2009 Kurzarbeit rettete mehr als 300 000 Arbeitsplätze

Dank der Kurzarbeit konnten nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit mehr als 300 000 Jobs erhalten werden. Doch die Kosten für die Konjunkturmaßnahme waren milliardenschwer.

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Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise. Quelle: dpa Quelle: handelsblatt.com

NÜRNBERG. Die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA) hat 2009 fast fünf Milliarden Euro für Kurzarbeit ausgegeben. Dadurch seien mehr als 300.000 Arbeitsplätze erhalten geblieben, sagte der BA-Vorstandsvorsitzende, Frank-Jürgen Weise. Zuletzt hätten etwa eine Million Arbeitnehmer konjunkturelles Kurzarbeitergeld erhalten und etwa ein Drittel weniger gearbeitet.

"Die Arbeitslosigkeit wäre vermutlich höher als die 300.000 geretteten Stellen gewesen", sagte Weise. Denn wenn bei einem Mitarbeiter zwei Drittel seiner Arbeit aufgrund fehlender Aufträge wegfielen, werde dieser in der Regel nicht zu einem Drittel weiterbeschäftigt, sondern ganz entlassen worden. Die verbliebenen Mitarbeiter hätten dann seine Arbeit erledigt und Überstunden gemacht. Dies sei durch die Kurzarbeit vermieden worden.

Entsprechend seien die 4,7 Milliarden Euro gut angelegtes Geld, betonte Weise. "Denn wenn ich alles einrechne, dann ist Kurzarbeit preiswerter als Arbeitslosigkeit." Riskant sei allerdings, wenn ein Mitarbeiter nach der Kurzarbeit doch noch entlassen wird. "Dann haben wir doppelt bezahlt", sagte Weise. Für 2010 erwartet seine Behörde ein Nachlassen der Nachfrage nach Kurzarbeit.

Im Haushalt sind im nächsten Jahr nur noch etwas über drei Milliarden Euro für diesen Posten eingeplant. "Wir rechnen im Schnitt mit 530.000 Mitarbeitern, die 30 Prozent weniger arbeiten", erklärte Weise. Zu dieser Entwicklung trügen Firmen wie beispielsweise BMW bei, die aufgrund ihrer guten Auftragslage die Kurzarbeit beenden könnten, aber auch solche Unternehmen, deren Lage sich weiter verschlechtert habe und die aufgeben müssten.

Zu den bekannt gewordenen Missbrauchsfällen bei Kurzarbeit sagte Weise, gemessen an der Gesamtzahl liege die Zahl der Verdachtsfälle bei deutlich unter einem Prozent. "Zwar ist jeder Einzelfall nicht zu akzeptieren. Aber es ist kein Phänomen, bei dem man sich jetzt große Sorgen zu machen braucht", betonte er.

Gleiches gelte für den bekanntgewordenen Datenmissbrauch aus der Jobbörse der BA. "Ich habe viel Verständnis dafür, dass der Datenschutzbeauftragte in solchen Fällen sehr kritisch ist", sagte der BA-Chef. Es sei wichtig für die Behörde, dass Sicherheitslücken aufgedeckt würden, weil man daraus lernen könne.

Allerdings bleibe trotz strenger Kontrollen und einer hohen Aufdeckungsquote ein Restrisiko. Schließlich solle die Jobbörse nicht so strenge Zugangsbeschränkungen für Arbeitgeber erhalten, dass niemand mehr ein Arbeitsplatzangebot einstellen wolle. "Wir wollen ja ein offenes System", sagte Weise. Gleichzeitig kritisierte er fehlende Kontrollen in privaten Stellenbörsen. "Ich kenne kein Qualitätssicherungssystem, das bei den privaten, offenen, europaweiten Jobbörsen einen solchen Missbrauch ausschließt", so der Behördenchef.

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