Fachkräftemangel Wirtschaft investiert Milliarden in Hochschulen

Überfüllte Hörsäle und trotzdem zu wenige Absolventen – deutsche Unternehmen wollen hier nicht länger auf die Politik warten. Eine neue Studie zeigt: Die Wirtschaft beteiligt sich längst im großen Umfang an der Finanzierung der akademischen Bildung.

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Ein Ingenieur prüft die Quelle: dpa

Mehr als 2,2 Milliarden Euro investierten Unternehmen im vergangenen Jahr in die akademische Bildung. Laut einer repräsentativen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft gaben sie damit fast doppelt so viel Geld für die Hochschulen wie für Forschung und Entwicklung.

Die Wirtschaft reagiert damit auf den schon heute in vielen Branchen existierenden Fachkräftemangel. Bereits heute fehlen rund 76.000 Akademiker mit einem Abschluss in den sogenannten MINT-Fächern, also in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. 2020 werden es schätzungsweise bereits 200.000 sein. Darauf will die Wirtschaft nicht warten: 58 Prozent der deutschen Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern investiert heute gezielt in den akademischen Nachwuchs. „Das zeigt, dass in der Wirtschaft nicht nur über das Problem geredet, sondern dass auch gehandelt wird“, sagt Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes.

Studierende im Fokus

Der größte Teil der Investitionen fließt dabei direkt an die Studierenden. Rund 1,54 Milliarden Euro investierten die Unternehmen in duale Studiengänge, studienbegleitende Praktika und Stipendien. Und auch die eigenen Mitarbeiter werden gefördert. Jedes dritte Unternehmen unterstützt es, wenn die eigenen Mitarbeiter nach einigen Jahren im Betrieb ein Aufbaustudium absolvieren wollen. Rund 286 Millionen Euro stellten die Unternehmen dafür zur Verfügung.

Die Hochschulen wurden mit rund 642 Millionen Euro gefördert, meist in Form direkter Geldspenden etwa für den Bau neuer Hörsäle. Daneben finanzierte die Wirtschaft 2009 rund 580 Stiftungsprofessuren, durchschnittlich mit 150.000 Euro pro Jahr und Hochschullehrer.

Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Ausbildung zukünftiger Mitarbeiter. 95 Prozent der befragten Unternehmen gaben den Fachkräftemangel als wichtigsten Grund für ihr Engagement an. Doch auch die gesellschaftliche Verantwortung ist bei den Unternehmen eine Triebfeder. Rund 80 Prozent sehen es als ihre Aufgabe an, sich an der Ausbildung ihrer künftigen Mitarbeiter zu beteiligen.

Die Studie von IW und Stifterverband beleuchtet zum ersten Mal, in welchem Umfang die Unternehmen in die akademische Bildung investieren. Die Studie fragt dabei explizit nach den Mitteln und Motiven der Wirtschaft. Nicht enthalten sind die Ausgaben der Unternehmen für Forschung und Entwicklung sowie die Förderung über Mittelsorganisationen wie wirtschaftsnahe Stiftungen. „Das tatsächliche Engagement der Unternehmen ist also weit größer“, sagt IW-Direktor Michael Hüther.

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