ARD-Deutschlandtrend Zwei Drittel fürchten um ihre Ersparnisse

Die Deutschen rechnen laut einer Umfrage mehrheitlich mit einem sinkenden Lebensstandard in den kommenden Jahren. Zwei Drittel fürchten angesichts der Finanzkrise außerdem um ihre Ersparnisse. Das Krisenmanagement der Bundesregierung kommt bei den Bürgern schlecht weg - das Ansehen der Regierung erreicht einen neuen Tiefpunkt.

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Kanzlerin Angela Merkel und ihre schwarz-gelbe Koalition verlieren an Zustimmung. Quelle: Reuters

HB KÖLN. Insgesamt 54 Prozent der Bundesbürger gehen laut dem am Donnerstag veröffentlichten ARD-Deutschlandtrend davon aus, dass sie infolge der Wirtschaftskrise Einbußen beim Lebensstandard hinnehmen werden müssen. 36 Prozent erwarten, dass ihr Lebensstandard in etwa gleich bleiben wird. Nur neun Prozent erwarten eine Verbesserung. Bei vergleichbaren Fragestellungen zu diesem Thema sei dies das erste Mal, dass eine Mehrheit der Deutschen die eigene wirtschaftliche Zukunft pessimistisch sieht, betonten die Meinungsforscher.

Zwei Drittel der Bundesbürger (67 Prozent) sagen: "Ich mache mir Sorgen um meine Ersparnisse." Dies sind 17 Punkte mehr im Vergleich zum Juni letzten Jahres. Drei Viertel (75 Prozent) denken, dass "der schlimmste Teil der Krise uns noch bevorsteht". Dies sind 19 Punkte mehr im Vergleich zum Vormonat. Eine Mehrheit der Deutschen von 59 Prozent gibt auch an, dass sie "persönlich von der Krise bisher nicht betroffen sind", drei Prozentpunkte weniger als im Vormonat.

Viel Kritik am Krisenmanagement

Nur ein Drittel der Deutschen (34 Prozent) findet, dass "die Bundesregierung in der Euro-Krise bislang die richtigen Entscheidungen getroffen hat". 56 Prozent sind nicht dieser Ansicht. Drei Viertel (74 Prozent) glauben, dass "die Politik sich gegen die Finanzmärkte ohnehin nicht mehr durchsetzen kann".

Knapp zwei Drittel der Bundesbürger sprechen sich gegen den Euro-Rettungsschirm und die Beteiligung Deutschlands daran aus. 64 Prozent halten die Entscheidung für falsch, dass Deutschland sich mit Bürgschaften von bis zu 123 Mrd. Euro am Schutzpaket für die europäische Gemeinschaftswährung beteiligt. Nur 31 Prozent halten diese Entscheidung für richtig.

Ansehen der Bundesregierung auf neuem Tiefpunkt

Das Ansehen der schwarz-gelben Bundesregierung ist so schlecht wie nie zuvor. Der Erhebung zufolge sind nur noch 20 Prozent der Deutschen mit der Arbeit von Union und FDP zufrieden. Das sind sechs Prozent weniger als im Vormonat. 78 Prozent der befragten Bundesbürger äußerten sich unzufrieden mit der Arbeit der Koalition (plus fünf Prozentpunkte).

Die Mehrheit der Bundesbürger fände der Umfrage zufolge inzwischen eine große Koalition besser als Schwarz-Gelb. 58 Prozent meinten, dass ein Bündnis aus CDU und SPD bessere Arbeit leisen würde als die derzeitige Regierungskoalition. Nur jeder Fünfte (22 Prozent) befürwortete eine Fortsetzung von Schwarz-Gelb. Auch eine Mehrheit der Unions-Anhänger ist demnach für eine große Koalition.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel bekam den Unmut der Wähler zu spüren. Sie verlor gegenüber dem Vormonat zehn Punkte und erreichte nur noch eine Zustimmung von 48 Prozent. Dies ist der schlechteste Wert für Merkel seit November 2006. In der Rangliste der beliebtesten Parteipolitiker belegte sie damit nur noch Platz 3. An der Spitze der Beliebtheitsliste behauptete sich weiterhin Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) vor Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) landete mit einer Zustimmung von 47 Prozent knapp hinter der Kanzlerin auf dem vierten Platz. Schlusslicht bei den abgefragten Parteipolitikern war weiterhin FDP-Chef Guido Westerwelle mit einer Zustimmung von 24 Prozent.

Mehrheit erwartet Steuererhöhungen

In der Sonntagsfrage des ARD-Deutschlandtrends verlor die Union gegenüber dem Vormonat zwei Punkte und kam auf 33 Prozent. Die SPD konnte dagegen einen Punkt hinzugewinnen und erreichte 27 Prozent. Die FDP verlor einen Punkt und kam auf sieben Prozent. Die Grünen lagen unverändert bei 16 Prozent. Die Linke legte um einen Punkt zu und erreichte elf Prozent.

Knapp zwei Drittel der Deutschen (64 Prozent) sind der Umfrage zufolge überzeugt, dass die im kommenden Jahr im Bundeshaushalt klaffende Finanzlücke in Höhe von zehn bis 15 Mrd. Euro nur durch Steuererhöhungen ausgeglichen werden können. Nur 29 Prozent denken, dass ein Ausgleich durch Einsparungen möglich ist.

Bei der Frage, in welchen Bereichen auf keinen Fall gespart werden sollte, nennt eine Mehrheit der Deutschen von 59 Prozent zuerst den Bereich Bildung/Schule.

Für die Umfrage im Auftrag der ARD-Tagesthemen hat das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap am Dienstag und Mittwoch dieser Woche 1 000 Wahlberechtigte bundesweit telefonisch befragt.

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