Griechenland-Krise Osteuropa-Banken fürchten Ausweitung auf Balkan

Auf dem Balkan wächst die Furcht vor einer Ausweitung der Griechenland-Krise auf das Bankensystem der Länder der Region. Denn griechische Banken sind auf dem Balkan extrem stark engagiert. Allein die fünf größten griechischen Geldhäuser haben jedoch binnen drei Jahren einen Refinanzierungsbedarf von 17,6 Mrd. Euro.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Außerhalb der EU sind Geldhäuser wie die National Bank of Greece (Foto) vor allem in Serbien und Mazedonien sehr stark vertreten. Quelle: dpa Quelle: handelsblatt.com

BERLIN. Zugleich werden die Banken derzeit von deutlichen Rückstufungen ihrer Bonität durch die Ratingagenturen bedroht. Deshalb warnen Experten vor negativen Folgen für die Banken und Volkswirtschaften auf dem Balkan. "Wir brauchen für Griechenland eine ähnliche Lösung wie vor einem Jahr in der Osteuropa-Krise", fordert Simon Quijano-Evans von Credit Agricole Cheuvreux.

Damals hatten EU, Internationaler Währungsfonds (IWF), Weltbank und die Osteuropaförderbank EBRD ein Milliarden-Stützungspaket aufgelegt. Die in Osteuropa stark engagierten westeuropäischen Großbanken verpflichteten sich im Gegenzug, ihr Kreditengagement in der Krisenregion nicht zu reduzieren.

Obwohl er für den Balkan "noch nicht das Risiko sieht, dass sich die Griechen aus der Region zurückziehen", werde dies laut Quijano-Evans auch von einem generellen Unterstützungsprogramm für die Hellenen abhängen. Daria Orlova, Osteuropa-Expertin der Deka-Bank, sieht auch noch "keine akute Gefahr für das Bankensystem" in den Balkanländern, "vor allem, da Griechenland implizit Hilfe seitens der EU zugesagt wurde". Das Problem existiere aber "eher mittelfristig".

Vor allem Bulgarien und Rumänien seien von einem Überschwappen der Griechenland-Krise bedroht, meinen die Analysten von Morgan Stanley: Griechische Banken dürften ihre Töchter in den Balkanstaaten künftig deutlich geringer mit Kapital versorgen und die Kreditvergabe in den Ländern zurückfahren. Das würde die ohnehin schon unter Druck stehenden Volkswirtschaften Bulgariens und - in etwas geringerem Ausmaß - Rumäniens weiter belasten, so Morgan Stanley.

Nach Berechnungen des Magazins "The Banker" haben allein die vier größten griechischen Geldhäuser auf dem Balkan einen Marktanteil von 20 Prozent, in Bulgarien sogar von 35 Prozent. Außerhalb der EU sind Geldhäuser wie National Bank of Greece, Alpha Bank, Piraeus Bank, EFG Eurobank und ATE vor allem in Serbien und Mazedonien sehr stark vertreten und haben zahlreiche Filialen oder Töchter in Albanien, der Ukraine, Kroatien, Moldawien und der Türkei.

In Serbien, das derzeit besonders heftig von der Wirtschaftskrise gebeutelt wird und wo die Landeswährung Dinar stark unter Druck steht, ist sich Notenbank-Gouverneur Radovan Jelasic noch sicher, "dass serbische Banken genügend gut kapitalisiert sind für externe makroökonomische Schocks". Belgrad verhandelt gerade hart über vom IWF geforderte strikte Sparauflagen für die Auszahlung weiterer Hilfsmillionen. Auch Rumänien, das auf IWF-Zahlungen wartet, träfe das von Analysten erwartete Zurückschrauben der Kreditvergabe durch Athens Banken schwer: Laut gestern veröffentlichter Daten ist die rumänische Wirtschaft 2009 mit minus 7,2 Prozent stärker geschrumpft als erwartet.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%