Milliarden für Pensionen Betriebsrente in Zeiten der Niedrigzinsen

Unternehmen, die ihren Mitarbeitern eine Betriebsrente bieten, müssen dafür Geld beiseite legen. Die niedrigen Zinsen zwingen Konzerne Milliardensummen nachzuschießen. Das greift das Eigenkapital an.

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Die Rückstellungen für die Betriebsrenten deutscher Unternehmen fallen deutlich höher aus – wegen niedriger Zinsen. Quelle: dpa

München/Stuttgart „Denn eins ist sicher: Die Rente!“ Kaum eine Aussage wird so oft zitiert wie die über die gesetzliche Rentenversicherung von Norbert Blüm aus dem Jahr 1986. Doch wie sicher sind eigentlich Betriebsrenten? Viele Firmen haben schon vor Jahren angefangen, Geld für ihre Mitarbeiter zurückzulegen. Doch angesichts niedriger Zinsen müssen sie inzwischen kräftig nachlegen, um ihre Zusagen für die Zukunft auch zu erfüllen.

Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, ihren Mitarbeitern eine Entgeltumwandlung für die Altersvorsorge anzubieten. Wählen sie die Form einer Betriebsrente, müssen sie Geld in der Bilanz beiseitelegen - sogenannte Rückstellungen bilden. Vor allem bei großen Konzernen mit einer langen Historie sind das beachtliche Summen: Bei Siemens beliefen sich die Pensionsrückstellungen im Jahr 2014 auf 11,1 Milliarden Euro - gut 700 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor.

Grund für den Zuwachs ist unter anderem das niedrige Zinsniveau. „Um die Rückstellungen zu berechnen, prognostiziert das Unternehmen, welche Leistung in Zukunft fließt“, sagt Karl Wirth vom Wirtschaftsprüfer Ernst & Young. Je weiter der Zinssatz sinkt, desto höher muss die Rückstellung ausfallen. „In der Vergangenheit mit vier bis sechs Prozent Zinsen hatten die Firmen deutlich niedrigere Verpflichtungen.“ Die höheren Rückstellungen wirken sich nicht unbedingt auf den Gewinn aus. Sie binden aber Mittel und engen den finanziellen Spielraum der Firmen ein. „Auf jeden Fall greifen sie das Eigenkapital an“, erklärt Wirth.

Viele Firmen hätten deshalb als zusätzliche Absicherung Vermögen aufgebaut - sogenannte Planvermögen - um laufende Verpflichtungen zu finanzieren, erklärt Wirth. Bei Siemens steckten im abgelaufenen Geschäftsjahr 26 Milliarden Euro in Aktien, Anleihen und anderen Anlagen, um die Zahlungen abzusichern. Bei Daimler belief sich das Planvermögen Ende 2013 auf 14,7 Milliarden Euro. Der Autokonzern zahlte im vergangenen Jahr 2014 außer der Reihe 2,5 Milliarden Euro in sein Pensionsvermögen ein, um Ansprüche abzusichern. Seit Anfang 2010 hat Daimler damit mehr als 7,4 Milliarden Euro extra eingezahlt.

Die Pensionsvermögen aller Dax-Konzerne im Jahr 2014 schätzt die Unternehmensberatung Mercer auf eine Summe von 214 Milliarden Euro - dem stehen Pensionsverpflichtungen von 373 Milliarden Euro gegenüber. Grund zur Sorge ist die Differenz allerdings nicht, sagt Mercer-Chefaktuar Thomas Hagemann. Im Gegenteil: „Dass überhaupt ein Planvermögen angelegt wird, ist eine unternehmerische Entscheidung“, erklärt er. Es sagt nichts darüber aus, ob ein Unternehmen nicht auch aus laufenden Mitteln in der Lage wäre, seine Betriebsrenten zu zahlen.

Fällt das Unternehmen im Falle einer Insolvenz tatsächlich aus, springt der Pensions-Sicherungs-Verein ein, erklärt Bernd Hackenbroich von der Wirtschaftsprüfung PricewaterhouseCoopers (Pwc). Er wurde gegründet, um die betriebliche Altersversorgung im Falle einer Insolvenz abzusichern. „Über den Pensions-Sicherungs-Verein sind Renten in einer Höhe von bis zu 8000 Euro monatlich abgesichert“, erklärt Ernst & Young-Experte Wirth. Auch das zusätzlich gebildete Plan- oder Deckungsvermögen wäre dem Zugriff des Insolvenzverwalters entzogen.

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