Heinz Goldmann Glaubwürdig bleiben

Der verstorbene Grandseigneur der Kommunikationsberatung hinterlässt Standards für den richtigen Umgang mit Menschen und Medien.

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Wenn Heinz Goldmann rief, kamen sie alle. Sein jährlicher Kongress „Managing Change“, den die WirtschaftsWoche als Medienpartner begleitete, war Pflichttermin für die Elite der deutschen Wirtschaft. Mehr als vier Jahrzehnte prägte der in Wirtschaftszirkeln hoch angesehene Trainer und Berater das Kommunikationsverhalten deutscher Topmanager. Sein Credo: „Wer glaubwürdig sein will, muss den ständigen Dialog suchen.“ Kaum ein Chef eines Dax-Konzerns, der nicht bei Goldmann in die Schule ging. Siemens-Vorstandsvorsitzender Klaus Kleinfeld, BASF-Chef Jürgen Hambrecht oder Porsche-Lenker Wendelin Wiedeking besuchten die Kaminabende und Seminare des begnadeten Moderators und scharfsinnigen Fragestellers genauso wie Sanierer Kajo Neukirchen oder Politprofi Egon Bahr.

Oft ging der Lehrmeister mit seinen Schülern hart ins Gericht. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann las er genauso die Leviten wie Ex-Infineon-Lenker Ulrich Schumacher – wenn sie wieder einmal gegen alle Regeln der Kommunikation verstoßen hatten. „Die meisten Manager sind keine guten Kommunikatoren“, urteilte Goldmann. Gute Kommunikation setze zwei Fähigkeiten voraus: „Ich muss mich in meinen Gesprächspartner oder mein Publikum hineinversetzen können. Und ich muss Ausstrahlung besitzen, um Wirkung zu erzeugen.“ Goldmanns Glaubwürdigkeit hat auch mit seinem Werdegang zu tun: Der Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie aus Ostwestfalen flüchtete 1938 mit seinen Eltern nach Schweden. Dort entdeckte er als Fußballtrainer sein Talent, anderen etwas beizubringen. Als Journalist begleitete er die Nürnberger Prozesse und machte später als Verkaufstrainer Karriere. Im Lauf seines Lebens hat er weltweit 445 000 Mitarbeiter trainiert. Sein Buch „Wie man Kunden gewinnt“ wurde in 20 Sprachen übersetzt und drei Millionen Mal verkauft. „Wenn die Kunst der Kommunikation einen Namen hätte“, so Allianz-Aufsichtsratschef Henning Schulte-Noelle, „dann könnte sie nur Heinz Goldmann heißen.“ Bis zuletzt arbeitete Goldmann zusammen mit seinem Sohn daran, die Zukunft seines Kongresses zu sichern. Vergangene Woche starb der 86-Jährige in Genf.

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