Frankreich Tschernobyl-Wolke ums Tausendfache unterschätzt

Nachdem in Tschernobyl 1986 der Reaktorblock 4 explodierte, zog eine radioaktive Wolke über weite Teile Europas. Es folgte der sogenannte Atomregen. Heute kritisiert der ehemalige Umweltminister Frankreichs die Fehler von damals.

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HB PARIS. Die Strahlenbelastung in Frankreich nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl vor 20 Jahren wurde neuen Untersuchungen zufolge bis um das Tausendfache unterschätzt. „Wenn Tschernobyl für die Sowjetunion eine Umweltkatastrophe war, dann war sie für Frankreich eine zusätzliche Katastrophe für die Demokratie“, sagte der Umweltminister von 1986, Alain Carignon (UMP), der Lyoner Zeitung „Le Progrès“. Er habe damals vergeblich für mehr Transparenz plädiert. Am 26. April 1986 explodierte in Tschernobyl ein Atomreaktor und gab große Mengen radioaktiven Materials in die Luft ab. Die Wolke zog über weite Teile Europas bis Spanien. Im Mai 1986 maß das französische Institut für Strahlenschutz SCPRI Belastungen mit Cäsium-137 zwischen 25 Becquerel pro Quadratmeter in der Bretagne und 500 Becquerel im Elsass. Heute nennt das Nachfolgeinstitut IRSN Werte zwischen 10 000 und 20 000 Becquerel vom Elsass bis Korsika. Mancherorts sind die Werte tausend Mal höher als damals angegeben. Cäsium-137 ist ein Hauptbestandteil des radioaktiven Niederschlags. Wie die Werte von 1986 zu Stande kamen, ist angeblich nicht mehr nachzuvollziehen.

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