Phoenix-Anlagebetrug Geprellte werden nach zehn Jahren entschädigt

Die Entschädigung der 30.000 betrogenen Anleger des Optionshändlers Phoenix Kapitaldienst war ein jahrelanger juristischer Hickhack. Zehn Jahre lang mussten die geprellten Investoren warten. Nun bekommen sie Geld zurück.

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In einem der größten deutschen Fälle von Anlagebetrug waren mehr als 30.000 Anleger um rund Hunderte Millionen Euro betrogen worden. Quelle: dpa

Frankfurt Mehr als zehn Jahre nach der Pleite der Anlagefirma Phoenix Kapitaldienst sollen die geprellten Investoren einen Teil ihres Geldes zurückbekommen. Insolvenzverwalter Frank Schmitt kündigte am Freitag auf einer Gläubigerversammlung in Frankfurt an, dass im Sommer rund 230 Millionen Euro ausgezahlt worden – das sind 36 Prozent der Forderungen der Anleger und anderer Gläubiger. „Das ist erstaunlich für ein Insolvenzverfahren“, sagte Schmitt der Nachrichtenagentur Reuters. Normal sind Insolvenzquoten von drei bis fünf Prozent. Phoenix hatte über Jahre mehr als 30.000 Anleger mit einem Schnellballsystem hinters Licht geführt. Es ist eine der größten Insolvenzen Deutschlands mit kriminellen Hintergrund.

Erst nach einen Flugzeugabsturz des Alleingesellschafters war ans Licht gekommen, dass Phoenix das Geld nur zum kleinen Teil wie versprochen an Terminbörsen angelegt hatte. Die entsprechenden Kontoauszüge eines Londoner Brokers, auf denen hohe Gewinne ausgewiesen wurden, waren gefälscht. Dass der Großteil stattdessen auf Konten im In- und Ausland geparkt oder an Vermittler ausgezahlt hatte, war selbst Wirtschaftsprüfern nicht aufgefallen.

Phoenix hatte die Anleger mit Renditen von bis zu 20 Prozent geködert. Darauf fielen auch Akademiker und Finanzprofis herein. „Wenn man irgendwo Geld anlegt, sollte man das Geschäftsmodell verstehen“, sagte Schmitt, der für die Insolvenzverwalter-Kanzlei Schubra arbeitet.

Dass sich das Verfahren so lange hingezogen hat, erklärte Schmitt mit der Komplexität der Materie. „Wir hatten mit einer sehr hohen Zahl an Geschädigten zu tun und mit einem betrügerischen Schneeballsystem.“ 40 Millionen Euro holte der Insolvenzverwalter nach eigenen Angaben vom Finanzamt zurück, bei dem die Scheingewinne versteuert worden waren, weitere 40 Millionen kamen durch die Zinsen auf das sichergestellte Geld zusammen. Auch Phoenix-Anleger, die mehr Geld erhalten hatten als sie einzahlten, mussten die Scheingewinne zurückgeben. Von 2000 Verfahren, von denen einige sogar beim Bundesgerichtshof landeten, seien immer noch mehr als 100 nicht abgeschlossen, sagte Schmitt.

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