Nachhaltige Produkte Wie Unternehmen den Öko-Hype nutzen

Nachhaltigkeit beschränkt sich längst nicht mehr nur auf den Strommarkt. Für Konsumenten wird „Öko“ und „Bio“ immer wichtiger bei Kaufentscheidungen. Lebensmittelkonzerne und auch Banken versprechen sich gute Geschäfte.

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Unternehmen nutzen den Öko-Hype. Quelle: dpa

Düsseldorf Deutschlands Konsumenten legen beim Geldausgeben immer mehr Wert auch Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Das zeigt ein Blick auf die Wachstumstreiber im deutschen Einzelhandel. Nach einer aktuellen Studie des Marktforschungsunternehmens Nielsen war der Biohandel im vergangenen Jahr das am stärkste wachsenden Segment im deutschen Lebensmittelhandel. Auch vegane und vegetarische Produkte boomen. Gleichzeitig wächst auch die Nachfrage nach Naturkosmetik.

Wer Bioprodukte, vegetarischen Würstchen oder vegane Soja-Schnitzel herstellt oder verkauft, kann derzeit auf gute Geschäfte hoffen. Während sich der Lebensmittelhandel insgesamt mit einem Plus von gut zwei Prozent zufriedengeben musste, erzielten große Biohändler wie Alnatura oder Dennree laut Nielsen zweistellige Wachstumsraten.

Und das Geschäft mit vegetarischen Lebensmitteln läuft so gut, dass inzwischen selbst große deutsche Wursthersteller wie Wiesenhof, Meica und Rügenwalder auf den Trend eingeschwenkt sind und fleischlose Alternativen zu ihren klassischen Wurstwaren ins Angebot genommen haben. Rügenwalder-Manager Godo Röben sagte kürzlich in einem Interview, das Unternehmen wolle bis 2020 rund ein Drittel seines Umsatzes mit fleischfreien Artikeln erzielen.

Ein Grund für den Boom: Auch immer mehr Verbraucher, die prinzipiell nichts gegen Fleisch hätten, reduzieren aus Tierschutz- und Umwelt- und Gesundheitsgründen ihren Fleischkonsum, wie der Handelsexperte Wolfgang Adlwarth von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) beobachtete.


Ethische Normen spielen auch bei der Geldanlage eine Rolle

Auch bei der Körperpflege setzen immer mehr Verbraucher auf Nachhaltigkeit. Nach einer aktuellen Marktuntersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) stiegen die Umsätze mit Naturkosmetik in den vergangenen zwölf Monaten um fast elf Prozent. Vor allem für jüngere Verbraucher sei die „grüne“ Kosmetik immer häufiger ein unverzichtbarer Begleiter im Alltag. Konsumenten bis Mitte Dreißig hätten ihren Ausgabenanteil in diesem Bereich seit 2009 nahezu verdoppelt, errechnete die GfK. Einzig das starke Wachstum der Naturkosmetik habe dem Körperpflegemarkt in diesem Jahr noch zu Wachstum verholfen.

Doch nicht nur beim Konsum wird für viele Verbraucher ein gutes Gewissen immer wichtiger, sondern auch bei der Geldanlage – auch wenn dies auf Kosten der Rendite geht. Davon profitieren Banken, die ihre Kundengelder nach sozialen und ökologischen Kriterien anlegen, wie die Bochumer GLS-Bank, die Umweltbank oder die Ehtik-Bank.

Deutschlands größte Alternativbank, die Bochumer GLS-Bank, fördert sowohl ökologische, als auch soziale Projekte, Ihr Geld fließt ebenso in Windkraftanalgen wie in Biobauernhöfe oder Pflegeheime. Mit diesem Konzept steigerte die Bank in den ersten sechs Monaten dieses Jahres nach eigenen Angaben ihre Kundenzahl um 5,8 Prozent. Die Bilanzsumme des Geldinstituts überschritt im August erstmals die Vier-Milliarden-Euro-Grenze, ein Plus von fast zehn Prozent zum Jahresanfang.

Die Nürnberger Umweltbank, bei der der Ausbau regenerativer Energien und Umweltprojekte im Vordergrund stehen, steigerte ihr Geschäftsvolumen in der ersten Jahreshälfte um knapp zehn Prozent auf über drei Milliarden Euro. Vergleichen mit den Marktführern wie der Deutschen Bank oder der Commerzbank sind die Alternativbanken damit zwar nach wie vor Zwerge. Doch die Wachstumsraten zeigen, mit ihrem Angebot treffen sie bei immer mehr Bundesbürgern einen Nerv.

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