Mittelständler aufgepasst! So tricksen Banken bei Auslandsüberweisungen

Die Gebühren für Auslandsüberweisungen sind oft intransparent und teuer. Mittelständler sollten daher gegenüber der Hausbank hartnäckig auftreten und selbstbewusst verhandeln.

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Überweisungsformular: Großunternehmen nutzen ihre Verhandlungsmacht bereits aus. Quelle: dpa

Monheim Maschinenteile aus Indien oder Elektronik aus Taiwan - mit dem weltweiten Einkauf können Mittelständler viel Geld sparen. Doch den grenzüberschreitenden Einkauf gibt es nicht zum Nulltarif. Denn um die Rechnungen zu begleichen, müssen mittelständische Unternehmen häufig hohe Überweisungsgebühren berappen, die sie nicht erkennen können.

In der Europäischen Union sind die Verhältnisse klar: Innerhalb der Sepa-Zone dürfen die Gebühren nicht höher sein als bei einer inländischen Überweisung. Bei Zahlungen in Länder außerhalb des Sepa-Raums fällt eine Gebühr von 0,15 bis 0,2 Prozent der Überweisungssumme an, die in der Regel bei 2.500 Euro gedeckelt ist. Allerdings kommen noch weitere Kosten hinzu, mit denen kaum jemand rechnet und die auch nicht ausgewiesen werden müssen. Bei Umtausch von Euro in die jeweilige Fremdwährung oder in den als Transaktionswährung zwischengeschalteten US-Dollar schlagen die Institute in der Regel noch eine Marge - „Spread“ genannt - auf.

„Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, dass die Umrechnung zu den im Internet oder in der Tagespresse veröffentlichten offiziellen Interbankenkursen erfolgt. Diese gelten nur für den Geldverkehr zwischen den Banken“, sagt Arnd Halbach, Geschäftsführer von Expense Reduction Analysts, einer internationalen Beratungsgesellschaft für Kostenmanagement.

Der Aufschlag kann bis zu vier Prozent betragen. Das macht bei einem Betrag von 80.000 Euro immerhin 3.200 Euro aus. Ein lukratives Geschäft für die Banken, kauften doch deutsche Unternehmen für rund 66 Milliarden Euro Rohstoffe und Halbwaren außerhalb der EU.

Die Umrechnungspraxis der Geldinstitute ist allerdings rechtens und in Paragraf 675 des BGB geregelt. Im Prinzip haben die Banken also viel Spielraum. Auf dem Bankbeleg werden Gebühren und Spread in der Regel als eine Position „Umrechnungskurs“ ausgewiesen. Dabei erschweren unterschiedliche Gebührensysteme den Vergleich mit anderen Instituten.


Großunternehmen spielen ihre Position aus

Allerdings müssen sich Unternehmen nicht auf das intransparente Geschäft einlassen. Denn sie können ihre Bankkonditionen individuell vereinbaren. Es seien „jeweils primär die für die einzelne Rechtsbeziehung getroffenen maßgeblichen vertraglichen Vereinbarungen einschlägig“, heißt es etwas gestelzt beim Bundesverband deutscher Banken. Ein Sprecher der DZ-Bank sagt es kurz und knapp: „Fremdwährungsgeschäfte sind komplex und die Konditionen im Einzelfall immer Verhandlungssache.“

Dies ist aber nur wenigen Unternehmern bekannt. Hinzu kommt ein vor allem bei Mittelständlern ausgeprägter Respekt vor der Hausbank. „Bei ihrem Materialeinkauf kämpfen die Unternehmen um jeden Cent. Die Overheads werden dagegen vernachlässigt“, kritisiert Halbach. Inzwischen hätten selbst kleinere Firmen gute Aussichten, individuelle Konditionen auszuhandeln. Dazu solle man die gesamte Geschäftsbeziehung und deren Einzelpositionen - von der Kontoführungsgebühr über den Überziehungszins bis hin zur Anlagenverzinsung - einmal auf den Prüfstand stellen. Kreditinstitute stünden in einem harten Wettbewerb.

Großunternehmen spielen ihre Position längst aus. Sie arbeiten nicht nur mit Fremdwährungskonten. „Für Zahlungen in bei uns nicht so häufig vorkommenden Währungen sprechen wir zusätzlich mit den Banken akzeptable Margen für das Euro-Konto ab, um den Unterschied zwischen dem Interbanken- und dem Tagesmittelkurs zu reduzieren“, so Corina Keller, Leiterin Cash-Management bei Altana. Im Einzelfall telefonieren Kellers Mitarbeiter zuerst mit der Bank und einigen sich mit ihr auf die „heutige Marge“ und einen Kurs, bevor sie eine Zahlung in Fremdwährung auf einem Konto erfassen.

Inzwischen wollen auch spezielle Überweisungsdienste wie Western Union oder Transfairwise Unternehmen als Kunden locken. Die Preismodelle sehen fixe oder prozentuale Gebühren sowie einen Umtausch zum offiziellen Interbankenkurs vor. Auch bei Brokern wie FXDD sind Gebühren fällig, die sich aus Interbankenkurs sowie fixen oder reduzierten pauschalen Gebühren zusammensetzen. Im Forex-Handel erzielen spezialisierte Broker nach eigenen Angaben sogar oft noch günstigere Kurse.

„Der Markt der Alternativen ist noch relativ neu; es gibt keine verlässlichen Übersichten und Vergleiche der Anbieter“, sagt der Experte von Expense Reduction Analysts. Am besten ist es, erst einmal gegenüber der Hausbank hartnäckig aufzutreten. Und da können mittelständische Unternehmen selbstbewusst verhandeln.

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