sind.
Früher hat Thomas Middelhoff selbst Millionen verdient: Erst als Bertelsmann-Vorstandsvorsitzender, dann als Investmentbanker und letztendlich als Chef des schließlich Pleite gegangenen Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor. Doch diese Zeiten sind vorbei. Ende März musste der ehemalige Top-Manager Privatinsolvenz anmelden.
Die besten Zitate von und über Thomas Middelhoff
Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff musste sich einem knappes halbes Jahr vor dem Essener Landgericht wegen des Vorwurfs der Untreue verantworten. Eine Übersicht von Zitaten rund um die Ereignisse der vergangenen Monate.
„Ich bin wie die Katze übers Dach. Ich musste drei Meter tief auf eine Garage springen und dann noch einmal drei Meter auf die Straße.“
(Middelhoff über seine filmreife Flucht vor Fotografen nach einem Termin bei einem Gerichtsvollzieher in Essen Ende Juli, bei dem er seine Vermögensverhältnisse hatte offenlegen müssen)
„Das ist wie ein apokalyptischer Traum.“
(Middelhoff zu Pfändungsversuchen von Gläubigern am Rande seines Untreue-Prozesses vor dem Essener Landgericht)
„Er hat eigentlich immer gearbeitet, immer, immer.“
(Middelhoffs Gattin Cornelie Middelhoff als Zeugin vor Gericht zur Arbeitsbelastung ihres Mannes)
„Das war ein fliegendes Büro für ihn.“
(Ein früherer Mitarbeiter Middelhoffs als Zeuge vor Gericht zu den umstrittenen Charterflügen seines Ex-Chefs)
„Stau war das Schlimmste für ihn.“
(Der langjährige Fahrer des Managers als Zeuge vor Gericht)
„Mir und meiner unternehmerischen Tätigkeit ist großer Schaden zugefügt worden.“
(Middelhoff zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen ihn, die er als „uferlos“ und „unverhältnismäßig“ empfindet)
„Ich habe mich nie als Controllerin meines Chefs gesehen.“
(Eine ehemalige Sekretärin des Managers, die sagte, sie habe Middelhoffs Entscheidungen als „gottgegeben“ hingenommen.)
„Das Verfahren ist mit allen Zutaten versehen, die eine hohe Komplexität erwarten lassen“, hatte Fuest bereits vorsorglich nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens betont. Er erwarte eine „äußerst aufwendige Ermittlungsarbeit“.
Die Suche nach den Middelhoff-Millionen ist tatsächlich ebenso langwierig wie mühsam. Fuest hatte dazu angekündigt, die Zahlungsflüsse bis zurück zum Jahr 2009 unter die Lupe nehmen zu wollen.
„Eine meiner Kernaufgaben besteht darin, Vermögenstransaktionen rückabzuwickeln, die im Vorfeld der Insolvenz in anfechtbarer Weise stattgefunden haben“, berichtete er. „Ich führe alle Verhandlungen konsensorientiert. Wie lange das dauert, ist nicht seriös zu beurteilen, das wäre ein Blick in die Glaskugel“.
Eine erste Zwischenbilanz des Insolvenzverwalters zum aktuellen Kontostand nach drei Monaten war Anfang Juli noch ziemlich mager ausgefallen: „Rund 600 Euro“ habe er bislang auf dem eigens eingerichteten Treuhandkonto zusammengetragen, rechnete Fuest damals vor.
Das Konto hat sich mittlerweile etwas angefüllt. „Die liquide Insolvenzmasse beläuft sich derzeit auf wenige hunderttausend Euro“, berichtete Fuest. Noch auf der Liste des Insolvenzverwalters steht die vorwiegend zu Büro- und Repräsentationszwecken genutzte sogenannte Oetker-Villa, die im Einvernehmen mit einer Gläubigerbank demnächst vermarktet werden soll. Das eigentliche Wohnhaus sei dagegen nicht betroffen. „Seine Gläubiger haben große Teile des Middelhoff-Vermögens im Vorfeld der Insolvenz mit vollstreckungsrechtlichen Maßnahmen gesichert“, so Fuest.