Leonard Meyer zu Brickwedde im Interview „Noch keine Spitze“

Leonard Meyer zu Brickwedde, Asienchef der Hypo Real Estate, über Immobilieninvestments in Fernost.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

WirtschaftsWoche: Was können Anleger von den asiatischen Immobilienmärkten erwarten? Meyer zu Brickwedde: Keine andere Region der Welt wächst ökonomisch so schnell wie Asien. Nirgendwo sonst ist der Bedarf an modernen Immobilien so groß. Die Schwellenländer bieten auf Sicht von zehn oder mehr Jahren hohe Wachstumschancen und etablierte Märkte wie Japan haben noch mehrere gute Jahre vor sich. Asien ist groß, wo genau liegen die Renditeperlen? In China und Indien sehe ich die größten Chancen bei hochwertigen Wohnimmobilien. Die wachsende Mittelschicht will unabhängig vom Konjunkturverlauf endlich besser wohnen. Und wie sieht es für Büros aus? Gerade in aufstrebenden Märkten wie China und Indien muss ich auch mal mit Stillstand oder einem Rückschlag rechnen. Dann können schnell ganze Etagen in den Bürotürmen leer stehen. Es gilt also, sehr vorsichtig und selektiv zu investieren. Das weckt schlechte Erinnerungen. Wir sind noch weit weg von den Übertreibungen vor der Asienkrise 1997. Der Markt bewegt sich zwar auf das Top-Niveau von 1995 zu, aber ich sehe derzeit nicht die Gefahr einer Währungskrise. Schon weil die Notenbanken viel größere Geldreserven haben als damals. Wie weit sind die Spitzenmieten in Singapur noch von den Werten vor der Asienkrise entfernt? Bei Büromieten um 44 Euro pro Quadratmeter sind es knapp 20 Prozent. Von welchen Segmenten raten Sie ab? In China sind es die schon sehr teuren Büroimmobilien. Damit sich das noch lohnt, müsste China in der kommenden Dekade weiterhin Jahr für Jahr um zehn Prozent wachsen. Wer kann das garantieren? Derzeit fließt viel ausländisches Kapital in zu wenige erstklassige Objekte. Am Ende kommen Investoren dann auf Renditen wie mit Staatsanleihen. Wo liegen die Unterschiede bei der Immobiliensuche in China und Japan? In China muss man sich viel mehr Objekte anschauen. Wenn ich mir in Japan drei Gebäude anschaue, weiß ich: Eins wird es sein. In China müssen es mindestens 30 sein. Eigentümerrechte, Struktur, Lage, die potenziellen Mieter – es gibt so viele gefährliche Knackpunkte. Woran liegt das? Es gibt wenig gesichertes Zahlenmaterial über die lokalen Märkte, und in den schnell wachsenden Metropolen der Schwellenländer fehlt es zudem an klaren Stadtteilstrukturen. Was heute noch Zentrum ist, kann in einem Jahr Randlage sein. Der Boom in den Schwellenländern als Kaufargument leuchtet ein. Aber warum gerade jetzt Japan? Japan war bis vor einem Jahrzehnt im Prinzip geschlossen. Damals gehörten Grundstücke und Gebäude fast ausschließlich einheimischen Unternehmen, die selten verkauften, weil eine Immobilie die Bilanz stärkt und Banken darauf Kredite vergeben. Heute werden auch sehr gute Immobilien abgegeben, um Geld für neue Investments zu haben. In den nächsten Jahren dürften Objekte im Wert von 500 Milliarden Dollar auf den Markt kommen. Da lohnt sich der Einstieg über die 40 börsennotierten Immobilienaktiengesellschaften (Reits). Die Dividendenrendite liegt bei 3,5 bis 4,3 Prozent – plus Wertzuwachs. Und: Japan ist der größte Immobilienmarkt Asiens. Allein in Tokio wird mit 50 Milliarden Dollar im Jahr mehr Miete kassiert als in London und New York zusammen, der Leerstand liegt zwischen zwei und drei Prozent. Japans Hauptstadt hatte zwischen 1993 und 2000 eine Phase, in der die Preise teilweise um mehr als 75 Prozent eingebrochen sind. In sehr guten Lagen steigen seit 2002 wieder die Preise. Lohnt sich ein Investment noch, wenn es nun wieder erheblich teurer ist? In jedem Fall, denn der Preisanstieg ist vernünftig. Anders als Ende der Achtzigerjahre, als sich selbst in Tokioter Randgebieten die Preise binnen zwölf Monaten verdoppelten. Jetzt steigen sie in zentralen Lagen binnen eines Jahres um rund zehn bis 15 Prozent – alle Welt will Büroobjekte.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%