Gesundheitspolitik Röslers Traumjob auf Zeit

Gesundheitsminister Rösler möchte seine Zeit im Haifischbecken der Berliner Lobbyszene offenbar von Anfang an begrenzen. Das ist karrieretechnisch nicht besonders klug, aber ansonsten mehr als verständlich. Ein Kommentar von WirtschaftsWoche-Redakteurin Katharina Koufen.

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Katharina Koufen

Das gibt es selten: Ein soeben frisch ins Amt gehobener, junger Minister kündigt seinen eigenen Rücktritt an!

Philipp Rösler erklärte in einer Fernseh-Talkshow, er knüpfe seine politische Zukunft an die Gesundheitsprämie: „Wenn es mir nicht gelingt, ein vernünftiges Gesundheitssystem einzuführen, will mich keiner mehr haben.“

Seit Beginn der schwarz-gelben Regierung streiten CDU, CSU und FDP darüber, wie das Gesundheitssystem künftig aussehen soll. Die Liberalen streben den kompletten Umbau in ein Prämiensystem an: Die Beiträge der Krankenversicherten sollen künftig nicht mehr vom Einkommen abhängig sein, sondern pauschal erhoben werden. Zwischen den einzelnen Kassen darf es aber Unterschiede geben, auch in der Höhe der Beiträge - dies ist sogar erwünscht. Die CSU möchte mehr regionale Unterschiede zulassen als bisher, ansonsten aber das System weitgehend so belassen, wie es ist. Die CDU tendiert in  Richtung FDP.

Nicht das ganze Leben in der Politik

Das Pikante an Röslers Satz: Es ist jetzt schon klar, dass das Prämienmodell, wie die FDP es anstrebt, 2013 noch nicht eingeführt sein wird. Das sagte Rösler auch mehrfach selbst, zuletzt in einem Gespräch mit der WirtschaftsWoche in dieser Woche. Im übrigen hat der Augenarzt fest vor, nicht sein gesamtes Arbeitsleben der Politik zu widmen: Mit 45 Jahren soll Schluss sein. In wenigen Tagen wird Rösler 37 Jahre alt.

Ob es für die Karriere klug ist, seinen Gegnern zu signalisieren, dass sie nur noch dreieinhalb Jahre durchhalten müssen, ist fraglich. Verständlich ist die Ankündigung allemal. Als Gesundheitsminister hat man viele Feinde und jede Menge falsche Freunde. Das zermürbt. Die Entourage von Ex-Ministerin Ulla Schmidt litt nach vielen Jahren Dauerbeschuss unter Verfolgungswahn, Schmidt selbst musste in Emails und Briefen übelste Beschimpfungen erdulden.

Röslers Familie lebt in Hannover, seine Töchter werden 2013 fünf Jahre alt sein. Er ist ein moderner Vater, der Zeit mit seinen Kindern verbringen will, und er hat eine Frau, die als Ärztin praktizieren möchte. Die Zeiten, in denen Dauerbüropapas wie Edmund Stoiber die Regel waren, sind glücklicherweise vorbei: Der Ex-CSU-Chef soll seine - selbstverständlich Zuhause Kinder hütende - Frau angemeckert haben, warum er sie im Büro störe, nur weil die Tochter gerade laufen gelernt hatte.

Vielleicht ahnt Rösler auch jetzt schon: Zu einem befriedigenden Abschluss kommt man in seinem Ressort ohnehin nie. „Nach der Reform ist vor der Reform“, diesen Satz seufzte Vorgängerin Schmidt immer wieder, und wahrscheinlich seufzten ihn die Vorvorgänger Andrea Schmidt, Horst Seehofoer und viele andere vor ihr auch schon.

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