Rohstoffe Deutschland, reich an Bodenschätzen

Weil sich der Preis vieler Rohstoffe infolge der globalen Hausse vervielfacht hat, werden auch Deutschlands Vorkommen wieder wertvoll.

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Ein Mann hält in Hückelhoven Quelle: dpa

Zum Beispiel Kupfer. Zwischen Spremberg und Weißwasser, hart an der polnischen Grenze, hatten Geologen und Ingenieure vor einem halben Jahrhundert in etwa 1000 Meter Tiefe eines der größten Kupfervorkommen Europas entdeckt. Doch den DDR-Wirtschaftsplanern war der mögliche Abbau zu teuer – und damit hatten sie ausnahmsweise mal recht.

Bis die Preise für nahezu alle Rohstoffe zu explodieren begannen. Der Weltmarktpreis für die Tonne Kupfer, Anfang 2003 noch unter 2000 Dollar, notiert derzeit bei 8900 Dollar, und ein Ende des Booms ist nicht abzusehen. Damit wären die 1,5 Millionen Tonnen reines Kupfer in der Lausitz mehr als acht Milliarden Euro wert. Drei internationale Konzerne – der südafrikanisch-britische Riese Anglo American, ein Unternehmen mit Sitz in Panama und der polnische Kupferspezialist KGHM Cuprum mit Sitz im grenznahen Breslau – wetteifern um die Lizenz, den Schatz zu heben.

Das Lausitzer Kupferrevier ist das reichste noch unerschlossene Bodenschatzvorkommen in Deutschland

Das potenzielle Lausitzer Kupferrevier ist nach heutiger Erkenntnis der Geologen das mit Abstand reichste noch unerschlossene Bodenschatzvorkommen in Deutschland. Ähnliche Bonanza-Funde sind im gründlich erforschten Erdreich unter Deutschland nicht zu erwarten. Dennoch wurden die verbleibenden Vorkommen infolge der andauernden Rohstoffhausse so wichtig wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Ohne seine Bodenschätze wäre Deutschland nie zu dem Industrieland geworden, das wir kennen. Doch die Steinkohle gilt heute nur noch als Altlast, von der Eisengewinnung im Westerwald, im Siegerland und in der Nähe von Hannover blieb so gut wie nichts übrig. Silber- und Bleiabbau kam zum Teil schon im 19. Jahrhundert zum Erliegen. Die Vorkommen waren erschöpft oder anderswo billiger zu haben.

Jetzt aber sorgt dieselbe Globalisierung, die über Jahrzehnte dem deutschen Bergbau das Wasser abgrub, für neue Chancen. Vor allem im Erzgebirge, der an metallhaltigen Erzen reichsten Region Deutschlands, überlegen Bergämter und private Firmen „an immer mehr Orten, ob es sich jetzt nicht lohnt, den im 20. Jahrhundert eingestellten Bergbau wieder aufzunehmen“, berichtet Sandro Schmidt, Rohstoffexperte von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover.

In Deutschland gibt es nur noch einen einzigen Standort für den Eisenabbau

Die Schätze sind da, aber die bergbaulichen Traditionen sind zum Teil verschüttet. In ganz Deutschland gibt es nur noch einen einzigen Standort für den Eisenabbau (in Porta Westfalica an der Weser), und mit der Förderung von Nickel, Wolfram oder Blei beschäftigen sich – wenn überhaupt – nur noch wenige Hundert Menschen.

Anders ist es beim Uran, paradoxerweise, denn das ist in Deutschland nach der Ausbeutung der Vorkommen in Thüringen und Sachsen durch die sowjetischen Oberherren der DDR kaum noch vorhanden. 2000 Bergleute im weiteren Sinne sind aber seit den Neunzigerjahren damit beschäftigt, die hoch verseuchten einstigen Fördergebiete bei Aue und Ronneburg zu sanieren. Die Bundesgartenschau 2007 in Gera und Ronneburg war das Ergebnis.

Inzwischen eröffnet der kontinuierliche Preisanstieg der Rohstoffe aber neue Perspektiven. Der Lebensmittelhunger der Welt hat den Abbau des für die Kunstdüngerproduktion so wichtigen Kalisalzes in Hessen und Thüringen profitabler gemacht als irgendwann im vergangenen Jahrhundert, und im geringeren Ausmaß gilt das auch für die Gipsproduktion in Schwaben und die Produktion seltener Industrieminerale vor allem in Süddeutschland. Auch der Schwefel, den die Erdölförderer westlich von Bremen früher einfach als Verschmutzung ihres wertvollen Produkts betrachteten, ist zum interessanten Wirtschaftsgut geworden.

Wie selbstverständlich auch das Öl und das Gas, das Deutschland nicht zu importieren braucht. Vor allem in Niedersachsen und Schleswig-Holstein, aber auch aus kleinen Feldern in Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg werden täglich ungefähr 3000 Barrel Erdöl und jährlich 19,6 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefördert.

Das entspricht immerhin 3,2 Prozent des inländischen Erdölkonsums und fast 19 Prozent der deutschen Nachfrage nach Erdgas. Zum Ölscheichtum taugt Deutschland trotzdem nicht: Mit weiteren Funden ist kaum zu rechnen, und beim heutigen Förderungstempo wäre das deutsche Erdgas in etwa 50 und das deutsche Erdöl in 12 Jahren verbraucht.

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