Pimco „Ende des Rohstoff-Kollaps ist in Sicht”

Der weltgrößte Vermögensverwalter Pimco glaubt, dass die Rohstoffpreise das Krisental durchschritten haben. Das bedeutet aber nicht, dass es mit den Preisen dauerhaft wieder aufwärts geht.

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Es soll wieder aufwärts gehen mit den Preisen für die Rohstoffe, so Pimco. Quelle: dpa

New York An den Rohstoffmärkten sind Anleger in diesem Jahr Hiobsbotschaften gewöhnt. Ob Öl, Kupfer oder Gold – die Preise stürzten ins Bodenlose. Doch einige Investoren schöpfen nun offenbar wieder Hoffnung: Das Schlimmste beim aktuellen Kollaps der Rohstoffpreise sei wahrscheinlich vorüber und der Ölpreis in den kommenden zwölf Monaten wieder zulegen, schätzt etwa die Allianz-Tochter Pimco in einer aktuellen Studie. Eine richtige Trendumkehr sei allerdings derzeit nicht zu erwarten.

Viele Unternehmen streichen Projekte und senken die Produktion angesichts der geringsten Erträge bei Rohstoffen seit fast 16 Jahren. Die Reaktion könnte zwar den Einbruch stoppen, dennoch werden die Preise laut Pimco „länger niedrig” bleiben - und zwar wegen der hohen Lagerbestände.

„Die Rückgänge bei den Rohstoffpreisen sind größtenteils hinter uns”, erklärten Greg Sharenow und Nic Johnson, Executive Vice Presidents bei der Allianz-Tochter. „Die meisten Preise im Bereich von Metallen und von Öl befinden sich weit in der Grenzkostenkurve. Und das wird dabei helfen, hier einen Boden unter den Preisen zu ziehen.”

Die Ölpreise werden der Einschätzung zufolge auf eine „Basislinie” von rund 60 Dollar pro Fass ansteigen, während sich die Auswirkungen der Angebots-Senkung ab Anfang 2016 stärker bemerkbar machen, glaubt Sharenow. Nachdem die US- Rohölproduktion mit 9,61 Millionen Barrel im Juni den höchsten Wert in vier Jahrzehnten erreicht hatte, ist er inzwischen wieder um rund 440.000 Fass je Tag gesunken. In New York und London waren die Benchmark-Rohöl-Preise im August auf den niedrigsten Stand in sechs Jahren gesunken.

Die Goldpreise liegen derzeit auf einem weitestgehend „fairen” Niveau, erklärte Johnson: „Falls die realen Renditen fallen oder die Fed ihre Zinsanstiege über die Erwartungen des Marktes hinaus verschiebt, würden wir davon ausgehen, dass sich Gold gut entwickelt”. Der Spotpreis für Gold war im Juli auf ein 5-Jahres-Tief gefallen, hatte sich seitdem aber um etwa sieben Prozent erholt.

Eine Verschiebung der Zinswende auf das kommende Jahr erwarten inzwischen wohl die meisten Marktteilnehmer. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die US-Notenbank noch in diesem Jahr die Leitzinsen anheben wird, ist zuletzt auf nur noch 39 Prozent gefallen - nach einem Hoch von bis zu 77 Prozent im August dieses Jahres, zeigen von Bloomberg zusammengetragene Futures-Daten.


Silber und Platin werden für Anleger attraktiv

Silber und Platin, deren Preise auf Grund der geringeren Nachfrage aus der Industrie und des schwächeren Wachstums in Schwellenländern gesunken waren, sind laut Johnson bei den derzeitigen Preisen attraktiv. Sie würden im Vergleich zu Gold auf einem mehrjährigen Tief gehandelt.

Platin war in der vergangenen Woche in die Nähe eines Siebenjahrestiefs abgerutscht. Und Silber hatte im August den niedrigsten Wert seit 2009 erreicht.

Auch wenn die Kupfer-Hersteller ihre Produktion zurückgefahren haben, ist bei dem Rohstoff laut Johnson das Risiko aus einer weiteren Abschwächung der chinesischen Wirtschaft am höchsten. „Der Rest der Basis-Metalle ist bei der Angebot-Anpassung schon viel weiter”, sagt er.

Die Volksrepublik, die 2014 nahezu die Hälfte der weltweiten Kupfer-Nachfrage bestritt, werde ihre Prognose für das Wachstum im kommenden Jahr auf 6,5 Prozent senken - verglichen mit sieben Prozent in diesem Jahr, warnt Yang Zhao, Chefvolkswirt für China bei Nomura Holdings Inc. Der Rohstoff hatte allein in diesem Jahr rund 15 Prozent seines Wertes eingebüßt.

Beobachter prognostizieren, dass das derzeitige El-Nino- Phänomen eines der stärksten aller Zeiten werden könnte - und Pimco „beobachtet Weizen sehr genau”, besonders angesichts der Aussicht auf eine geringere Ernte in Australien.

Ansonsten sehen die derzeitigen Preise für landwirtschaftliche Produkte Johnson zufolge auf lange Sicht nachhaltig aus - sofern es keine durch Wetter ausgelöste Angebots-Schocks gebe. Er verweist aber auf Sojabohnen, deren Preise in Vergleich zu anderem Getreide „derzeit sogar etwas zu billig aussieht”, sagte er.

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