Finanzkrise Großbritannien schnürt zweites Bankenrettungspaket

Nach neuen Milliardenlöchern bei Banken hat Großbritannien ein zweites Rettungspaket geschnürt. Die Royal Bank of Scotland erwartet 31 Milliarden Euro Verlust und soll künftig zu 70 Prozent dem Staat gehören.

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Großbritanniens Quelle: REUTERS

Nach neuen Rekordverlusten bei den Banken hat die britische Regierung ein zweites massives Rettungspaket für die kriselnde Branche geschnürt. Unter anderem will der Staat die Bankenriesen gegen die Risiken ihrer faulen Kredite versichern, teilte Finanzminister Alistair Darling in London mit. Die Versicherung, für die die Steuerzahler gerade stehen, soll den Kreditfluss wieder ankurbeln. Unterdessen schreibt die Royal Bank of Scotland (RBS) für das vergangene Jahr den höchsten Verlust in der britischen Firmengeschichte mit umgerechnet bis zu 31 Milliarden Euro. Der Staat erhöhte deshalb den Anteil an der Großbank von 58 auf 70 Prozent.

Das neue Bankenrettungspaket sieht vor, dass die Banken das Ausmaß ihrer riskantesten Kredite offenlegen. Die Regierung wird die Institute dann gegen eine Gebühr gegen 90 Prozent der möglichen Ausfälle absichern. Die britischen Maßnahmen sollten ein Vorbild für andere Länder sein und auf dem G20-Gipfel im April in London diskutiert werden, sagte Premierminister Gordon Brown. Zugleich werde die Bank of England einen Fonds über 50 Milliarden Pfund einrichten, um gute Unternehmenswerte anzukaufen und die Firmen somit vor der Kreditklemme zu schützen. Erst vor etwa drei Monaten hatte Großbritannien sein erstes Milliarden-Rettungspaket vorgestellt.

Banken sollen wieder mehr Kredite vergeben

Das Volumen "toxischer Kredite“ in den Büchern britischer Banken wird auf 200 Milliarden Pfund geschätzt. Dies gilt als Grund, dass die Banken nur noch zögerlich Kredite vergeben, wodurch Unternehmen das Geld ausgeht und weitere Jobs verloren gehen. Darling erklärte, dass die Banken, die die Versicherung in Anspruch nehmen, sich verpflichten müssten, endlich wieder mehr Geld zu leihen.

Bereits Anfang Oktober rettete die Regierung mehrere Banken mit einer Finanzspritze über 37 Milliarden Pfund vor dem Kollaps. Die drei Banken RBS und die neu gebildete Lloyds Banking Group sowie HBOS wurden dabei teilweise verstaatlicht. Doch der Effekt blieb aus. Wie die RBS gestern mitteilte, rutschte die Bank 2008 so tief in die roten Zahlen, wie zuvor noch kein Unternehmen des Vereinigten Königreichs. Mit Abschreibungen auf den Unternehmenswert sei ein Verlust von bis zu 28 Milliarden Pfund möglich. Ohne die Abschreibungen, die sich vor allem auf die Teilübernahme des niederländischen Konkurrenten ABN Amro beziehen, und Einmaleffekte dürfte der Verlust zwischen sieben und acht Milliarden Pfund liegen. Die Aktie brach nach der Mitteilung um 32,5 Prozent ein.

Staatanteil über Kapitalerhöhung

Wegen des immensen Verlusts gibt RBS neue Stammaktien für fünf Milliarden Pfund aus und erhöht somit die Anteil des Staates. Das Kapital soll das bisher von der Regierung gegebene Vorzugskapital ersetzen. Die Regierung sichert die Kapitalerhöhung ab und garantiert die Ausgabe der Papiere zu 31,75 Pence je Aktie.

Unterdessen schloss die Lloyds Banking Group die Übernahme des Konkurrenten HBOS ab. Bis Ende 2011 rechnet das Institut mit Kosteneinsparungen vor Steuern in Höhe von jährlich 1,5 Milliarden Pfund (rund 1,6 Mrd Euro).

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