Raumfahrtindustrie Bundesregierung: Mehr Geld für die Raumfahrt

Trotz Sparzwang stellt der Bundeswirtschaftsminister der deutschen Raumfahrtindustrie mehr Geld bereit, um ihre Position international zu stärken.

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Europas Raumfahrer

Am kommenden Mittwoch bricht Deutschlands Raumfahrtbranche in Jubel aus: Dann stellt Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle in seinem Ministerium vor mehreren Hundert Gästen die neue Raumfahrtstrategie vor, die er federführend für die Bundesregierung entwickelt hat. Einen Tag zuvor soll das Kabinett die Pläne absegnen. „Toll, dass wir in Zeiten der Sparprogramme mehr Geld bekommen“, freut sich schon jetzt ein Eingeweihter. Ob große deutsche Systemhäuser wie die EADS-Tochter Astrium oder das Bremer Familienunternehmen OHB, ob Mittelständler wie Astro- und Feinwerktechnik Adlershof oder Von Hoerner & Sulger, ob Forschungsinstitute wie die Max-Planck-Gesellschaft oder Fraunhofer – sie alle profitieren davon, dass die Bundesregierung trotz Sparzwang künftig mehr Geld für die Raumfahrt ausgeben will.

Insgesamt wendet Berlin bisher rund 1,2 Milliarden Euro im Jahr dafür auf. Die deutsche Raumfahrtbranche setzt fast zwei Milliarden Euro um und beschäftigt 6200 Mitarbeiter. Allein die Mittel für die nationalen Programme stockt Brüderle für 2011 von bisher 230 Millionen auf 242 Millionen Euro auf, 2012 steigt der Betrag auf 270 Millionen und 2013 auf 272 Millionen Euro. Der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) will er nächstes Jahr 611 Millionen überweisen, 2012 bekommt sie 619 Millionen und 2013 dann 639 Millionen Euro. Bisher erhielt sie 594 Millionen Euro. Allerdings muss die ESA so viel für Aufträge an deutsche Unternehmen ausgeben, wie sie von der Bundesregierung an Zuschüssen kassiert. Dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) billigt Brüderle jährlich fünf Prozent mehr Geld zu.

Die neue Raumfahrtstrategie ist Teil des Innovationsprogramms der Regierung. Im Mittelpunkt soll deshalb noch stärker als bisher das Ziel stehen, deutschen Unternehmen Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, etwa bei dem Klimaschutz und der Meteorologie. Zudem soll die Bundesrepublik auch in der Telekommunikation eine wichtigere Rolle spielen. Die Robotik genießt derzeit allerdings als „Schlüsseltechnologie für die Weltraum-erkundung die höchste Priorität“.

Ein Wermutstropfen für die Branche ist die Tatsache, dass Berlin über 2020 hinaus kein Bekenntnis zur bemannten Raumfahrt abgibt. Sind doch deutsche Zulieferer am Bau der Internationalen Raumstation (ISS) beteiligt. Auch zur europäischen Ariane-5-Rakete gibt sich die Regierung distanziert: Sie müsse „kostengünstig“ sein. Im Vergleich zu Russlands Proton- oder Sojus-Raketen aber gilt die Ariane als teuer.

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