Frankreich geschockt Präsidenten-Amt rückt für Strauss-Kahn in weite Ferne

Die Festnahme von Dominique Strauss-Kahn rüttelt die französische Politik auf. Während die Sozialisten vor Vorverurteilungen warnen, sehen die politischen Gegner den schlechten Ruf Strauss-Kahns bestätigt.

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Bis zu seiner Festnahme galt Dominique Strauss-Kahn als schärfster Rivale für Staatspräsident Nicolas Sarkozy. Quelle: handelsblatt.com

Die Nachricht von der Verhaftung von Dominique Strauss-Kahns wegen des Verdachts der versuchten Vergewaltigung eines New Yorker Zimmermädchens schlug in Paris wie eine Bombe ein. Denn damit scheint seine Kandidatur für Frankreichs Präsidentschaftswahlen unmöglich zu werden. Diese Ansicht vertritt zum Beispiel Jaques Attali, ehemalige Wirtschaftsberater des sozialistischen Staatspräsidenten Francois Mitterrand. „Ich glaube nicht, dass er Kandidat sein wird“, sagte Attali dem Sender Europe 1. „Wir werden also sehen, dass Martine Aubry (Partei-Chefin der Sozialistin) gegen Francois Hollande (ehemaliger Parteichef) antreten wird.“

Strauss-Kahns Parteifreunde dagegen verwahrten sich dagegen vor einer schnellen Vorverurteilung. „Das ist ein Schock“, sagte die sozialistische Spitzenpolitikerin Ségolène Royal, die bereits ihre Kandidatur für die Partei-interne Kür des sozialistischen Präsidentschaftskandidaten angekündigt hatte. „Dominique Strauss-Kahn hat das Recht wie jeder andere Bürger auf die Unschuldsvermutung, solange die Vorwürfe nicht erwiesen sind.“ Sie rief Frankreichs Politiker dazu auf „sich zurückzuhalten und nicht zu versuchen, Profit aus der Affäre zu ziehen.“

Die Nachricht war ein Blitzschlag

Dominique Strauss-Kahn galt bis dato als aussichtsreichster Kandidat der oppositionellen Sozialisten, im nächsten Jahr bei den Präsidentschaftswahlen Nicolas Sarkozy aus dem Amt zu jagen. Doch noch hatte sich DSK, wie er kurz genannt wird, noch nicht dazu erklärt. Denn sein aktuelles Amt als Direktor des Internationalen Währungsfonds verbietet Strauss-Kahn jeden Kommentar zu Frankreichs innenpolitischer Lage. Sprich, in dem Moment, in dem DSK seine Präsidentschaftskandidatur erklärt, muss er von seinem IWF-Amt zurück treten.

Die Sozialisten wollen ihren Spitzenkandidaten per Urwahl bestimmen. Der parteiinterne Zeitplan sieht vor, dass die Anwärter sich bis Ende Juni erklären müssen. Strauss-Kahns Anmeldung wurde daher für die nächsten Wochen erwartet. Um eine neue Zerreißprobe der Partei zu vermeiden, hatten Strauss-Kahn und Partei-Chefin Martine Aubry vereinbart, dass keiner gegen den anderen bei der internen Vorwahl antreten wird. Aubry sagte am Sonntag, sie sei angesichts der Nachricht von DSKs Verhaftung „verblüfft“. Die Nachricht habe sie „wie ein Blitzschlag“ getroffen. Zu den Möglichkeiten des Parteikollegen, jetzt noch im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur anzutreten, äußerte sie sich nicht. Sie rief die Sozialisten auf, „einig und verantwortungsbewusst“ aufzutreten.

Strauss-Kahn erniedrige Frankreichs Bild im Ausland

Für Marine Le Pen, Chefin der Rechtsextremem Front Nationale, ist dagegen klar, dass durch den Vorfall DSK „definitiv als Kandidat für das höchste Staatsamt diskreditiert ist“. Die Vertreter von Frankreichs regierenden UMP hielten sich zunächst zurück. Lediglich der UMP-Abgeordnete von Paris, Bernard Debré, bezeichnete DSK als „einen Mann, den man nicht frequentieren sollte“, er würde Frankreichs Bild im Ausland „erniedrigen.“

Schon vor dieser neuen Sex-Affäre war der potenzielle Kandidat Strauss-Kahn unter öffentlichen Druck geraten. Auslöser war ein Foto, auf dem Strauss-Kahn aus einem Porsche Panamera seines Kommunikationsberaters Ramzy Khiroun steigt. An diesem Bild hatte sich eine Polemik über seinen Lebensstil und sein Vermögen entzündet. Dabei ist seit langem bekannt, dass der Spitzenpolitiker dank seiner Frau Anne Sinclair vermögend ist; diese ist Erbin des Kunsthändlers Paul Rosenberg. Das Blatt „France Soir“ hatte behauptet, Strauss-Kahn ließe sich bei einem Edel-Schneider in Washington Maßanzüge für fünfstellige Beträge anfertigen. Strauss-Kahn klagte daraufhin gegen das Blatt wegen Rufschädigung. Jetzt hat der IWF-Chef ganz anderen Ärger mit der Justiz.

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