Neue Strategie Deutsche Bank schließt 200 Filialen

Die Bank will ihre operativen Kosten bis 2020 um weitere 3,5 Milliarden Euro senken. Kleinaktionäre sollen per Zwangsabfindung aus der Postbank-Aktie gedrängt werden. Um dann die Postbank erneut an die Börse zu bringen.

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Das Logo der Deutschen Bank hinter dem Logo der Postbank: Nun stehen die Zeichen auf Trennung, die Postbank soll wieder an die Börse gebracht werden. Quelle: dpa

Die Deutsche Bank will im Rahmen ihrer neuen Strategie das Filialnetz ausdünnen und die Investmentbank schrumpfen. Demnach werden von den derzeit rund 700 "blauen" Niederlassungen bis zum Jahr 2017 bis zu 200 geschlossen, wie das Institut am Montag mitteilte. Die Postbank mit ihren "gelben" Filialen wird ohnehin verkauft, wie seit dem Wochenende klar ist.

Die Investmentbank soll sich nach Konzernangaben noch stärker aus margenarmen Geschäftsfeldern zurückziehen, die Bilanz der Sparte soll um etwa 200 Milliarden Euro reduziert werden. Das Renditeziel für den Konzern senkten die beiden Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen auf mehr als zehn Prozent nach Steuern, bislang wurden zwölf Prozent angepeilt - aber nie erreicht.

Die operativen Kosten sollen bis 2020 um zusätzlich 3,5 Milliarden Euro sinken, wie das Institut am Montag in Frankfurt mitteilte. Davon sollen 60 Prozent durch Effizienzsteigerungen etwa über eine stärkere Digitalisierung der Geschäfte gelingen. Weitere 40 Prozent will die Bank durch die Schließung von 200 Filialen und den Rückzug aus unprofitablen Bereichen erzielen. Um die Einsparungen zu erreichen, rechnet das Institut mit einmaligen Kosten von 3,7 Milliarden Euro.

Seit dem Amtsantritt von Anshu Jain und Jürgen Fitschen als Doppelspitze der Deutschen Bank 2012 hat das Institut bereits die jährlichen Kosten um 3,3 Milliarden Euro gesenkt, in diesem Jahr sollen weitere 1,2 Milliarden Euro dazukommen. Im gesamten vergangenen Jahr lagen die operativen Kosten der Bank bei 27,7 Milliarden Euro. Wie viele Stellen von den Einsparungen betroffen sind, ließ die Bank zunächst offen.

Den möglichen Börsengang der Postbank soll ohne deren verbliebene Kleinaktionäre über die Bühne gebracht werden. Die Kleinaktionäre sollen bis Jahresende über eine Zwangsabfindung aus der Postbank-Aktie gedrängt werden, wie die Bank am Montag mitteilte. Die Deutsche Bank hat das Recht dazu, nachdem sie ihre Beteiligung an der Postbank auf 96,8 von 94,1 Prozent aufgestockt hat. Formal muss eine für August geplante Hauptversammlung über den "Squeeze-Out" beschließen.


Börsengang bis Ende 2016

Die Rückkehr der Postbank an die Börse ist bis Ende 2016 geplant. In einem ersten Schritt will sich die Deutsche Bank dabei auf eine Position als Minderheitsaktionär zurückziehen, mittelfristig aber ganz aussteigen. Die Deutsche Bank hält sich mit dem vorherigen Börsen-Rückzug aber auch den Verkauf der Postbank an einen Konkurrenten offen, der ohne eine Börsennotiz leichter machbar wäre. Der Kurs der Postbank-Aktie war durch Spekulationen auf eine hohe Abfindung aufgebläht worden.

Die Grundsatzentscheidung für die Trennung von der Postbank nach sieben Jahren war am Freitagabend getroffen worden. Die mit der Übernahme der 14 Millionen Kunden starken Bank verbundenen Hoffnungen hatten sich nicht erfüllt. Für die Refinanzierung der Deutschen Bank spielten die Spareinlagen der Postbank kaum eine Rolle, räumte die Muttergesellschaft ein. An die Postbank-Kunden ließen sich weniger Deutsche-Bank-Produkte verkaufen als gedacht.

Die Hypotheken- und Wohnungskredite der Postbank und ihrer Bausparkasse BHW blähten zudem die Bilanz auf. Sie machten es daher für die Deutsche Bank schwerer, die im Konzern angepeilte Verschuldungsquote (Leverage Ratio) von fünf Prozent zu erreichen. Zurzeit steht die Deutsche Bank nur bei 3,4 Prozent, die Postbank kam 2014 nur auf 3,1 Prozent. Banken müssen ab 2016 mindestens drei Prozent erreichen, viele Experten rechnen aber später mit einer Anhebung auf vier oder fünf Prozent.

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